Mikroplastik und Nanoplastik scheinen das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und einen vorzeitigen Tod signifikant zu erhöhen. Dabei ist besonders problematisch, dass Mikroplastik und Nanoplastik in vielen Gegenständen des täglichen Gebrauchs vorhanden sind.
In einer neuen prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie wurden Proben von Personen, die sich einer Karotisendarteriektomie unterzogen hatten, auf Mikroplastik und Nanoplastik untersucht. Die Ergebnisse sind in dem „New England Journal of Medicine” nachzulesen.
Karotis-Plaqueproben analysiert
Die insgesamt 304 Teilnehmenden der Studie hatten sich einer Karotisendarteriektomie aufgrund einer asymptomatischen Karotiserkrankung unterzogen. Die Forschenden analysierten die entnommenen Plaque-Proben mit verschiedenen Methoden wie der Elektronenmikroskopie auf das Vorhandensein von Mikroplastik und Nanoplastik. Zusätzlich untersuchten sie verschiedene Biomarker für Entzündungen.
Bei insgesamt 150 Personen, also knapp 60 Prozent der Teilnehmenden, konnten die Forschenden sogenannte Polyethylene im Plaque der Halsschlagader nachweisen. Bei 31 Teilnehmenden (12,1 Prozent) fanden sich zudem messbare Mengen von Polyvinylchlorid.
Mit Hilfe der Elektronenmikroskopie konnten unter anderem zwischen den sogenannten Plaquemakrophagen sichtbare, gezackte Fremdpartikel nachgewiesen werden. Eine Röntgenuntersuchung ergab, dass einige dieser Partikel Chlor enthielten, so das Team.
Gesundheitsrisiken durch Mikro- und Nanoplastik
Es zeigte sich, dass Teilnehmende mit Mikroplastik und Nanokunststoffen in ihren Plaque-Proben ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen vorzeitigen Tod aufwiesen als Personen, deren Plaque kein Mikroplastik und keine Nanokunststoffe enthielt, erklären die Forschenden.
Das Ergebnis deute auf die großen Gesundheitsrisiken von Mikroplastik und Nanokunststoffen hin, die mittlerweile stark verbreitet sind, wie auch eine weitere Studie zeigte, die Anfang dieses Jahres in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht wurde.
Wasserflaschen geben Mikro-Nanokunststoffe ab
Darin wurden Mikro-Nanokunststoffe aus Wasserflaschen untersucht. Das Team stellte fest, dass das abgefüllte Wasser eine noch höhere Konzentration an Mikro-Nanokunststoffen aufwies (etwa 90 Prozent davon waren Nanokunststoffe) als bisher von Fachleuten angenommen.
Nanoplastik besonders giftig
Die Forschenden vermuten zudem, dass Nanoplastik besonders schädlich ist, weil es aufgrund seiner geringeren Größe viel leichter in den menschlichen Körper eindringen kann als Mikroplastik.
Zusammengenommen machen die Ergebnisse deutlich, dass im Alltag allgegenwärtige Kunststoffe in den Körper gelangen und dort das Risiko für lebensbedrohliche Erkrankungen und für vorzeitigen Tod deutlich erhöhen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Raffaele Marfella, Francesco Prattichizzo, Celestino Sardu, Gianluca Fulgenzi, Laura Graciotti, et al.: Microplastics and Nanoplastics in Atheromas and Cardiovascular Events; in: New England Journal of Medicine (veröffentlicht 07.03.2024), New England Journal of Medicine
- Naixin Qian, Xin Gao, Xiaoqi Lang, Teodora Maria Bratu, Wei Min, et al.: Rapid single-particle chemical imaging of nanoplastics by SRS microscopy; in: PNAS (veröffentlicht 08.01.2024), PNAS
Wichtiger Hinweis:
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