Bakterien helfen, gefährliche alkoholische Leberfibrose zu erkennen
Leberfibrosen führen zu Beginn der Erkrankung meist noch nicht zu Symptomen und werden daher oft erst entdeckt, wenn sie zu einer Zirrhose geführt haben. Die Behandlung wird somit erschwert. Wie ein internationales Forscherteam nun berichtet, sollen Bakterien dabei helfen, Leberfibrosen früh zu erkennen.
Therapieerfolge bei Lebererkrankungen stagnieren
Leberzirrhosen sind allein in Europa für rund 170.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Europäer sind Weltmeister im Alkoholkonsum. Alkohol wiederum ist die Hauptursache von Lebererkrankungen wie Leberkrebs und Leberzirrhose. Während die Überlebensraten bei der Behandlung vieler Erkrankungen in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind, stagnieren die Therapieerfolge bei Lebererkrankungen. Wie der „Informationsdienst Wissenschaft“ (idw) berichtet, will das Forschungskonsortium GALAXY, das vom Odense-Universitätsklinikum in Dänemark geleitet wird, nun in die Offensive gehen.
Lebererkrankungen auch bei geringerem Alkoholkonsum
Die Anfälligkeit für durch Alkohol ausgelöste Erkrankungen variiert von Mensch zu Mensch. Den Angaben zufolge erkranken rund fünf bis zehn Prozent der starken Alkoholiker an einer Leberzirrhose. Eine solche Lebererkrankung kann allerdings auch durch weitaus geringeren Alkoholkonsum ausgelöst werden. Da es bislang noch keine verlässliche Vorhersage gibt, erfolgt bei vielen Patienten die Diagnose erst zu einem Zeitpunkt, wenn bereits irreparable Schäden der Leber vorliegen. Wie es heißt, ist es das Ziel des sechs Jahre lang geförderten Forschungsprojektes, auf eine möglichst einfache Weise die Menschen zu erkennen, die von einer schleichenden Lebererkrankung betroffen sind. Das könnte beispielsweise ein einfacher Bluttest sein, der anzeigt, wenn Menschen besonders schnell eine Leberzirrhose entwickeln und deshalb besonders rasch eine Therapie benötigen.
Bakterien wirken mit der Leber zusammen
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Darm lebende Bakterien hierfür ein vielversprechender Ansatz sind. Laut idw lautet die These, dass diese Bakterien mit der Leber zusammenwirken – sie können das Organ entweder schützen oder die Ausbildung von schädlichem Narbengewebe begünstigen. Während in Dänemark Untersuchungen an Patienten durchgeführt werden, prüfen Forscher um Prof. Dr. Jonel Trebicka, Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Bonn, die so gewonnenen Ergebnisse modellhaft an Tieren.
Patienten mit hohem Risiko erkennen
„Wir werden versuchen, für diese Pathomechanismen Behandlungsmöglichkeiten zu testen“, erläuterte Trebicka. Der Experte geht von einer sehr hohen Dunkelziffer bei Leberzirrhosen aus, weil dieser Erkrankung aufgrund des zugrundeliegenden Alkoholkonsums ein Stigma anhaftet. „Das Ausmaß, vor allem bei jungen Menschen, ist erschreckend“, so der Professor. Das Projekt werde helfen, Patienten mit einem hohen Risiko früher zu erkennen und mögliche Therapien zu entwickeln.
Leberfibrosen zu Beginn oft ohne Symptome
Gesundheitsexperten zufolge führen Leberfibrosen anfangs häufig noch nicht zu Symptomen oder können gar symptomlos verlaufen. Daher werden viele chronisch Leberkranke erst entdeckt, wenn sie bereits mit Spätfolgen einer Zirrhose auffällig werden. Eine geringfügige Fibrose kann ähnliche Beschwerden wie eine Fettleber verursachen, wie Völlegefühl, Druckschmerzen in der Lebergegend (Leberschmerzen), Blähungen, Antriebslosigkeit sowie eine allgemeine körperliche und geistige Leistungsminderung. Eine ausgeprägte Leberfibrose hingegen kann alle Symptome einer fortgeschrittenen Lebererkrankung zeigen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.