IgE-Antikörper können Krebs-Tumore vernichten
Den meisten Allergikern dürfte Immunglobulin E (IgE) gut bekannt sein, da diese Antikörper eine maßgebliche Rolle bei den allergischen Reaktionen spielen. Die eigentlich zur Abwehr von gefährlichen, körperfremden Stoffen dienenden IgE-Antikörper richten sich bei Allergikern gegen harmlose Substanzen und es folgt die allergische Reaktion. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, die IgE-Antikörper gezielt gegen Krebs-Tumore einzusetzen und die Tumore in 60 Prozent der Fälle erfolgreich zu vernichten.
Laut der aktuellen Studie könnten die Antikörper auch zur Krebstherapie genutzt werden. In Versuchen an Hunden wiesen Forschende der Vetmeduni Vienna und der MedUni Wien nach, dass IgE zur Immuntherapie bei Krebs genutzt werden können. „Bei in-vitro-Studien wurde der Tumor in über 60 Prozent der Fälle vom IgE-Antikörper vernichtet“, berichten Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim und Kollegen. Ihre Studienergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin „ Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.
Spezielle IgE-Antikörper entwickelt
Bei der Entwicklung von Allergien ist die Reaktion des körpereigenen Immunglobulin E „sinnlos“, da sie sich in Wechselwirkung mit Entzündungszellen gegen harmlose Antigene richtet, erläutern die Wissenschaftler. Dies verursache folgenschwere Allergien. „In der aktuellen Studie ist unser Motto dagegen: Gib dem IgE einen Sinn“, so Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim weiter. Hier entwickelten die Forscher ein spezielles „Hunde-IgE“, das sich direkt gegen den EGFR-Wachstumsfaktor von Krebs-Tumoren richtet.
60 Prozent der Behandlungen erfolgreich
In Versuchen an einem Hund als „Modellpatienten“ konnten die Forscher zeigen, dass bei Tumoren, die den EGFR-Wachstumsfaktor aufweisen, eine erfolgreiche Eliminierung der Krebszellen durch Immunglobulin E möglich ist – und das unabhängig von der Hunderasse. In über 60 Prozent der Fälle habe der IgE-Antikörper die Tumore vernichtet. Dieses Ergebnis sei auch deshalb so vielversprechend, weil das EGFR beim Hund zu 92 Prozent mit jenem beim Menschen übereinstimmt, betonen die Forscher.
Immuntherapie gegen Krebs-Tumore
Den Angaben der Wissenschaftler zufolge bilden die IgE-Antikörper sozusagen eine „Brücke“ zwischen dem EGFR auf Tumorzellen und den Entzündungszellen, wodurch sogenannte Tumornekrosefaktoren freigesetzt werden, die umgehend das Absterben der Tumore einleiten. „Das lässt uns darauf hoffen, dass wir hier einen wichtigen Beitrag zu einer neuen Form der Immuntherapie gegen Krebs-Tumoren leisten“; betont die Studienleiterin. Nun sollen die Ergebnisse in weiteren Studien an Hunden überprüft werden, bevor erste Untersuchungen an Menschen folgen.
Derzeit wird in der Krebsforschung viel Hoffnung auf die sogenannten Immuntherapien gesetzt, bei der körpereigene Abwehrmechanismen zur Bekämpfung der Krebszellen genutzt werden. Der erfolgreiche Einsatz der IgE-Antikörper ist hier ein gutes Beispiel für diese neuen Möglichkeiten in der Krebstherapie. (fp)
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