Bei Migräne leiden einige Betroffene nicht nur unter Kopfschmerzen, sondern auch unter sogenannten Aurasymptomen. Zu diesen zählen Sehstörungen, die bereits vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen auftreten. Bisher blieben deren konkrete Ursachen allerdings unklar.
Forschende der University of California – Los Angeles Health Sciences (UCLA) haben in einer neuen Studie nun untersucht, ob möglicherweise Veränderungen in der Struktur und Funktion der Blutgefäße in der Netzhaut eine Rolle bei den Sehstörungen im Zuge eines Migräneanfalls spielen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Headache – The Journal of Head an Face Pain“ veröffentlicht.
Viele leiden unter Migräne
Migräne ist ein relativ weitverbreitetes Beschwerdebild, von dem laut Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hierzulande rund 14 Prozent der Frauen und rund sieben Prozent der Männer betroffen sind.
Häufig werden die Migräneanfälle von visuellen Symptomen begleitet, wobei allerdings die Ursache dieser Sehstörungen bisher unklar blieb, erläutert das Forschungsteam der UCLA.
Durchblutung der Netzhaut untersucht
Ob möglicherweise Veränderungen der Durchblutung in der Netzhaut hierbei eine Rolle spielen, versuchten die Forschenden nun mithilfe der sogenannten optischen Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) zu ermitteln.
„Die OCTA ist ein schnelles, nicht-invasives Bildgebungsverfahren, mit dem die retinale Mikrovaskulatur mit hoher räumlicher Auflösung in einem klinischen Umfeld sichtbar gemacht werden kann“, erläutern die Forschenden.
Insgesamt wurden 37 Personen mit Migräne und Aurasymptomen, 30 Personen mit Migräne ohne Aurasymptome und 20 gesunde Personen als Kontrollgruppe mittels OCTA untersucht. Bei den Migränepatientinnen und -patienten erfolgte eine Untersuchung des retinalen Gefäßsystems während und zwischen den Anfällen.
Zusammenhang mit Migräne festgestellt
Anschließend versuchten die Forschenden Veränderungen in der Struktur und Funktion des Netzhautgefäßsystems zu identifizieren, die in Zusammenhang mit den Sehstörungen stehen. Sie stellten fest, dass während der Migräneanfälle eine signifikante Reduktion des Blutflusses in der Netzhaut auftritt.
Die veränderte Durchblutung war sowohl bei Migräne mit Aurasymptomen als auch bei Migräne ohne Aurasymptome feststellbar, berichtet das Team. Betroffene mit Aurasymptomen zeigten jedoch einen noch geringeren Blutfluss in bestimmten Bereichen der Netzhaut.
Zudem war laut den Forschenden bei einseitigen Kopfschmerzen der Blutfluss in der Netzhaut der gleichen Seite stärker verändert.
Neuer Biomarker für Migräne
Insgesamt könnten die Studienergebnisse Aufschluss darüber geben, warum manche Betroffenen visuelle Symptome bei Migräne entwickeln, und die retinale mikrovaskuläre Durchblutung könnte zudem als Biomarker für Migräneanfälle dienen, resümieren die Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of California - Los Angeles Health Sciences: Blood flow changes in the eyes could influence visual symptoms of migraines (05.01.2024), eurekalert.org
- Katherine Podraza, Nitin Bangera, Akira Feliz, Andrew Charles: Reduction in retinal microvascular perfusion during migraine attacks; in: Headache - The Journal of Head an Face Pain (veröffentlicht 30.11.2023), Headache
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Migräne (Stand 09.01.2024), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.