Ebola-Überlebende im Kampf gegen die Seuche
05.11.2014
Mit der Ebola-Epidemie in Westafrika sind zehntausende schwerste Schicksalsschläge verbunden, wobei die Kinder vielfach besonders hart getroffen werden. Etliche wurden plötzlich zu Waisen oder aufgrund einer Infektion von der Familie verstoßen. Umso wichtiger ist eine angemessene Betreuung und medizinische Versorgung. Hier leisten überlebende Ebola-Patienten, die nach überstandener Infektion immun gegen das Virus sind, laut Mitteilung der Nachrichtenagentur „dpa“ in vielen Einrichtungen besondere Hilfe.
In speziellen Betreuungs- und Krankenstationen werden die Kinder aufgenommen, deren Angehörige sich bereits mit Ebola infiziert haben und bei denen eventuell ebenfalls eine Infektion vorliegen kann. Die „dpa“ berichtet von einem solchen besonderen Kindergarten in unmittelbarer Nähe zu dem Ebola-Behandlungszentrum der Stadt Guéckédou im Südosten Guineas. Die hier untergebrachten Kinder wurden von ihren infizierten Verwandten getrennt und tragen möglicherweise selbst das Virus in sich. Nicht selten sind ihre Eltern an den Folgen einer Ebola-Infektion verstorben. Betreut werden die Kinder von der 40-jährigen Sabinetou Kamano, die sich bereits Monate zuvor mit dem Erreger infiziert hatte und die anschließende Erkrankung jedoch überlebte, so die Mitteilung der „dpa“. Ihr Organismus hat Antikörper entwickelt, die sie immun machen gegen das Virus. Sie kann sich den Kindern nähern, ohne Gefahr zu laufen, erneut an Ebola zu erkranken.
Betreuung für die Kinder von Ebola-Patienten
Die Kinder in dem speziellen Kindergarten haben allesamt schwere Schicksale erlitten und wurden hier untergebracht, weil sie sonst nirgendwo aufgenommen und versorgt werden können. Ihre Eltern sind bereits an Ebola verstorben oder werden wegen einer Infektion im benachbarten Krankenhaus behandelt. Und die übrigen Angehörigen verweigern oftmals eine Aufnahme, weil sie fürchten, das Kind könnte die Erreger übertragen. Den Berichten der Nachrichtenagentur „dpa“ zufolge ist die Ausstattung in dem speziellen Kindergarten eher spärliche. Ein paar Plastikstühle, einige Spielsachen, ein Klapptisch und ein Gaskocher zum Wasser aufkochen. Doch vielmehr als materielle Dinge fehlen den traumatisierten Kindern Zuwendung, Nähe und Geborgenheit. Diese versuchen Sabinetou Kamano und ihre vier Kolleginnen, die ebenfalls eine Ebola-Infektion bereits überstanden haben, den Kleinen zu bieten. Sie haben sich dazu entschieden, „jene Kinder zu betreuen, die ansonsten durch die ohnehin schon großen Maschen des Gesundheits- und Sozialsystems Guineas fallen würden“, so die Mitteilung der „dpa“.
Ebola-Überlebende als freiwillig Helfer
Angesichts des Ausmaßes, das die Ebola-Epidemie in Westafrika mittlerweile angenommen hat und der deutlichen Überforderung der nationalen Gesundheitssysteme in den betroffenen Staaten Guinea Sierra Leone und Liberia, ist freiwillige Hilfe an allen Stellen dringend erforderlich. Dies gilt sowohl für internationale Hilfskräfte, als auch für freiwillige Helfer vor Ort. Viele Ebola-Überlebende haben dies erkannt und leisten ihren Beitrag, wo sie nur können. Die 40-jährige Sabinetou Kamano und ihre Kolleginnen haben sich dabei für die Betreuung in dem speziellen Kindergarten zur Verfügung gestellt. Sie selbst haben als ehemalige Ebola-Patientinnen schwere Zeiten hinter sich, in denen nicht nur die Erkrankung, sondern auch die Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund der Infektion ihnen zu schaffen machten. „Als ich in die Klinik eingewiesen wurde, dachte ich, dass ich da niemals wieder rauskommen würde“, zitiert die „dpa“ die 33-jährige Therese Feindouno, welche heute ebenfalls in dem Kindergarten arbeitet. „Ich war so erleichtert nach meiner Heilung, so dankbar, dass ich diese Hoffnung mit anderen teilen wollte“, berichtet die Ebola-Überlebende weiter.
Kinder der Ebola-Infizierten durchleben schwere Schicksale
Aufgrund ihrer Immunität können die Betreuerinnen sich den Kindern ungefährdet nähern und ihnen die benötigte körperliche Nähe vermitteln. Für sie besteht kein Risiko, wenn sie die Kleinen auf den Arm nehmen oder mit ihnen spielen. „Ich behandele sie wie meine eigenen Kinder“, zitiert die „dpa“ Sabinetou Kamano. In die zerrissene Welt der Kinder kehrt so ein Stückchen Normalität zurück. Doch über die traumatisierenden Erlebnisse kann dies nur schwer hinweghelfen. So berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ beispielsweise von dem Fall des dreijährigen Dama, der erst vor wenigen Tagen mit seiner Mutter in die Krankenstation kam. Zwar zeigte der Kleine keine Symptome einer Infektion, doch wurde bei seiner Mutter Ebola festgestellt. Daraufhin wurden die beiden separiert, um den Jungen vor einer Infektion zu schützen. Während sich die Mutter im Behandlungszentrum befindet, ist der Kleine seither in dem speziellen Kindergarten untergebracht – umgeben von anderen Kindern und fremden Frauen, die ihr Möglichstes tun, um die verletzte Kinderseele vor weiterem Schaden zu bewahren. Ähnlich schwer ist das Schicksal der 18 Monate alten Yawa, deren Mutter vor kurzem an Ebola verstarb und deren Vater nichts mehr von ihr wissen will, weil er das Mädchen für „verseucht“ hält, so die Mitteilung der „dpa“.
Überlebende nutzen ihre Immunität für besondere Hilfe
Der Wunsch zu helfen ist bei vielen Ebola-Überlebenden extrem ausgeprägt. So auch bei einem der ersten Überlebenden der Epidemie in Guinea, dem Krankenpfleger Saa Sabas Temessadouno, berichtet die „dpa“. Nach der Versorgung eines Infizierten sei der 48-Jährige im April selbst erkrankt und habe fast zwei Wochen lang ums Überleben gekämpft. „Ich konnte nichts essen. Ich blutete, ich sah andere Menschen sterben. Ich hatte fürchterliche Angst“, zitiert die Nachrichtenagentur den Überlebenden. Schließlich sei das Fieberzurückgegangen und fünf Tage später konnte Temessadouno die Krankenstation als geheilt verlassen. Seither ist er immun gegen das tödliche Virus. Ein besonderes Geschenk, dass Temessadouno gemeinsam mit anderen nutzt, um spezielle Hilfe zu leisten. Er initiierte laut Mitteilung der „dpa“ eine Vereinigung der Ebola-Überlebenden, der mittlerweile rund 50 Menschen angehören und die sich auf vielfältige Weise im Kampf gegen Ebola engagiert.
Hoffnung und Mut machen
Die Ebola-Überlebenden stellen sich für verschiedene Hilfsleistungen zur Verfügung, bei denen ihnen ihre Immunität und/oder die Erfahrungen der durchlebten Erkrankung zu Gute kommen. Beispielsweise begleiten sie Menschen mit Verdacht auf eine Infektion in das nächstgelegene Krankenhaus, stellen sich zur Pflege der Infizierten zur Verfügung oder informieren auf öffentlichen Veranstaltungen und im Radio über die Erkrankung. „Wir agieren als Beispiele, um den Leuten zu zeigen, dass man Ebola überleben kann, und dass Überlebende nicht ansteckend sind“, wird Temessadouno von der „dpa“ zitiert. In der Hauptstadt Guineas hat sich der Ebola-Überlebende Djanko Traore laut Mitteilung der Nachrichtenagentur ebenfalls zur freiwilligen Hilfe entschieden. Der 26-jährige Student kümmert sich um die Patienten des Ebola-Behandlungszentrum, in dem er selbst geheilt wurde. Seit seiner Heilung erlebe er jeden Tag jetzt viel intensiver. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt und dass man es überwinden kann. Ich möchte Hoffnung und Mut machen“, zitiert die Nachrichtenagentur den freiwillig Helfer. (fp)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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