Profitieren alle Migräne-Patienten von einer Botox-Behandlung?
Onabotulinumtoxin A, oftmals schlicht als Botox bezeichnet, kann bei chronischer Migräne nachweislich für Linderung sorgen. Durch eine präventive Anwendung lässt sich die Zahl der Kopfschmerztage bei den meisten chronischen Migräne-Patienten deutlich verringern. Doch nicht alle Betroffenen sprechen gleich gut auf die Behandlung an und bisher wurde diese Form der Therapie oftmals abgebrochen, wenn keine Verringerung der Kopfschmerztage erreichbar schien. Allerdings lässt sich laut einer Studie von Wissenschaftlern des University College London auch bei diesen Patienten die Intensität der Schmerzen mit Onabotulinumtoxin A reduzieren.
Laut den Behandlungsleitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) ist Onabotolinumtoxin A bei der Prävention der Migräne durchaus wirksam, allerdings sollte der Einsatz erfahrenen Neurologen vorbehalten bleiben. Die Anzahl der Kopfschmerztage lässt sich durch die Behandlung bei vielen Betroffenen erheblich reduzieren und bei etwa der Hälfte der Patienten bessert sich die Migräne während der Therapie soweit, dass keine weiteren Botox-Injektionen mehr erforderlich werden, berichten die Fachgesellschaften. Auch andere Ansätze der Migräne-Prävention werden in den Behandlungsleitlinien ausführlich dargelegt.
Botox-Therapie in den neuen Behandlungsleitlinien
Erst vor wenigen Wochen wurden die neuen Behandlungsleitlinien für Migräne vorgestellt, in denen deutlich mehr Fokus auf die Prävention gelegt und auch die Verwendung von Onabotulinumtoxin A bei chronischer Migräne thematisiert wird. Hierfür muss der Wirkstoff „in Abständen von ca. 3 Monaten wiederholt injiziert werden, um einen anhaltenden und zunehmenden Effekt zu erzielen“, so der Hinweis in den Leitlinien. Allerdings existieren sogenannte Non-Responder, bei denen die Anzahl der Kopfschmerztage nicht zurückgeht.
Können auch Non-Responder profitieren?
Das Forscherteam um Manjit Matharu vom Institute of Neurology am University College London (UCL) hat in seiner Studie anhand von fast 1.700 Migräne-Patienten untersucht, inwiefern auch die Non-Responder eine Linderung der Schmerzintensität erfahren. Bisher wird bei den Non-Respondern die Behandlung oftmals abgebrochen, da die Anzahl der Kopfschmerztage auch unter Onabotulinumtoxin A nicht zurückgeht.
Das klinischen Phase-3-Studienprogramm der UCL-Forscher zur Evaluierung der Migräne-Prophylaxe-Therapie (PREEMPT) lief über einen Zeitraum von 24 Wochen in dem zwei Behandlungszyklen erfolgten. Die Probanden wurden hierbei zufällig einer Wirkstoffgruppe (688 Probanden) und einer Placebo-Gruppe (696 Probanden) zugeteilt. Im Anschluss folgte eine weitere 32-wöchige Phase mit drei Behandlungszyklen, an der alle Probanden teilnahmen.
Intensität der Migräne-Kopfschmerzen ermittelt
Parallel führten die Probanden ein tägliches Tagebuch zur Erfassung der Intensität der Kopfschmerzen anhand einer 4-Punkte-Skala (von keine Schmerzen bis schwere Schmerzen) und mittels Fragebögen wurden die klinischen Auswirkungen der Kopfschmerzen festgehalten. In weiteren Analysen untersuchten die Forscher, ob die Untergruppe von Patienten, die in den ersten 24 Wochen Non-Responder waren (Patienten mit einer Verringerung der Kopfschmerztagesfrequenz um weniger als 50%), trotzdem eine Abnahme der Kopfschmerzintensität durch die Botox-Behandlung erfahren hatten.
Botox lindert auch die Schmerzintensität
Auch bei den Non-Respondern war laut Angaben der Forscher bei weiterer Verwendung von Onabotulinumtoxin A eine signifikante Verringerungen der Anzahl der Tage mit schweren Kopfschmerzen festzustellen. Zudem sei die durchschnittliche Kopfschmerzintensität deutlich zurückgegangen. „Diese Ergebnisse legen nahe, dass sogar diejenigen Patienten mit chronischer Migräne, die auf der Basis einer Analyse der Kopfschmerzhäufigkeit als Non-Responder eingestuft werden, nach der Behandlung mit Onabotulinumtoxin A eine klinisch bedeutsame Linderung der Kopfschmerzintensität erfahren“, so das Fazit der Forscher.
Weitere Möglichkeiten der Migräne-Prävention
In den Behandlungsleitlinien der DGN und DMKG werden neben Botox noch zahlreiche weitere Möglichkeiten der Migräne-Prävention genannt, wobei vor allem die Betablocker Metoprolol und Propranolol, der Kalziumantagonist Flunarizin, die Antikonvulsiva Topiramat und Valproinsäure sowie das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin als Medikamente bei der Migräneprophylaxe nachweislich wirksam sind. Ausdrücklich wird in den Leitlinien jedoch auch auf die Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Therapie verwiesen. Hier sind vor allem die präventive Wirkung von Ausdauersport, Maßnahmen zum Stressabbau und die psychologische Schmerztherapie zu nennen. Diese nicht-medikamentösen Ansätze sollten nach Ansicht der Experten künftig viel stärker als bisher in den Fokus rücken.
Die Naturheilkunde kennt zudem einige Hausmittel gegen Migräne, welche nicht nur bei akuten Schmerzen Linderung verschaffen können, sondern häufig ebenfalls einen präventiven Ansatz verfolgen. (fp)
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Wichtiger Hinweis:
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