Erster Nachweis von Mikroplastik in der menschlichen Leber
Mikroplastik überschwemmt die Umwelt und kann auch in Lebensmittel gelangen, wie zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre immer wieder gezeigt haben. Die Folgen dieser Verschmutzung auf die Gesundheit des Menschen sind unklar. Nun wurden erstmals Mikroplastik-Ablagerungen in der Leber von Personen mit Leberzirrhose nachgewiesen.
Eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Universität Hamburg hat im Rahmen einer Studie Mikroplastik in menschlichem Lebergewebe nachgewiesen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „The Lancet – eBioMedicine“ vorgestellt.
Was ist Mikroplastik?
Bei Mikroplastik handelt es sich um winzige Plastikteile, die kleiner als fünf Millimeter groß und mit dem bloßen Auge kaum erkennbar sind. Die Teilchen stammen beispielsweise aus Granulaten von Hygieneprodukten, Arzneimitteln oder aus Abrieb von Autoreifen und Entstehen auch durch physikalische, biologische sowie chemische Degradation von Plastikmüll.
Ein Großteil dieses Mikroplastiks gelangt in die Umwelt, insbesondere in Flüsse und Meere. Dort wird es von Tieren gefressen und gelangt so auch durch Lebensmittel in den menschlichen Organismus. Welche Gefahren für die Gesundheit oder für die Umwelt von dem Mikroplastik ausgehen, lässt sich derzeit nicht abschätzen.
Mikroplastik kann sich in der Leber anreichern
Medizinerinnen und Mediziner aus Hamburg konnten nun erstmals nachweisen, dass sich Mikroplastik auch in der menschlichen Leber ablagern kann. Bei sechs Patientinnen und Patienten, die wegen einer Leberzirrhose behandelt wurden, konnte das Team verschiedene Mikroplastik-Arten in der Leber finden.
In den Leber-, Nieren- und Milzgeweben von fünf gesunden Personen konnten die Forschenden dagegen keine Mikroplastik-Ablagerungen in den Organen nachweisen. Die Erkenntnisse legen nahe, dass die Anreicherung von Mikroplastik in der Leber mit Leberzirrhose in Verbindung steht.
Mögliche Ursache für den Zusammenhang
„In unserer Studie konnten wir bei Patient:innen mit Leberzirrhose Mikroplastik in erhöhten Mengen im Lebergewebe nachweisen“, bestätigt Dr. Dr. Thomas Horvatits, Oberarzt in der Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.
„Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der Pfortaderhochdruck und die damit verbundene veränderte Darmpermeabilität bei Patient:innen mit Leberzirrhose zu einer vermehrten Aufnahme von Mikroplastik-Partikeln aus dem Darm führen“, so die Einschätzung von Horvatits.
Was dies letztendlich für den Verlauf der Erkrankung bedeutet, muss ihm zufolge erst in kommenden Studien untersucht werden.
Neue Methode zum Nachweis von Mikroplastik
Die Arbeitsgruppe hat für die Studie eine neue Methode entwickelt, um Mikroplastik im menschlichen Gewebe nachzuweisen. Dazu nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein spezielles Färbeverfahren, welches mit der Fluoreszenzmikroskopie kombiniert wurde.
Auswirkungen von Mikroplastik weiterhin unklar
In vergangenen Studien wurde Mikroplastik bereits in Gewebeproben von Mäusen nachgewiesen. Im Blut, Stuhl sowie in der Plazenta des Menschen wurde ebenfalls Mikroplastik entdeckt. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden jedoch zum ersten Mal Mikroplastik-Anreicherungen in einem peripheren Organ gefunden.
Wie genau die Mikroplastik-Einlagerungen mit den Leberzirrhosen der untersuchten Patientinnen und Patienten in Verbindung stehen, ist zu diesem Zeitpunkt unklar. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Horvatits, Fischer et al.: Microplastics detected in cirrhotic liver tissue; in: eBioMedicine (2022), thelancet.com
- UKE: Mikroplastik in menschlicher Leber nachgewiesen (veröffentlicht: 11.07.2022), uke.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.