Stiftung Öko-Test bewertet 20 Johanniskraut Produkte
Depressionen werden häufig unterschätzt, denn entgegen eines gelegentlichen Stimmungstiefs beeinflussen Depressionen massiv das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen und können auch mit Störungen der Körperfunktionen einhergehen. Depressive Menschen können sich zumeist nicht aus eigener Kraft aus der Krankheit befreien und benötigen professionelle und/oder medikamentöse Unterstützung. Ein pflanzliches Extrakt aus Johanniskraut kann dabei gegen leichte bis mittelschwere Depressionen helfen. Die Wirkung gilt bei richtiger Dosierung und geeignetem Extrakt als wissenschaftlich belegt. Stiftung Öko-Test hat nun 20 Johanniskraut-Präparate getestet. Doch nur die Hälfe konnte überzeugen.
Johanniskraut-Präparate können bei leichten und mittelschweren Depressionen helfen. Doch das Extrakt hilft meist nur, wenn es in richtiger Dosierung und in entsprechender Länge eingenommen wird. Auch das Extrakt selber kann das Ergebnis beeinflussen. Bei falscher Einnahme wird oftmals nicht die gewünschte Wirkung erreicht. Die Einnahme sollte deshalb mit einem Arzt abklärt werden. Aus Untersuchungen geht hervor, dass täglich eine Menge von 500 bis 1000 Milligramm eingenommen werden sollte. Dies muss über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen durchgehalten werden – besser noch über mehrere Monate.
Depressionen sollten nicht unterschätzt werden
In Deutschland leiden jährlich circa 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Mehr als jede fünfte Frau und mehr als jeder zehnte Mann entwickelt mindestens eine Depression in seinem Leben. Depressionen können sich massiv auf das Leben der Betroffenen auswirken und verursachen kognitive, psychomotorische und andere Dysfunktionen wie Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Verlust der sexuellen Lust sowie der Lust an fast allen anderen Beschäftigungen.
Zusätzlich treten sie häufig in Kombination mit Schlafstörungen und einem Gefühl der Niedergeschlagenheit auf. Die Symptome sind bei manchen Betroffenen so schwer, dass sie versuchen, sich das Leben zu nehmen. Dabei gibt es mittlerweile sehr effektive Behandlungsmöglichkeiten, eine Depression zu bekämpfen.
Johanniskraut ist nicht gleich Johanniskraut
Von den 20 Produkten, die Öko-Test getestet hat, konnten fünf rezeptfreie Johanniskraut-Präparate aus der Apotheke die Testnote „sehr gut“ erzielen. Dazu zählen die Arzneien „Jarsin 300 mg“, „Kira“, „Laif 612“, “Laif 900 Balance“ und „Neuroplant Aktiv“. Doch sieben frei erhältliche Produkte schnitten im Test mit der Note „mangelhaft“ und eins sogar mit „ungenügend“ ab. Die Präparate „Das Gesunde Plus Johanniskraut“, „Dr. Dünner Hyperigold Johanniskraut-Kräutertabletten N“, „Schoenenberger Johanniskraut, Saft“, „Tetesept Johanniskraut Kapseln 500 mg“ und „Zirkulin Johanniskraut Dragees H“ sind laut Öko-Test nicht zur Behandlung von Depressionen geeignet. Am schlechtesten schnitt „Kneipp Johanniskraut Dragees H“ mit der Note „ungenügend“ ab. Hier fehlten laut Öko-Test ein Wirksamkeitsbeleg und beratende Hinweise, dass der Konsument bei anhaltenden Beschwerden zum Arzt gehen sollte.
Wie wirkt Johanniskraut?
Johanniskraut, auch Hypericum perforatum genannt, wird seit über 2000 Jahren als Heilpflanze verwendet. Es beinhaltet je nach Sorte mehre Stoffe, wie Hypericin, Pseudohypericin, Flavonoide, Bioflavone, Hyperforin und Adhyperforin. Auch wenn es bisher keine hochwertigen Studien über die genaue Wirkungsweise gibt, wird die heilsame dem Zusammenspiel der beinhalteten Stoffe zugeschrieben. Bei längerer, auf den Patienten abgestimmter Einnahme bewirken die Inhaltsstoffe einen Anstieg der Neurotransmitter. Dazu kommt die photosensibilisierende Wirkung, die eine gesteigerte Lichtutilisation nach sich zieht, was insbesondere bei einer Winterdepression helfen kann.
Die Wirkung von Johanniskraut kann durchaus mit dem einen oder anderen Antidepressivum gleichgesetzt werden. Zusätzlich hat Johanniskraut einen angstlösenden Effekt, wirkt leicht sedierend und hilft bei nervöser Unruhe. Allerdings dürfen mögliche Nebenwirkungen und eventuelle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht außer Acht gelassen werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.