Mungbohne? – Was soll das schon wieder sein? In Zeiten nahezu wöchentlich neu wiederentdeckter Superfoods der Mayas oder alter tibetanischer Bergvölker ist man zu recht skeptisch, wenn wieder mal ein eher unbekanntes Gemüse präsentiert wird. Das ist im Fall der Mungbohne aber nicht angebracht. Denn im Grunde ist sie eine gute alte Bekannte, auch wenn ihr Name bei uns selten fällt. Schließlich hat fast jeder schon einmal Glasnudeln oder zumindest Sojasprossen gegessen.
Hinter beidem verbirgt sich nichts anderes als die erbsengroße Bohne aus Fernost, das eine aus dem Mehl der Bohne hergestellt, das andere ist ihr Keimling. Dass dieser fälschlicherweise als »Sojasprosse« bezeichnet wird, kann die Mungbohne wohl verschmerzen. Dafür ist ihre Bedeutung in Asien, vor allem in China und Indien, viel zu groß. Allein im Hauptanbauland Indien werden pro Jahr 500.000 Tonnen Mungbohnen geerntet, um daraus zum Beispiel das berühmte Dal zu machen, das traditionell aus verschiedensten Hülsenfrüchten zubereitet wird. Die kräftige indische Würzung tut ihr mit Sicherheit gut, denn ihr Geschmack wird wahlweise als mild, dezent oder zurückhaltend beschrieben, was jeder Glasnudelesser gerne bestätigen wird.
Trotz geschmacklicher Schlichtheit, ist die Mungbohne anderen Bohnen aber in einigen Punkten überlegen – zum Beispiel mit satten 17 g Ballaststoffen – vor allem aber, was ihre Bekömmlichkeit angeht. Oder hat man schon mal von einer Hülsenfrucht gehört, die ernsthaft als Mittel gegen Blähungen empfohlen wird? Zumindest in der asiatischen Volksmedizin ist diese Empfehlung weit verbreitet, genauso wie ihre vermutete Wirkung gegen Rheuma, Erkältungen oder Leberbeschwerden.
Wer in unseren Breitengraden frische Mungbohnen sucht, muss viel Geduld mitbringen. Meistens gibt es sie nur als Konserve oder im Glas. Frische Mungsprossen sind dagegen als »Sojasprossen« fast in jedem Supermarkt zu haben. Die Sprossen sollte man aber vor dem Verzehr gut abspülen und blanchieren, um das enthaltene Phasin zu zerstören, ein giftiges Eiweiß, das in fast allen Hülsenfrüchten vorkommt. Auch das Selberziehen der Sprossen ist problemlos möglich, Mungbohnensamen gelten als ausgesprochen keimfreudig.
Möglicherweise ist das auch der Grund, warum Mungbohnenkeimlinge das Standard-Testobjekt in asiatischen Studien zur Gefährdung durch Handystrahlen sind. Eine Forschergruppe konnte sogar nachweisen, dass ihre Keimung durch Handystrahlung zumindest verzögert wird. Was wir daraus lernen? Mungbohnen essen ist wahrscheinlich gesünder als telefonieren. Jürgen Beckhoff, aid
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