Was muss man essen, um möglichst lange zu leben?
In einer aktuellen Studie wurde analysiert, welche Faktoren der Ernährung sich positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Auf dieser Grundlage war es möglich, eine Ernährung zu definieren, die ein längeres und gesünderes Leben ermöglicht.
In der Studie von Fachleuten der University of Wisconsin und der University of Southern California wurde festgestellt, welche evolutionär konservierten Mechanismen und welche personalisierten Ernährungsmaßnahmen den Schlüssel zur Optimierung der Gesundheit und Langlebigkeit darstellen. Die Studienergebnisse wurden in dem Fachblatt „Cell“ veröffentlicht.
Hunderte Studien ausgewertet
Die Fachleute analysierten für die aktuelle Forschungsarbeit Hunderte Studien über Ernährung, Krankheiten und Langlebigkeit bei Labortieren und Menschen. Diese Daten wurden dann mit ihren eigenen Studien über Nährstoffe und Alterung kombiniert.
Studie umfasst Ernährungsformen und Diäten
Die Analyse umfasste populäre Diäten wie die Einschränkung der Gesamtkalorienzahl, die fettreiche und kohlenhydratarme ketogene Ernährung, vegetarische und vegane Ernährung sowie die mediterrane Ernährung.
Verschiedene Formen des Fastens untersucht
Zusätzlich erstellten die Forschenden eine Übersicht über verschiedene Formen des Fastens, darunter eine kurzfristige Diät, die die Fastenreaktion des Körpers nachahmt, intermittierendes Fasten (häufig und kurzzeitig) und periodisches Fasten (zwei oder mehr Fastentage oder dem Fasten nachempfundene Diäten mehr als zweimal pro Monat).
Das Team wollte herausfinden, welche Art von Ernährung die besten Chancen für ein längeres, gesünderes Leben bietet, so die Forschenden.
Fachleute definieren Langlebigkeitsernährung
So ist es gelungen, einen Ansatz mit mehreren Säulen zu erstellen, den das Team als Langlebigkeitsernährung bezeichnet. Dieser Ansatz stützt sich auf Studien zu verschiedenen Aspekten der Ernährung, von der Nahrungszusammensetzung und Kalorienzufuhr bis hin zur Länge und Häufigkeit von Fastenperioden.
„Wir haben den Zusammenhang zwischen Nährstoffen, Fasten, Genen und Langlebigkeit bei kurzlebigen Arten untersucht und diese Zusammenhänge mit klinischen und epidemiologischen Studien bei Primaten und Menschen, einschließlich Hundertjährigen, verbunden“, erläutert Studienautor Professor Valter Longo von der University of Southern California in einer Pressemitteilung.
„Indem wir einen system- und säulenübergreifenden Ansatz wählen, der auf mehr als einem Jahrhundert Forschung basiert, können wir beginnen, eine Langlebigkeitsernährung zu definieren, die eine solide Grundlage für Ernährungsempfehlungen und für zukünftige Forschung darstellt“, berichtet Professor Longo weiter.
Welche Faktoren sind wichtig für ein langes Leben?
Als die wichtigsten Merkmale einer optimalen Ernährung nennen die Fachleute eine mäßige bis hohe Kohlenhydratzufuhr aus nicht raffinierten Quellen und wenig, aber ausreichendes Eiweiß aus überwiegend pflanzlichen Quellen. Außerdem sollte eine solche Ernährung auch genügend pflanzliche Fette zur Deckung von etwa 30 Prozent des Energiebedarfs enthalten.
Welche Rolle spielen Fastenperioden?
Bei einer solchen Ernährung würden optimalerweise alle Mahlzeiten des Tages innerhalb eines Zeitfensters von elf bis zwölf Stunden stattfinden, was eine tägliche Fastenperiode ermöglicht.
Außerdem könnte ein Zyklus über fünf Tage einer Fastenkur oder einer Fastenkur-ähnlichen Diät alle drei bis vier Monate dazu beitragen, die Insulinresistenz, den Blutdruck und andere Risikofaktoren bei Personen mit erhöhtem Krankheitsrisiko zu senken, erläutert Professor Longo.
Was sollte man für ein längeres Leben essen?
Laut dem Experten sollte eine auf Langlebigkeit ausgerichtete Ernährung viele Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Gemüse enthalten. Zusätzlich sollte sie etwas Fisch, kein rotes oder verarbeitetes Fleisch und nur sehr wenig weißes Fleisch umfassen.
Außerdem sollten dabei nur wenig Zucker und raffiniertes Getreide, dafür aber ein hoher Anteil an Nüssen und Olivenöl und etwas dunkle Schokolade verzehrt werden.
Ernährung muss individuell angepasst werden
Zusätzlich zu den allgemeinen Merkmalen sollte eine Ernährung zur Langlebigkeit je nach Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und genetischer Veranlagung individuell angepasst werden, erläutert Professor Longo.
Ältere Menschen benötigen Ernährung mit mehr Eiweiß
Als Beispiel nennt der Experte, dass Menschen über 65 Jahren möglicherweise mehr Eiweiß zu sich nehmen sollten, um der Gebrechlichkeit und dem Verlust an fettfreier Körpermasse entgegenzuwirken.
Hierzu berichtet der Mediziner, dass von ihm durchgeführte Studien gezeigt hätten, dass höhere Eiweißmengen für Menschen im Alter über 65 Jahren besser, für Menschen unter 65 Jahren jedoch nicht optimal sind.
Die Forschenden raten dazu, dass Menschen, die ihre Ernährung für ein längeres Leben optimieren wollen, eine professionelle Ernährungsberatung hinzuziehen. So könne ein persönlichen Plan erstellt werden, der sich auf kleinere Veränderungen in der Ernährung konzentriert.
Optimierte Ernährung einen Leben lang zu sich nehmen
Solche kleinen Veränderungen können ein Leben lang aufrechterhalten werden. Die Gefahr von großen Veränderungen durch Diäten ist, dass diese zunächst einen sehr hohen Verlust an Körperfett und Magermasse bewirken, welcher der Gesundheit schadet. Wenn betroffene Personen dann ihre Diät aufgeben, ist dies mit einem Wiederaufbau des verlorenen Fetts verbunden.
Langlebigkeitsernährung keine Diät, sondern ein Lebensstil
„Die Langlebigkeitsernährung ist keine Diät, die nur eine Gewichtsabnahme bewirken soll, sondern ein Lebensstil, der auf die Verlangsamung des Alterns ausgerichtet ist, der die Standardgesundheitsversorgung ergänzen kann und als Präventivmaßnahme dazu beiträgt, Morbidität zu vermeiden und die Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten“, fügt Professor Longo hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Valter D. Longo, Rozalyn M. Anderson: Nutrition, longevity and disease: From molecular mechanisms to interventions; in: Cell (veröffentlicht Volume 185, ISSUE 9, P1455-1470, April 28, 2022), Cell
- University of Southern California: New Article Outlines the Characteristics of a “Longevity Diet” (veröffentlicht 28.04.2022), University of Southern California
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.