Krummer Gang und gesenkter Blick – wer an Morbus Bechterew leidet, fürchtet insbesondere diese Spätfolgen der rheumatischen Erkrankung. Mit viel Bewegung und speziellen Übungen wie die Lagerungstherapie auf Rollen, lässt sich der knöchernen Versteifung der Wirbelsäule jedoch gut entgegenwirken – sofern Betroffene dies im frühen Stadium der Erkrankung beginnen. Doch genau hier liegt oft das Problem: Da sich die Krankheit anfangs meist nur durch Rückenschmerzen bemerkbar macht, vergehen in der Regel fünf bis zehn Jahre bevor die Krankheit erkannt wird.
Betroffenen fehlen dann aber viele Jahre, in denen sie den chronischen Krankheitsverlauft positiv hätten beeinflussen können. Neben Bewegungstherapien helfen auch Kuren mit Radonbehandlungsserien, denn sie linderen Schmerzen, so dass es Patienten leichter fällt, in Bewegung zu kommen.
„Nächtliche Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, die eventuell in die Beine ausstrahlen, sind erstes Anzeichen und Leitsymptom des Morbus Bechterews zugleich“, verdeutlicht Univ.-Doz. Dr. Bertram Hölzl, Radon-Experte und wissenschaftlicher Leiter des Gasteiner Heilstollen. „Oft sind auch Erschütterungen der Wirbelsäule beispielsweise durch Niesen oder Husten schmerzhaft.“ Auch Gelenksbeschwerden, rote, schmerzende Augen, Lichtempfindlichkeit oder Verdauungsprobleme gehören zu den Krankheitsanzeichen. Später erschweren auch chronische Erschöpfung und eine langsam fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule das Leben Betroffener.
Bei dieser Rheuma-Form liegt eine Fehlfunktion des Immunsystems vor. Körpereigene Abwehrzellen wandern ins Gewebe und lösen entzündliche Reaktion vornehmlich in den kleinen Wirbelgelenken des Rückens aus, die später zu der verknöcherten Verformung der Wirbelsäule führen. Wer einige dieser Krankheitsanzeichen beobachtet, sollte rechtzeitig auf eigene Initiative zum Rheumatologen gehen. Er kann neben Medikamenten auch spezielle Bewegungstherapien und Kuren in Radonthermalstollen empfehlen.
Wissenschaftliche Studien bestätigen der sogenannten Radonwärmetherapie Erfolgsquoten zwischen 80 und 90 Prozent bei Morbus Bechterew. „Die Radonwärmetherapie lindert Schmerzen sowie funktionellen Einschränkungen und senkt den Medikamentenverbrauch“, weiß Dr. Hölzl. „Viele Patienten mit Morbus Bechterew, die regelmäßig eine Radonwärmetherapie durchführen, können dadurch bewegungserhaltende Übungen leichter durchführen.“ Die Radonwärmetherapie machen Patienten meist im Rahmen einer Kur, bei der sie mehrfach mit einem Stollenzug ins Berginnere fahren, in dem das Heilklima natürlich vorkommt.
Im Rahmen einer Kur lernen Betroffene auch begleitende Bewegungstherapien wie die Lagerungstherapie auf Holzrollen kennen, die Wirbelsäule und Brustkorb dehnt und sehr gute Erfolge hinsichtlich der aufrechten Haltung verzeichnet. Dokumentiert sind Vorher-Nachher-Effekte bis zu einer um 5 cm verbesserten Aufrichtung. Wer die Lagerungstherapie sechs bis acht Mal unter Aufsicht absolviert hat, kann sie auch selbstständig zu Hause durchführen. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.