Chemikalien gelangen aus der Produktion in unser Essen
Haben Sie in den letzten 24 Stunden Fast-Food gegessen? Wenn ja, dann ist der Spiegel an Industriechemikalien in Ihrem Körper jetzt erhöht. Sogenannte Phthalate werden normalerweise dazu verwendet, um Kunststoffe flexibler und haltbarer zu machen. Sie scheinen aber auch oft in Fast-Food enthalten zu sein. Dies könnte mit der Verpackung oder der Verarbeitung zusammenhängen.
Wenn Menschen Fast-Food essen, erhöht sich der Spiegel an Industriechemikalien in unserem Körper, stellten Wissenschaftler von der George Washington University Milken Institute School of Public Health bei einer Analyse von Daten einer Bundesernährungserhebung fest. Solche Menschen weisen einen erhöhten Wert von Chemikalien auf, die als Phthalate bezeichnet werden. Die Forscher veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Untersuchung in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“.
Phthalate können die männlichen Fortpflanzungsorgane beinflussen
Phthalate sind Chemikalien, die normalerweise dazu verwendet werden, um Kunststoffe flexibler und haltbarer zu machen. Diese Chemikalien kommen nicht in der Natur vor und sind häufig in Kosmetika, Seifen, Lebensmittelverpackungen, Fußböden, Fenster-Jalousien und andere Konsumgütern enthalten, sagen die Experten. Die amerikanischen Centers for Disease Control erklärten, dass eine sogenannte Phthalat-Exposition in der US-Bevölkerung weit verbreitet ist. Obwohl die gesundheitlichen Folgen dieser Substanzen nicht vollständig bekannt sind, warnen die Wissenschaftler zunehmend vor den Auswirkungen auf die Gesundheit und die Entwicklung, insbesondere bei schwangeren Frauen und kleinen Kindern. Forschungen an Ratten hatten ergeben, dass diese Chemikalien männliche Fortpflanzungsorgane beeinflussen können. Es gibt Anzeichen für ähnliche Wirkungen beim Menschen, warnen die Experten.
Mediziner untersuchten für ihre Studie die Daten von fast 9.000 Probanden
Eine bedeutende Quelle der Chemikalien scheinen Maschinen zu sein, die für die Verpackung von Lebensmitteln zuständig sind. Bei diesem Vorgang können Chemikalien in unsere Nahrungsmittel übergehen, warnen Mediziner. Außerdem wird vermutet, dass eine weitere Quelle von Phthalaten, die Handschuhe von Arbeitern sein könnten. Zur Zeit gibt es nur wenige Möglichkeiten die Exposition von Phthalaten zu verhindern, erläutert Ami Zota von der George Washington University Milken Institute School of Public Health. Es gibt auch bisher nicht viele Regulierungen für diese Chemikalien. Leider passiert die meiste Forschung erst, wenn die Chemikalien bereits auf dem Markt eingeführt wurden, fügt Zota hinzu. Für ihre Untersuchung hatten die Mediziner fast 9.000 Menschen untersucht, die zwischen dem Jahr 2003 und 2010 befragt worden. Dabei beantworteten die Teilnehmer detaillierte Fragen über das, was sie in den letzten 24 Stunden gegessen hatten. Zusätzlich gaben sie Urinproben ab, die auf Nebenprodukte analysiert wurden, die auf die Anwesenheit von bestimmten Chemikalien hinwiesen, sagen die Wissenschaftler. Für zwei der gefundenen Substanzen (DEHP und DiNP) gab es eine signifikante Verbindung zwischen der Aufnahme von Fast-Food und der Exposition. Wenn Menschen mehr Fast-Food gegessen hatten, stieg auch der Wert von Phthalaten in ihrem Urin an, erklärt Zota. Die dritte chemische Substanz die gemessen wurde, ist das sogenannte Bisphenol A oder BPA. Die Chemikalie wird üblicherweise verwendet, um Aluminiumdosen auszukleiden.
Gesundheitliche Risiken sind noch schwer zu bestimmen
Es ist schwierig, zu bestimmen, was genau die gesundheitlichen Risiken von Phthalaten sind, sagt Zota. In kommerziellen Produkten verwendete Phthalate stellen bei typischen Expositionsniveaus kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, erklärte das American Chemistry Council. Allerdings verbot Japan bereits Vinyl-Handschuhe in der Lebensmittelzubereitung, aus Bedenken über die enthaltene Chemikalie DEHP. Auch die Europäische Union hat die Verwendung der Chemikalien in Lebensmitteln und Spielzeug beschränkt, sagen die Mediziner. Einige Phthalate, einschließlich DEHP, wurden auch in Kinderspielzeug in den USA durch ein Gesetz von 2008 reguliert.
Vermeiden Sie Nahrung, die lange Produktionsketten durchlaufen hat
Menschen sollten vermeiden, stark verarbeitete oder sehr verpackte Lebensmittel zu konsumieren. Dazu gehört nicht nur Fast-Food, es gibt beispielsweise auch Gemüsekonserven und Bio-Milch, die durch Kunststoffrohre geleitet werden und somit die gleichen chemischen Risiken aufweisen, warnt Zota. Somit enthalten nicht nur ungesunde Lebensmittel ungesunde Chemikalien. Am besten versuchen Sie frisches Gemüse zu essen, das nicht vorher eine lange Produktionskette durchlaufen hat, fügt die Expertin hinzu. (as)
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