Zurück zum frischen Atem
03.01.2014
Mundgeruch (medizinisch Halitosis) ist ein relativ weit verbreitetes Symptom, dass von vielen Betroffenen selbst kaum wahrgenommen wird. Lediglich an den Reaktionen in ihrem Umfeld stellen sie gegebenenfalls fest, dass sie unter einem unangenehmen Atemgeruch leiden. Oft liegt dem chronischen Mundgeruch eine mangelnde Mundhygiene zugrunde, doch können auch Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder Erkrankungen der Atemwege und systemische Erkrankungen die Beschwerden verursachen.
Welche Ursachen den unangenehmen Mundgeruch hervorrufen und wie sich dieser am besten vermeiden lässt, haben Zahnmediziner der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sowie der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGParo) in Regensburg (DGZMK) in einem in einem aktuellen Beitrag der „Rheinischen Post“ zusammengefasst. Hier wird deutlich dass eine intensive Mundhygiene in den meisten Fällen bereits für deutliche Linderung sorgen kann, jedoch nicht immer Erfolg verspricht. Bei der Feststellung des Mundgeruchs helfe es den Betroffenen wenig, sich „in die Hand zu hauchen und daran zu riechen, da sich die Nase an den eigenen Geruch gewöhnt“, erläutertet Sebastian Michaelis von DGZMK weiter. Der Experte forderte daher vertraute Familienmitglieder und Freunde der Betroffenen auf, diese „auf ihren Mundgeruch ansprechen, auch wenn ihnen das unangenehm ist.“
Ursachen des Mundgeruchs
Bei einem Großteil der Patienten finden sich die Ursachen des Mundgeruchs in der Mundhöhle, erläuterte Kai Worch von der DGParo in Regensburg. Dem Fachmann zufolge können sich „vor allem auf der großen rauen Oberfläche der Zunge mit ihren zahlreichen Vertiefungen Bakterien festsetzen, die keinen Sauerstoff zum Leben brauchen.“ Bei der bakteriellen Zersetzung von Nahrungsresten entstehen anschließend Gase, die mit der Atemluft abgegeben werden. „Im Rahmen ihres Stoffwechsels produzieren die Bakterien flüchtige Schwefelverbindungen, die dann zu dem unangenehmen Geruch führen“, erläuterte Worch. Die Bakterien finden sich nicht nur auf der Zunge, sondern auch in den Zahnzwischenräumen, unter schlecht sitzenden Kronen und auf ungenügend gereinigten Prothesen. Andere Auslöser des Mundgeruchs, wie beispielsweise ein nicht vollständig abgeschlossener Magen oder systemische Erkrankungen, sind im Vergleich zu der bakteriellen Besiedlung im Mundraum verschwindend seltene Ursachen.
Mundgeruch nach dem Aufstehen ist normal
Mundgeruch kann bei verschiedenen Anlässen, wie beispielsweise nach dem Verzehr von Knoblauch, durchaus normal sein. Dies gilt auch für morgendlichen Mundgeruch nach dem Aufstehen, der laut Aussage der Zahnärztin Aviva Grinfeld gegenüber der „Rheinischen Post“ entsteht, weil „man beim Schlafen weniger Speichel produziert und der Mund dann einfach trockener ist.“ Die Abgrenzung zwischen normalem und krankhaftem Mundgeruch ist Sebastian Michaelis zufolge „rein ursachenbedingt und in der Regel nicht an eine bestimmte Nahrungsaufnahme gebunden.“ Vielfach zeigen die Betroffenen auch einen deutlich sichtbaren Belag auf der Zunge und diese erscheint nicht mehr in ihrer ursprünglichen rosa-rötlichen Färbung. Eine tägliche Zungenreinigung kann hier meist bereits eine erhebliche Verbesserung bewirken. Allerdings sei es „wichtig, dass man die Zunge vorsichtig säubert und nicht verletzt, weil sonst Bakterien ins Blut gelangen können“, betonte Michaelis. Der Experte rät daher, die sogenannten Papillen (kleinen empfindlichen Erhebungen im hinteren Zungendrittel) nicht mit zu reinigen.
Tipps zur Zungenreinigung
Eine empfehlenswerte Technik der Zungenreinigung ist den Angaben der Zahnärztin Aviva Grinfeld zufolge, die Zunge zunächst herauszustrecken und vorne an der Spitze breitflächig herunterzuziehen. Auf die genoppte Seite des Zungenreinigers werde ein neutralisierendes Zink-Gel gegen Mundgeruch aufgetragen und dieses langsam vom höchsten Punkt der Zunge, den man sehen kann, nach vorne verteilt. Anschließend könne das Gel mit der anderen Seite des Zungenreinigers abgezogen werden. Zahnbürsten seien für dieses Prozedere eher ungeeignet, da sie häufig einen Würgereiz auslösen. Stattdessen empfiehlt Grinfeld spezielle Zungenreiniger mit flachen Borsten. Die tägliche Zungenreinigung bewirkt laut Aussage der Experten bei den meisten Betroffenen bereits einen deutlichen Rückgang des Mundgeruchs. Mundspüllösungen, wie sie von vielen Menschen im Rahmen der morgendlichen Zahnhygiene benutzt werden, seien indes nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Ihre Verwendung ist mit dem Zahnarzt abzusprechen und sollte zeitlich begrenzt sein. Andere vermeintliche Mittel gegen Mundgeruch, wie beispielsweise Kaugummis oder Menthol-Bonbons, überdecken den Geruch zwar, können die bakterielle Besiedlung und somit die Ursache des Mundgeruchs jedoch nicht beheben. Kaugummis wirken laut Aussage der Experten unter Umständen sogar kontraproduktiv, da das Kaugummi-Kauen den pH-Wert im Mund so weit erhöhen kann, dass sich vermehrt die ungünstigen Schwefelverbindungen bilden. (fp)
Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
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