Einfluss von Gerinnungsfaktoren auf die MS-Entwicklung nachgewiesen
Bislang waren die Auslöser der Multiplen Sklerose (MS) im menschlichen Organismus weitgehend unklar. Gemeinsam haben Forscher der Universitäten Duisburg-Essen, Münster und Würzburg nun einen Zusammenhang zwischen dem Blutgerinnungssystem und dem Entstehen von MS beim Menschen nachgewiesen. Dies könnte der entscheidende Durchbruch bei der Frage sein, was die Multiple Sklerose (MS) im Menschen auslöst, berichten die Forscher.
Die Multiple Sklerose ist eine relativ weitverbreitete Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Auslöser jedoch bislang unklar blieben. Im Mausmodell wurde vor einigen Monaten erstmals ein möglicher Zusammenhang mit dem Gerinnungsfaktor XII festgestellt, den die Wissenschaftler nun in einer Studie am Menschen überprüft haben. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin „Annals of Neurology“ veröffentlicht.
MS betrifft vor allem junge Erwachsene
Von der entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems sind insbesondere junge Erwachsene vermehrt betroffen. „Allein für Deutschland geht man von rund 140.000 Patienten aus“, berichten die Wissenschaftler. Die Erkrankung schreite in Schüben oft rasch voran. Die Forschung konnte bezüglich der Identifizierung der Krankheitsursachen und der Behandlung allerdings in den vergangenen Jahren nur wenige Fortschritte erzielen. „Auf einen Erfolg kommen hunderte Rückschläge“, so die Mitteilung der Universität Duisburg-Essen. Umso erstaunlicher sei die gemeinsame Entdeckung von Neuroimmunologen der Universitätskliniken Essen, Münster und Würzburg.
Gerinnungsfaktoren von hoher Bedeutung
Die Forschergruppe hatte bereits vor wenigen Monaten im Mausmodell die Rolle des Gerinnungsfaktors XII bei der Entstehung von MS nachgewiesen. In ihrer aktuellen Studie konnten die Wissenschaftler nun zeigen, dass „auch bei erkrankten Menschen diese und andere Gerinnungsfaktoren offenbar sehr bedeutend“ sind, berichtet die Universität Duisburg-Essen. Damit scheint ein wichtiger Schritt auf der Suche nach den Auslösern der Krankheit im menschlichen Organismus getan.
Entscheidender Motor der Entzündungsprozesse
Die entdeckten Gerinnungsfaktoren seien „mit hoher Wahrscheinlichkeit die entscheidenden Motoren des schädlichen Entzündungsprozesses, der nach und nach das zentrale Nervensystem der Betroffenen angreift und zerstört“, betont Professor Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Neurologischen Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen.
Mehrere Gerinnungsfaktoren bei MS erhöht
In der aktuellen Studie wurde untersucht, „wie sich gesunde Menschen und Patienten mit neuroimmunologischen Krankheiten bei verschiedenen Gerinnungsfaktoren unterscheiden“, erklärt Dr. Kerstin Göbel von der Universitätsklinik für Allgemeine Neurologie in Münster. Die Wissenschaftler stellten fest, dass „dort, wo Entzündungsprozesse stattfinden, nicht nur der Faktor XII erhöht“ ist. Im Blut von Patienten mit schubförmiger MS liege „auch der Spiegel der beiden Gerinnungsfaktoren Prothrombin und FX höher als bei Gesunden.“
Gerinnungsfaktoren bieten neue Behandlungsansätze
Die Ergebnisse der Forscher legen den Schluss nahe, dass Gerinnungsfaktoren die Entzündungsprozesse bei neurologischen Krankheiten maßgeblich vorantreiben und eröffnen nach Auffassung des Münsteraner Forschungsgruppenleiters Professor Dr. Dr. Sven Meuth auch neue Ansatzpunkte zur Behandlung. Die Gerinnungsfaktoren seien ideale Ziele, „die mögliche künftige Therapien aufgreifen könnten“, ergänzt Prof. Kleinschnitz. An Mäusen haben die Forscher bereits erfolgreich den Einsatz des Wirkstoffs Infestin zur Blockade des Gerinnungsfaktor XII getestet. Durch die aktuellen Studienergebnisse sei nun bewiesen, dass sich die Gerinnungsfaktoren auch beim Menschen als Zielstruktur für MS-Therapien eignen könnten, so das Fazit der Wissenschaftler. (fp)
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