Zur Malaria-Bekämpfung wird bis heute der hoch giftige Schadstoff DDT versprüht
27.04.2011
Bis heute ist Malaria in Südamerika, Afrika, Indien und dem süd-ostasiatischen Raum relativ stark verbreitet. Vor allem in den ärmeren afrikanischen Ländern wird dabei immer noch giftiges Dichlordiphenyltrichlorethan, DDT, zur Malaria-Bekämpfung eingesetzt.
Mit Hilfe des Insektizids DDT soll die Anzahl der Anopheles-Mücken, dem Hauptüberträger der Malaria-Erreger, dezimiert werden, um das Infektionsrisiko in der Bevölkerung gering zu halten. So drohen den Einwohnern statt einer Malaria-Erkrankung erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch das DDT. Denn das Insektizid zählt laut Definition der Stockholmer Konvention zu den schwer abbaubaren Umweltgiften (persistente organische Schadstoffe), die sich über die Nahrungskette auch im menschlichen Körper anreichern und hier ernsthaft gesundheitliche Beeinträchtigungen auslösen können.
DDT erbgutschädigend und krebsauslösend
Um der Ausbreitung der Malaria Herr zu werden, setzten zahlreiche afrikanische Staaten bis heute auf die Verwendung von Insektiziden. Da eine Behandlung der Betroffenen für die relativ arme Bevölkerung oft nicht finanzierbar ist, versuchen die Regierungen das Infektionsrisiko durch die Dezimierung der Moskitos mit Hilfe des massenweisen Einsatzes von DDT möglichst gering zu halten. Gemäß dem Motto: Wo keine Mücken sind, kann niemand gestochen werden. Doch über die Nahrungskette reichert sich das DDT auch im menschlichen Körper an und steht hier im Verdacht krebsauslösend und erbgutschädigend zu wirken. So hat die Stockholmer Konvention aus dem Jahr 2004 nicht ohne Grund die Herstellung und Verwendung von DDT generell untersagt und ausschließliche bei der Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten eine Ausnahme gemacht. So ist der DDT-Einsatz zur Malaria-Bekämpfung zwar weiterhin zulässig, doch damit verbunden ist ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung.
Alternative Malaria-Bekämpfungsmethoden ohne DDT
Dabei sind längst Alternative zur Malaria-Bekämpfung mit DDT verfügbar, die mindestens den gleichen Erfolg versprechen – ohne vergleichbare Nebenwirkungen wie DDT aufzuweisen. Dennoch bleibe die Nachfrage nach DDT insbesondere in den afrikanischen Ländern konstant relativ hoch, während die alternativen Insektizide kaum getestet werden, kritisierte Michael Brander von der Schweizer Stiftung Biovision gegenüber der „ZEIT“. Dem Experten zufolge „fehlt der politische Wille“ und häufig würden ökologisch nachhaltige Alternativen überhaupt nicht geprüft, sondern gleich verworfen. Brander vermutet, dass dies auch auf die konkurrenzlos niedrigen Preise der DDT-Sprays zurückzuführen ist. Kritiker des DDT-Einsatzes sehen jedoch einen noch weiterreichenden Zusammenhang. Sie gehen davon aus, dass die Hersteller mit aller Macht in die Märkte der Nationen drängen, wo ein DDT-Einsatz vor dem Hintergrund der Malaria-Bekämpfung bis heute noch möglich ist.
Einige afrikanische Staaten setzen bis heute auf DDT
Um der Verwendung von DDT auch in den ärmeren afrikanischen Staaten Einhalt zu gebieten, haben sich am 26. April die Vertreter der Stockholm-Konvention aus Politik, Industrie und Verbänden in Genf getroffen und auch über Alternativen bei der Moskito-Bekämpfung beraten. Allerdings ohne direktes Ergebnis wie die „ZEIT“ berichtet. So bleibt die Verwendung des seit Anfang der 1940er-Jahre als Kontakt- und Fraßgifts eingesetzten Insektizids weiterhin hoch und die Anreicherung über die Nahrungskette wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren zunehmen. DDT war jahrzehntelang das meistverwendete Insektizid weltweit, doch gerade die Anreicherung im Gewebe von Mensch und Tier hatte letztendlich zu einem internationalen Verbot des Umweltgiftes geführt. Wie die „taz“ berichtet sind die afrikanischen Regierung beim Einsatz von DDT indes bis heute keineswegs zimperlich. So wurden beispielsweise in Uganda auch die Höfe von Biobauern besprüht, woraufhin diese ihre Ware nicht länger verkaufen konnten. (fp)
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Bild: Peashooter / pixelio.de
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