Mucin: Bestandteil von Magenschleimhaut gegen trockene Augen
Viele Menschen verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit am Computer. Sitzt man den ganzen Tag am Schreibtisch und starrt auf den Bildschirm, stellen sich oft Probleme mit den Augen ein. Langfristig kann dadurch auch das Augengewebe geschädigt werden. Forscher haben nun herausgefunden, dass ein natürlicher Schleimbestandteil hier Hilfe bringen kann.
Trockene Augen durch lange Bildschirmarbeit
Wer jeden Tag mehrere Stunden am Computer arbeitet, bekommt irgendwann trockene Augen. Im Handel sind zwar Tropfen gegen die Beschwerden erhältlich, doch die Mittel bleiben oft ohne Wirkung. Außerdem sollten sie grundsätzlich nur mit Bedacht eingesetzt werden, da es unter anderem durch die enthaltenen Konservierungsstoffe zu Schädigungen des Auges kommen kann. Forscher aus München berichten nun was Betroffenen helfen könnte: Ein Bestandteil der Magenschleimhaut.
Natürlicher Schmierstoff
Trockene Augen und reibende Kontaktlinsen nach einem langen Arbeitstag am Computer sind nicht nur schmerzhaft, sondern schädigen auch auf Dauer das Augengewebe.
Hilfe könnte ein natürlicher Schleimbestandteil, ein so genanntes Mucin, bringen, berichtet die Technische Universität München (TUM) in einer Mitteilung.
Ein Team der TUM konnte demnach in einer Studie zeigen, dass Kontaktlinsen, die mit Mucinen aus der Magenschleimhaut von Schweinen beschichtet waren, keine Schäden am Auge verursachten.
Mucine sind Moleküle, die in der Lage sind Wasser zu binden und so einen natürlichen Schmierstoff bilden. Nicht nur unsere Tränen enthalten solche Mucine, sie kommen auch in der schützenden Schleimschicht in Magen oder Darm vor.
Ohne schützenden Gleitfilm wird Gewebe der Hornhaut verletzt
Patienten, die unter trockenen Augen leiden, mangelt es meist an diesem molekularen Schmierstoff in der Tränenflüssigkeit: dem Mucin MUC5AC.
Laut den Experten kann das Fehlen von MUC5AC vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen zusätzlich problematisch sein: Ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse wird das Gewebe der Hornhaut verletzt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Oliver Lieleg, Professor für Biomechanik und Leiter der Arbeitsgruppe „Biopolymere und Bio-Grenzflächen“ an der Munich School of BioEngineering, hatten deshalb die Idee das fehlende Mucin direkt auf die Linse aufzubringen.
Mucinbeschichtung verhindert Gewebeschäden
Für die Versuche benötigten die Forscherinnen und Forscher größere Mengen des Moleküls. Menschliche Tränen fielen damit als mögliche Quelle aus. Das Team entwickelte deshalb ein Verfahren weiter, mit dem sie das Mucin aus den Mägen von Schweinen isolierten.
Dieses Schweinemucin ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich. Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre charakteristische Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert.
„Die meisten bisher kommerziell erhältlichen Mucine, die momentan z.B. zur Behandlung von Trockenheit im Mundraum eingesetzt werden, haben genau diese Fähigkeit verloren, das haben wir in mehreren Versuchen zeigen können. Man könnte sich somit auch Wasser in den Mund sprühen. Diese Mucine können deshalb auch nicht bei trockenen Augen helfen“, erklärte Lieleg.
In Experimenten an einem präparierten Schweineauge testeten sie dann, wie ihr speziell isoliertes Mucin auf Kontaktlinsen wirkt. Das Forscherteam konnte mikroskopisch nachweisen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linsen auftraten, wenn sie mit Mucin beschichtet war.
„Wir haben festgestellt, dass das Mucin von alleine an dem Linsenmaterial haftet und es deshalb gleitfähig hält“, so Benjamin Winkeljann, Erstautor der Studie.
Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würde es somit ausreichen, die Kontaktlinsen zum Beispiel über Nacht in einer Mucinlösung zu lagern.
Dauerhafter Schutz ohne Nachtropfen
Die Beschichtung mit Mucin bietet mehrere Vorteile: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Mucin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor.
Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht wird und deshalb über den Tag verteilt mehrfach angewendet werden muss, haftet Mucin direkt an der Linse und schützt das Auge so dauerhaft.
In den nächsten Schritten soll das Mucin aus den Schweinemägen weiter getestet werden, um es bald beim Menschen einsetzen zu können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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