Auswirkungen von Migräne auf das Gehirn
Wenn Menschen regelmäßig unter Migräne leiden, ist dies mit signifikanten Veränderungen im Gehirn verbunden. Diese können ein Anzeichen für eine zugrunde liegende Erkrankung der kleinen Hirngefäße sein, was erheblichen Einfluss auf die Funktion des Gehirns haben kann.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Southern California wurde der Zusammenhang zwischen Migräne und vergrößerten perivaskulären Räumen im Gehirn untersucht. Die Ergebnisse werden auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America (RSNA) präsentiert.
Untersuchung von verschiedene Formen von Migräne
An der Studie nahmen zehn Personen mit chronischer Migräne, zehn Menschen mit episodischer Migräne ohne Aura und fünf gesunden Personen teil, wobei letztere die Kontrollgruppe bildeten. Alle Teilnehmenden waren zwischen 25 und 60 Jahren alt.
In der Untersuchung wurde sogenannte 7 Tesla-Magnetresonanztomographie (7T-MRT) eingesetzt, um strukturelle mikrovaskuläre Veränderungen zu vergleichen, welche bei verschiedenen Arten von Migräne auftreten.
„Soweit wir wissen, ist dies die erste Studie, in der die ultrahochauflösende MRT verwendet wird, um mikrovaskuläre Veränderungen im Gehirn aufgrund von Migräne zu untersuchen, insbesondere in den perivaskulären Räumen“, erläutert Studienautor Wilson Xu in einer Pressemitteilung der Radiological Society of North America.
Mit Hilfe der 7T-MRT-Technik war das Team in der Lage, Bilder des Gehirns mit viel höherer Auflösung und besserer Qualität als andere MRT-Typen zu erstellen. Dies ermöglichte es, viel kleinere Veränderungen im Hirngewebe nach dem Auftreten von Migräne festzustellen, so der Experte.
Vergrößerte perivaskuläre Räume
Es stellte sich heraus, dass die Anzahl der vergrößerten perivaskulären Räume im Centrum semiovale im Gehirn bei Teilnehmenden mit Migräne signifikant höher ausfiel als bei Personen aus der Kontrollgruppe.
Perivaskuläre Räume sind mit Flüssigkeit gefüllt und umgeben die Blutgefäße im Gehirn. Die perivaskulären Räume werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise Anomalien der Blut-Hirn-Schranke und Entzündungen.
Wenn die perivaskulären Räume vergrößert sind, kann dies ein Anzeichen für eine zugrunde liegende Erkrankung der kleinen Hirngefäße sein, erklärt das Team.
Die Fachleute berichten weiter, dass bei unter Migräne leidenden Personen die Anzahl der vergrößerten perivaskulären Räume im Centrum semiovale mit dem Schweregrad der Hyperintensität der tiefen weißen Substanz korrelierte.
„Obwohl wir keine signifikanten Veränderungen in der Schwere der Läsionen der weißen Substanz bei Patienten mit und ohne Migräne feststellen konnten, waren diese Läsionen der weißen Substanz signifikant mit dem Vorhandensein vergrößerter perivaskulärer Räume verbunden“, erläutert Xu.
Dies deutete nach Ansicht des Experten darauf hin, dass Veränderungen in den perivaskulären Räumen in Zukunft zur Entwicklung weiterer Läsionen der weißen Substanz führen könnten.
Gestörtes glymphatisches System durch Migräne?
Außerdem stellt das Team die Hypothese auf, dass signifikante Unterschiede in den perivaskulären Räumen bei Menschen mit Migräne auf eine Störung des glymphatischen Systems im Gehirn hindeuten könnten.
Das glymphatische System ist ein Abfallbeseitigungssystem, das sogenannte perivaskuläre Kanäle nutzt, um lösliche Proteine und Stoffwechselprodukte aus dem zentralen Nervensystem zu entfernen.
Laut den Forschenden ist allerdings nicht bekannt, ob solche Veränderungen die Entstehung von Migräne beeinflussen oder eine Folge der Migräne sind. Daher seien nun weitere Studien erforderlich, um den Zusammenhang zwischen strukturellen Veränderungen des Gehirns und der Entwicklung und Art der Migräne besser zu verstehen.
Dies könnte laut den Fachleuten auch neue personalisierte Wege zur Diagnose und Behandlung von Migräne eröffnen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Radiological Society of North America: Ultra-high-res MRI Reveals Migraine Brain Changes (veröffentlicht 23.11.2022), Radiological Society of North America
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.