Deutschlandweit sind multiresistente Erreger auf dem Vormarsch
12.10.2012
Die Ausbreitung multiresistenter Erreger ist in Deutschland ein wachsendes Problem. Diese Einschätzung bestätigte auch der Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG), Gert Höffken, im Rahmen der 23. Jahrestagung der PEG im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. Ursache für das vermehrte Auftreten der multiresistenten Keime ist laut Aussage der Experten vor allem der unsachgemäße, teils fahrlässige Umgang mit Antibiotika.
Bei Kontakt mit geringen Antibiotika-Dosen werden Bakterien unter Umständen nicht abgetötet und können anschließend Resistenzen entwickeln. Auf diese Weise entstehen aus gewöhnlichen Bakterien multiresistente Keime, die ihre Resistenzen von Generation zu Generation vererben. Diese seien in allen Krankenhäusern eine tickende „Zeitbombe“, erläuterte PEG-Präsident Höffken auf der Jahrestagung in Dresden. Als Beispiele nannte der Experte Darmbakterien wie Escherichia coli (E. coli) oder Klebsiellen. Letztere wurden im Sommer am Uniklinikum Leipzig für zahlreiche Infektionen und sogar Todesfälle verantwortlich gemacht.
Unsachgemäßer Antibiotika als Ursache zunehmender Resistenzen
Der Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie erklärte, dass bei den E. coli Bakterien und den Klebsiellen zwischen den Jahren 2007 und 2010 der Anteil multiresistenter Stämme um rund 50 Prozent zugenommen habe. Der massive Einsatz von Antibiotika – in der Humanmedizin 816 Tonnen pro Jahr und in der Tiermedizin über 1.700 Tonnen – stehe in direktem Zusammenhang mit der zunehmende Verbreitung multiresistenter Keime. Ziel sei es daher, „den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren.“ Auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und das Robert-Koch-Institut (RKI) verfolgen seit längerem das gleich Ziel und haben bereits Vorschläge zur praktischen Umsetzung unterbreitet. Heute gebe es in vielen Kliniken ein Screening beziehungsweise regelmäßige Erfassungen der multiresistenten Erreger, für die Tiermedizin sei die Einführung einer Verschreibungspflicht vorstellbar, so Höffken, Präsident der mit circa 850 Mitgliedern größten deutschsprachigen Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten.
Die diesjährige Jahrestagung der PEG wird in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und dem Sächsischen Hausärzteverband ausgerichtet. Hier sollen noch bis Samstag Themen, „die für die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen von großer praktischer Bedeutung sind, wie Antibiotikaverbrauch und Resistenz, Borreliose, Fieber nach Auslandsaufenthalt und Impfungen“ erörtert werden, so der PEG-Präsident in seinem Grußwort zu der Jahrestagung in Dresden. (fp)
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Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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