„Öko-Test“ findet Gadolinium im Trinkwasser vieler Städte
29.08.2014
Verunreinigungen des Trinkwasser mit Rückständen von Medikamente wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach nachgewiesen. Welche Folgen die Arzneimittelrückstände für Menschen haben können, ist in der Fachwelt allerdings bislang umstritten. Während die Einen davon ausgehen, dass aufgrund der geringen Konzentrationen keine gesundheitlichen Folgen für die menschliche Gesundheit zu befürchten sind, argumentieren Andere mit den bereits nachgewiesenen Beeinträchtigungen der Tier- und Pflanzenwelt. Diese würden den Schluss nahelegen, dass auch beim Menschen ähnliche negative Effekt zu erwarten seien.
Die Zeitschrift „Öko-Test“ bemängelt angesichts des wiederholten Nachweises von Arzneimittelrückstände im Trinkwasser, dass bis heute „regelmäßige Analysen nicht gesetzlich vorgeschrieben“ sind. Mit einer eigenen Untersuchung des Trinkwassers aus 69 deutschen Städten hat die Zeitschrift nun überprüft, wie stark die Belastung des Wasser mit dem MRT-Kontrastmittel Gadolinium tatsächlich ist. Das Ergebnis verdeutlicht, wie dringend erforderlich hier regelmäßige gesetzlich vorgeschriebene Untersuchungen wären. Allerdings können diese nur finden, wonach gesucht wird, was bei der stetig wachsenden Anzahl von Wirkstoffen die Arbeit deutlich erschwert. Daher plädiert zum Beispiel das Umweltbundesamt dafür, „nicht erst am Ende, sondern bereits am Beginn des Lebenszyklus eines Medikamentes anzusetzen.“ Die Methode nennt sich „Green Pharmacy“ und bedeutet, dass Umweltaspekte wie ein besseres Abbauverhalten schon in die Entwicklung eines Arzneimittels einbezogen werden. Die äußerst stabilen chemischen Verbindungen, wie sie heute in vielen Arzneien vorkommen, wären demnach in Zukunft möglichst zu vermeiden.
Untersuchung des Trinkwasser auf Gadolinium-Rückstände
In der aktuellen Untersuchung der Zeitschrift „Öko-Test“ wurde exemplarisch nach Rückständen von Gadolinium im Trinkwasser gesucht, wobei das Kontrastmittel ebenso wie die Rückstände andere Arzneien mit den Ausscheidungen der Patienten ins Abwasser gelangt und von den Kläranlagen auf Basis des derzeitigen technischen Standes nicht herausgefiltert beziehungsweise beseitigt werden kann. „Nachdem die Arzneistoffe ihr Werk verrichtet haben, verschwinden sie nicht einfach, sondern gehen auf große Reise und kommen irgendwann – wenn auch in stark verdünnter Form – wieder beim Verbraucher aus dem Wasserhahn“, berichtet „Öko Test“. Erst vor wenigen Tagen hatte das Umweltbundesamt eine Analyse (Titel: „Zusammenstellung von Monitoringdaten zu Umweltkonzentrationen von Arzneimitteln“) herausgegeben, in der deutlich wird, dass mindestens 23 Wirkstoffe und Metaboliten bereits im Trinkwasser nachgewiesen wurden. In der vom IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser erarbeiteten Analyse werden zum Beispiel Rückstände von Schmerzmitteln wie Naproxen, Röntgenkontrastmitteln, Lipidsenkern wie Clofibrinsäure und ihre Stoffwechselprodukte genannt, berichtet „Öko-Test“
Arzneimittelrückstände im Trinkwasser ein wachsendes Problem
Waren die Ergebnisse des Umweltbundesamtes zu den Arzneimittelrückständen im Trinkwasser bereits erschreckend, wird bei der Betrachtung der Oberflächengewässern und des Grundwasser deutlich, wie weitreichend das Problem tatsächlich ist. Im Grundwasser liegt laut Umweltbundes für 55 Substanzen eine positiver Nachweis vor und bei den Oberflächengewässern seien es sogar „131 Positivbefunde, darunter einzelne Röntgenkontrastmittel mit Extremwerten von bis zu 100 µg/l“, so die Mitteilung von „Öko-Test“. Für die kommenden Jahre sei zudem davon auszugehen, dass die Belastung weiter steigt, nicht zuletzt weil eine zunehmend älter werdende Gesellschaft immer mehr Arzneimittel verbraucht. Allein im Jahr 2012 seien laut Umweltbundesamt „von den rund 1.200 Wirkstoffen aus Humanarzneimitteln mit möglicher Umweltrelevanz insgesamt 8.120 Tonnen verbraucht“ worden. Weitere rund 2.500 Tonnen umweltrelevanter Wirkstoffe wurden mit Tierarzneimitteln verabreicht. Ein erheblicher Anteil der Substanzen landet dabei über die Ausscheidungen in den Gewässern. Hinzu kommt, dass viele Deutsche abgelaufene und nicht mehr benötigte Arzneien fälschlicherweise über die Toilette oder den Ausguss entsorgen. So bilden die Arzneimittelrückstände im Grundwasser, in den Oberflächengewässern und auch im Trinkwasser eine wachsendes Problem. (fp)
Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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