Vorteile der Mondholz-Verwendung: Aberglaube oder wissenschaftliche Fakten?
11.04.2011
Mondholz wird nicht nur eine besondere Stabilität sondern auch eine Vielzahl positiver gesundheitlicher Effekte unterstellt. In einer wissenschaftlichen Vergleichsstudie ging die geschäftsführende Direktorin des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) in Groß-Umstadt in der Nähe von Darmstadt, Ute Seeling, dem Phänomen Mondholz auf den Grund.
Das auch als „Vollwertholz“ bezeichnete Mondholz wird ausschließlich in bestimmten Mondphasen geschlagen und anschließend in einem langsamen und natürlichen Prozess getrocknet. Davon versprechen sich die Befürworte nicht nur eine höhere Stabilität, Haltbarkeit, Feuerbeständigkeit, Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge sondern auch positive Effekte auf Körper und Geist. Insbesondere die objektiv überprüfbaren Kriterien wie die Qualität des Mondholzes hat die Forstwissenschaftlerin Ute Seeling nun in ihrer Vergleichsstudie analysiert. Dabei konnte die Expertin keinen Zusammenhang zwischen der Holzqualität und den verschiedenen Mondphasen des Einschlagzeitpunktes feststellen, jedoch war die Qualität des Mondholzes aus einem anderen Grund besonders hoch.
Mondholz mit positiven Effekten auf Körper und Geist?
Die Vorzüge des Mondholzes liegen, nach Aussage des Holzingenieurs und Sägewerksleiters aus dem osthessischen Birstein, Sigmund Schuster, auf der Hand. Nicht nur die Qualität ist herausragende, sondern das Holz entfalte eine besonders positive Wirkungen auf Körper und Geist, erklärte der überzeugte Mondholz-Verfechter gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. So kann Mondholz nach Aussage von Schuster bei Schlafstörungen oder unerfülltem Kinderwunsch ebenso helfen wie bei Kindern Bettnässen-Problemen. Ein Mondholzbalken hinter dem Kopfende des Bettes, dränge die Stahlbetondecke zurück und es „kann Ruhe in den Kopf einkehren“, erklärte der Holzingenieur. Für den Sägewerksleiter ist dabei der Zeitpunkt des Einschlagens ein entscheidender Faktor. Seiner Überzeugung nach muss das Holz bereit sein, wenn es geschlagen wird. Dies sei in der letzten Phase des abnehmenden Mondes zwischen Ende Oktober und Anfang Januar der Fall, wenn der Baum gewissermaßen ausatme und anschließend in eine Art Schlaf mit stark reduzierter biologischer Aktivität übergehe. Zu diesem Zeitpunkt sei „der Schock (…) nicht so groß“, erklärte Schuster. Seiner Ansicht nach sollten sich die Verbraucher öfter fragen, was sie sich wünschen würden vom Menschen, wenn Sie ein Baum wären. Was sich für Außenstehende leicht skurril anhört, ist nach Aussage des Holzingenieurs als ernsthaftes Werben um mehr Verständnis für das Wesen Baum gedacht.
Besondere Verarbeitung begründet eine höhere Holzqualität
Doch beim Mondholz ist nicht nur der Einschlagzeitpunkt sondern auch die anschließende Weiterverarbeitung der Bäume entscheidend. So müssen die Mondholz-Stämme nach dem Fällen vier Wochen am Boden ruhen, bevor sie aufgearbeitet werden – im Idealfall mit der Baumkrone bergab. Dies kostet Zeit und Geld, da normalerweise alle Arbeitsschritte – vom Fällen über das Abschlagen der Äste bis zum Zerteilen der Stämme – direkt hintereinander erledigt werden. Doch hierin liegt nach Einschätzung der Forstwissenschaftlerin Ute Seeling auch der eigentliche Qualitätsvorteil des Mondholzes begründet. Denn das Wasser im feuchten Holz werde durch die Schieflage in die Krone, Nadeln oder Blätter geleitet wodurch der Stamm auf natürliche Weise trockne, weniger Risse im Holz auftreten und das Mondholz relativ unempfindlich gegenüber der Luftfeuchtigkeit wird. Ein hochqualitatives Bauholz, dass durchaus seinen Preis wert ist. So sind die überzeugten Kunden gern dazu bereit, für Mondholz fast doppelt soviel zu bezahlen wie für normales Bauholz.
Einschlagzeitpunkt unerheblich für die Holzqualität
Die promovierte Forstwissenschaftlerin, Ute Seeling, hatte nach eigenen Angaben „mit viel Optimismus“ eine Vergleichsstudie durchgeführt, bei der Fichten in verschiedenen Mondphasen gefällt und das Holz anschließend untersucht wurde. Dabei ließ sich nach Aussage der Wissenschaftlerin jedoch kein Zusammenhang zwischen dem Einschlagzeitpunkt und der Qualität des Holzes feststellen. „Es hat keine Untersuchung einen Effekt bewiesen“, erklärte die Expertin. Allerdings sei die Qualität des Mondholzes unabhängig vom Einschlagzeitpunkt durch die anschließende Weiterverarbeitung besonders hoch. „Nicht der Einschlagzeitpunkt, sondern die Verarbeitung ist das Entscheidende“, betonte die Forstwissenschaftlerin. Denn tatsächlich sei das Mondholz qualitativ hochwertiger als technisch getrocknetes Industrie-Bauholz. Das immer mehr Menschen in den vergangenen Jahren beim Hausbau oder Möbelkauf auf Mondholz setzen, ist nach Einschätzung der geschäftsführende Direktorin des KWF jedoch nicht nur auf Qualitätsvorteile zurückzuführen, sondern „dieser Trend ist beflügelt durch die Öko-Welle der letzten Jahre“, erklärte Ute Seeling.
Mondholz bietet Qualitätsvorteile
Dass mit der gängigen Praxis zur Kostenrationalisierung in der Forstwirtschaft auch ein Verlust an Qualität verbunden ist, war bereits vor der aktuellen Untersuchung von Ute Seeling klar. Hier haben sich die Vorteile eines langsamen Trocknungsprozesses lediglich erneut bestätigt. Entgegen der verbreiteten Annahme, Mondholz sei lediglich eine wissenschaftliche nicht begründbare Spinnerei, hat die promovierte Forstwissenschaftlerin jedoch nachgewiesen, dass Mondholz tatsächlich Qualitätsvorteile bietet, die einen entsprechenden Preisaufschlag rechtfertigen können. Demnach erweist sich Mondholz aufgrund der besonderen Verarbeitung als besonders trocken, schwindarm und riss-frei sowie unempfindlicher gegen Fäulnis, Insektenbefall oder Witterungseinflüsse. Die Aussagen zu den positiven Eigenschaften auf Körper und Geist sind indes bisher nicht wissenschaftlich belegt und auch durchaus aufgeschlossen Experten wie Ute Seeling zeigten sich hier eher skeptisch. Doch oft bewirkt ja bereits der Glaube an eine positive Wirkung tatsächliche Effekte, die dann – zusätzlich zur erhöhten Qualität – als Bonus bei der Verwendung des Mondholzes auftreten können. (fp)
Bildnachweis: Dietmar Grummt / pixelio.de
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