Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen bei Migräne
Frauen, die unter Migräne leiden, drohen im Verlauf einer Schwangerschaft vermehrte Komplikationen. Sie sollten daher im Falle eine Schwangerschaft als Risikopatientinnen eingestuft werden, die eine engmaschige medizinische Überwachung erhalten.
Das Forschungsteam um Professor Dr. Nirit Lev von der Tel Aviv University hat auf dem 7. Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der deutlich wurde, dass Frauen mit Migräne ein höheres Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, Hyperlipidämie und Blutgerinnsel aufweisen. Bei betroffenen Frauen sei eine Betrachtung als „Hochrisiko“-Schwangerschaften angebracht, so Professor Lev.
Migräne ein weit verbreitetes Beschwerdebild
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und hauptsächlich durch starke, auf einer Seite des Kopfes lokalisierte Kopfschmerzen gekennzeichnet. Viele Betroffene zeigen zudem weiteren Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und erhöhte Lichtempfindlichkeit. In diesen Fällen ist von einer Migräne mit Aura die Rede.
Frauen häufiger betroffen
Aus früheren Forschungsarbeiten ist bereits bekannt, dass Migräne bei Frauen rund dreimal häufiger auftritt als bei Männern, wobei hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit der Menstruation, den Wechseljahren und der Geburt eines Kindes als Ursache einer verstärkten Migräneaktivität gelten. Das israelische Forschungsteam ist nun der Frage nachgegangen, ob die Migräne umgekehrt eventuell auch Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf haben kann
Höheres Risiko für Komplikationen
Für die Untersuchung analysierten die Forschenden die Schwangerschaftsdaten von 145.102 Frauen aus den Jahren 2014 bis 2020 (erste Schwangerschaft in dem Zeitraum pro Frau), wobei 12.222 Frauen unter Migräne litten und 1.576 unter Migräne mit Aura. Bei den schwangeren Frauen mit Migräne sei ein höheres Risiko für geburtshilfliche und postpartale Komplikationen feststellbar gewesen, wobei der Effekt bei Migräne mit Aura besonders ausgeprägt war, berichten die Forschenden.
Zudem hatten schwangere Migränepatientinnen ein signifikant erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Hyperlipidämie und Blutgerinnsel und benötigten während der Wehen häufiger eine sogenannte Periduralanästhesie. „Unsere Studie bestätigt, dass Frauen, die unter Migräne leiden, ein höheres Risiko für eine Reihe von medizinischen und geburtshilflichen Komplikationen haben“, betont Hauptautor Professor Lev.
Hochrisiko-Schwangerschaften bei Migräne
Die Forschenden empfehlen daher, bei Frauen mit Migräne von „Hochrisiko“-Schwangerschaften auszugehen, die auch nach einem Hochrisiko-Protokoll behandelt werden sollten. Bei Risikoschwangerschaften sei eine besondere Überwachung und Betreuung während der gesamten Schwangerschaft erforderlich.
Da zudem festgestellt wurde, „dass Migränepatientinnen ein höheres Risiko haben, während der Schwangerschaft und nach der Geburt eine Depression zu entwickeln“, rät Professor Lev, ihnen bereits während der Schwangerschaft eine entsprechende ärztliche Beratung und nach der Geburt eine angemessene Nachbetreuung anzubieten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Emotive: Pregnant women with migraine at higher risk of complications, new research finds (veröffentlicht 20.06.2021), eurekalert.org
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