Stiftung Warentest untersucht Qualität von Leitungs- und Mineralwasser
Mineralwasser ist mit Abstand das beliebteste Getränk der Deutschen, weit vor Fruchtsaft, Bier, Cola, Kaffee oder Tee. Immer neue Mineralwasser kommen hier auf den Markt, die mit besonders wertvollen Inhaltsstoffen werben und so ihren mitunter sehr hohen Preis rechtfertigen. Die Stiftung Warentest hat sich daher in einer aktuellen Untersuchung der Qualität der Mineralwässer gewidmet und diese mit der Trinkwasserqualität verglichen. Das Trinkwasser konnte in diesem Vergleich beachtlich punkten.
2015 erreichte der Konsum von Mineralwasser in Deutschland ein neues Rekordhoch. Im Schnitt wurden 147 Liter pro Kopf getrunken,während es im Jahr 1970 noch durchschnittlich 12,5 Liter waren, berichtet die Stiftung Warentest. Am stärksten sei das Segment der stillen Mineralwässer gewachsen, obwohl doch Wasser ohne Kohlensäure auch aus jedem Wasserhahn zu haben sei, so die Stiftung Warentest weiter. In ihrem aktuellen Test haben die Experten 30 stille Mineralwässer und Trinkwasserproben aus 28 deutschen Städten und Gemeinden untersucht, um einen Qualitätsvergleich zu ermöglichen.
Trinkwasser von hoher Qualität
Erneut hat die Untersuchung der Stiftung Warentest bestätigt, dass die Trinkwasserqualität hierzulande ein hohes Niveau erreicht. „Der Test von Trinkwasserproben aus ganz Deutschland belegt: Leitungswasser hat eine gute Qualität“, so die Mitteilung der Stiftung. Hinzu komme der unschlagbar günstige Preis. „Für einen Liter wird inklusive Abwasserkosten rund ein halber Cent fällig“, berichtet die Stiftung Warentest.. Mit diesem Preis könne Mineralwasser nicht mithalten: Hier habe das günstigste im Test 24 Cent pro Liter gekostet und das teuerste 70 Cent pro Liter. Auch die Schlepperei mit den Flaschen entfalle beim Leitungswasser und die Umwelt profitiere, da Wasser aus dem Hahn nicht abgefüllt, verpackt und transportiert werden muss.
Strenger Vorschriften bei Leitungswasser
In Bezug auf die Qualitätsvorgabe sind die Ansprüche an Trinkwasser laut Mitteilung der Stiftung Warentest teilweise deutlich höher als bei Mineralwasser. So seien die Wasserversorger verpflichtet, ihr Wasser regelmäßig zu untersuchen. Bei großen Betrieben erfolge die Untersuchung auf Keimbelastungen sogar mehrmals täglich.Trinkwasser bilde das „am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland“ und müsse „von so guter Qualität sein, dass jemand es sein Leben lang täglich trinken kann, ohne davon krank zu werden.“ So gelten für Wasser aus der Leitung deutlich mehr Vorschriften als für Mineralwasser, beispielsweise in Bezug auf die Grenzwerte für Pestizide und Uran, berichtet die Stiftung Warentest.
Leitungswasser in Rinteln mit besonders vielen Mineralstoffen
Die Mineralwässer versprechen oft einen einen besonders hohen Gehalt an Mineralstoffen, doch ist dieser laut Aussage der Tester häuig ein Mythos. Zwar enthielten die Trinkwasserproben im Test durchschnittlich nur rund 380 Milligramm Mineralstoffe pro Liter, während die Mineralwässer auf rund 790 Milligramm kamen. Doch beim Vergleich des besten Leitungswassers mit den Mineralwässern zeigte sich, dass nur wenige Produkte einen höheren Mineralstoffgehalt erreichten. In der Harzstadt Goslar wurde mit 78 Milligramm pro Liter der geringste Mineralstoffgehalt im Trinkwasser festgestellt, im niedersächsischen Rinteln im Weserbergland mit 786 Milligramm pro Liter der höchste.
Hoher Mineralstoffgehalt beim Mineralwasser ein Mythos?
Den Wert des Leitungswassers aus Rinteln konnten in dem Test nur acht der 30 stillen Mineralwässer übertreffen, berichtet die Stiftung Warentest. Den höchsten Wert habe das Mineralwasser „Ensinger Sport“ mit Mit 2.606 Milligramm Mineralstoffen pro Liter erreicht. Das Wasser konnte vor allem mit seinem hohen Gehalt an Magnesium, Kalzium und Sulfat punkten. Andere Mineralwässer schnitten noch schlechter ab, als das Leitungswasser mit dem geringsten Mineralstoffgehalt. Im Test erreichte beispielsweise das Wasser „Black Forest“ mit 57 Milligramm Mineralstoffen pro Liter einen noch geringeren Wert, als die Wasserprobe aus Goslar. Die Mineralstoffe im Mineralwasser seien in doppelter Hinsicht ein Mythos: „Zum einen, dass sie in hohen Mengen drin sind, zum anderen, dass sie eine wesentliche Mineralstoffquelle für den Menschen darstellen“, so die Mitteilung der Stiftung Warentest.
Geringe Belastungen mit Pestizidrückständen
Bezüglich möglicher Belastungen stellten die Tester fest, dass in drei Mineralwässern Rückstände von Ampa (Aminomethylphosphonsäure), einem Hauptabbauprodukt des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, auftraten. Allerdings könne Ampa auch aus Phosphonaten von Waschmitteln entstehen, berichtet die Stiftung Warentest. Rückstände weiterer Pestizide und ihrer Metabolite wurden laut Mitteilung der Stiftung „in rund jeder zweiten Trinkwasserprobe, aber nur in drei Mineralwässern“ gefunden. Alle gemessenen Werte seien so gering, dass sie kein gesundheitliches Risiko darstellen. Auch bei dem Nitrat-Gehalt schnitten die Mineralwässer leicht besser ab, als das Leitungswasser. Ebenso konnten in dem Leitungswasser durchaus Rückstände von Arzneimitteln nachgewiesen werden, wohingegen keines der Mineralwässer solche Spuren von Medikamenten enthielt.
Wasser für Säuglingsnahrung abkochen
Die Qualität des Leitungswassers ist nach Einschätzung der Tester prinzipiell auch ausreichend für die Zubereitung von Babynahrung. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, könne jedoch auch Mineralwasser verwenden, das laut Etikett für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist. Solche Mineralwässer müssen besonders strenge Anforderungen beispielsweise an den Nitratgehalt erfüllen. Die Stiftung Warentest rät allerdings, auch solches Wasser abzukochen, denn steril seien alle geprüften Wasserarten nicht. „Zum Schutz vor Keimen empfehlen wir, sie vor der Zubereitung von Babynahrung abzukochen“, so die Mitteilung der Stiftung. Dies sei auch wichtig für immunschwache Menschen wie Krebspatienten.
Geschmack ein Argument
Ein Argument, dass möglicherweise für das Mineralwasser sprechen kann, ist der Geschmack. Denn tatsächlich schmeckt Wasser nicht immer gleich und der Geschmack des heimischen Leitungswasser lässt sich nicht ändern. „Wem das Trinkwasser an seinem Wohnort nicht schmeckt, der kann es nicht wechseln – das Mineralwasser schon“, betont die Stiftung Warentest. Auch könne das Mineralwasser mitunter für eine gezielte Versorgung mit bestimmten Mineralstoffen eingesetzt werden. „So kann kalziumreiches Mineralwasser zum Beispiel laktoseintolerante Menschen und Milchmuffel mit Kalzium versorgen“ oder Mineralwasser mit viel Sulfat könne Menschen mit Verstopfung helfen, berichtet die Stiftung Warentest. (fp)
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