Mit Neid im Job konstruktiv umgehen
12.04.2015
Neid unter Kollegen ist unangenehm, aber häufig nicht vermeidbar. Ist man selbst derjenige, der beneidet wird, kann das als sicheres Indiz dafür gewertet werden, das man erfolgreich ist. Ziehen aber immer wieder Kollegen an einem vorbei, die viel kürzer im Unternehmen sind, ist Neid meist ein Ausdruck von Unzufriedenheit. Die Nachrichtenagentur „dpa“ sprach mit Organisationspsychologe Stefan Poppelreuter aus Bonn über das Thema Neid im Job.
Über Neid im Job mit dem Chef sprechen
Eine Gehaltserhöhung oder eine Beförderung des Kollegen können leicht zu Neid bei denjenigen führen, die sich vom Chef übergangen fühlen: „Warum bin ich denn nicht befördert worden? Ich bin doch schon viel länger im Unternehmen?“ Mit solchen Gefühlen umzugehen, ist nicht immer leicht. „Egal, ob das Gefühl gerechtfertigt ist oder nicht, es ist erstmal da“, erklärt Poppelreuter. Der Psychologe rät jedoch vom Herumzuspekulieren, warum ein Kollege befördert wurde und nicht man selbst, ab. Aber es schadet nicht, sich konstruktive Fragen zu stellen, wie etwa „Verfügt der Kollege vielleicht über mehr Expertise in einem bestimmten Bereich oder über mehr soziale Kompetenz?“.
Inwiefern der Neid begründet ist, kann nur ein Gespräch mit demjenigen klären, der über die Beförderung oder Gehaltserhöhung des Kollegen entschieden hat. Doch vor einem Gespräch mit dem Chef scheuen sich viele Arbeitnehmer und nehmen damit wachsende Unzufriedenheit in Kauf.
„Mein Chef muss das doch merken“, zitiert Poppelreuter betroffene Arbeitnehmer. Häufig funktioniert das aber nicht, so dass der Arbeitnehmer in einem sachlichen Gespräch seine Situation darlegen sollte: „Ich fühle mich hier übergangen und nicht wahrgenommen.“ Dem Psychologen zufolge sei es sinnvoll, stichhaltig zu begründen, warum man selbst auch eine Beförderung verdient hat. „Zum Beispiel, indem man auf erfolgreich abgeschlossene Projekte verweist.“
Neid im Job als Motivation nutzen
Ein solches Gespräch kann dabei helfen die negativen Neidgefühle wieder los zu werden. Im Optimalfall kann Neid sogar als Motivation dienen. Hat man beispielsweise eigene Wissensdefizite erkannt, die dazu geführt haben, dass man selbst nicht befördert wurde, können diese durch Engagement und Eigeninitiative beseitigt werden – frei nach dem Motto „Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen“.
Bleiben trotz aller Bemühungen die negativen Gefühle bestehen, können der Partner oder enge Freunde möglicherweise hilfreiche Hinweise geben, da sie die Situation von außen betrachten. Entwickelt sich jedoch Missgunst und sehr starke Unzufriedenheit, ist der Weg zum Therapeuten sinnvoll. Anzeichen dafür, dass professionelle Hilfe benötigt wird, können Aggressionen und Wutausbrüche sein. (ag)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.