Ungewöhnliches Virus EV-D68 verursacht hunderte schwere Infektionen
09.09.2014
In den USA mussten in den vergangenen Wochen auffällig viele Kinder wegen mysteriöser Virusinfektionen im Krankenhaus behandelt werden. Laut Mitteilung der nationalen Gesundheitsbehörde, Centers for Disease Control and Prevention (CDC), wurden vor allem aus Illinois und Missouri drastisch erhöhte Zahlen der Krankenhauseinlieferungen gemeldet. Bei den anschließenden Untersuchungen sei das „Enterovirus D68 (EV-D68) in 19 von 22 Proben aus Missouri und in 11 von 14 Proben aus Chicago“ festgestellt worden, so die Mitteilung der CDC.
Insgesamt haben zwölf Staaten laut Medienberichten die Centers for Disease Control and Prevention aufgrund der vermehrten Virusinfektionen um Hilfe gebeten. Auch in Iowa und Colorado wurden offenbar bereits Infektionen mit EV-D68 bei Kindern festgestellt, die wegen schwerer Atemwegserkrankungen stationär behandelt werden mussten. Die ungewöhnlich hohe Zahl von Krankenhauseinlieferungen ist dabei möglicherweise „nur die Spitze des Eisbergs“, zitiert der Nachrichtensender „CNN“ den CDC-Direktor Mark Pallansch.
EV-D68-Infektionen ungewöhnlich, aber nicht neu
Die Ärztliche Direktorin der Infektionskontrolle im Kinderkrankenhaus Colorado, Dr. Christine Nyquist, erklärte gegenüber „CNN“, dass in rund 75 Prozent der Proben, die an die CDC geschickt wurden, das Enterovirus D68 festzustellen war. Auf der Notaufnahme in dem Kinderkrankenhaus Colorado sei ein deutlicher Anstieg der Einlieferungen von Kindern mit schweren Atemwegsinfektionen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum festzustellen gewesen. Zwar seien die Infektionen mit dem Enterovirus D68 ungewöhnlich, aber nicht neu. Identifiziert wurde das Virus erstmals in den 1960er Jahren, wobei seither allerdings insgesamt weniger als 100 Fälle bekannt wurden, so die Mitteilung von „CNN“. Nun sind offenbar innerhalb relativ kurzer Zeit hunderte Kinder erkrankt. Allerdings liegen bislang keine offiziellen Zahlen zu den Infektionen vor.
Keine spezielle Behandlung möglich
„Enteroviren werden mit verschiedenen klinischen Symptomen, einschließlich milden Erkrankungen der Atemwege, Fieber, Hautausschlag und neurologischen Beschwerden wie einer aseptischen Meningitis und Enzephalitis in Zusammenhang gebracht“, erläutert die US-Gesundheitsbehörde in ihrer aktuellen Pressemitteilung Die spezielle Gattung EV-D68 verursacht laut Angaben der CDC „jedoch in erster Linie Erkrankungen der Atemwege.“ Husten und Atemnot bilden demnach die Leitsymptome der aktuellen Infektionswelle, obwohl das gesamte Spektrum der Erkrankung den Behörden zufolge bislang unklar bleibt. Sorge bereitet den Experten vor allem das gehäufte Auftreten der Infektionen mit schweren Atemwegsbeschwerden, die eine Krankenhauseinlieferungen erforderlich machen. Zumal keine spezielle Behandlung für Infektionen mit EV-D68 bekannt ist und die klinischen Versorgung lediglich unterstützende Wirkung bei der Heilung entfalten kann. Auch existiert bisher kein Impfstoff gegen die EV-D68-Infektionen, was die Möglichkeiten der Prävention beschränkt.
Infektionen vorbeugen
Um Infektionen mit EV-D68 vorzubeugen, raten die CDC zu speziellen Hygienemaßnahmen. Eltern sollten sich zum Beispiel „die Hände oft mit Seife und Wasser für mindestens 20 Sekunden waschen, vor allem nach dem Wechseln von Windeln“, empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde. „Vermeiden Sie die Berührung von Augen, Nase und Mund mit ungewaschenen Händen“ und „vermeiden Sie Küsse, Umarmungen und das Teilen von Tassen oder Besteck mit Menschen, die krank sind“, so die CDC-Mitteilung weiter. Darüber hinaus raten die Experten „häufig berührte Oberflächen wie Türklinken und Spielzeug regelmäßig zu desinfizieren, vor allem, wenn jemand krank ist.“
Kinder mit Asthma besonders gefährdet
Den Angaben der CDC zufolge lag das Durchschnittsalter der bisher untersuchten Patienten in Illinois bei vier Jahren und mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Betroffenen waren bereits zuvor an Asthma oder Keuchhusten erkrankt. Ähnlich sah die Situation bei den erkrankten Kindern in Illinois aus. Sie waren im Schnitt fünf Jahre alt und 73 Prozent litten an Asthma oder Keuchhusten als Vorerkrankung, berichtet die US-Gesundheitsbehörde. Für die Eltern der Kinder mit Asthma oder Keuchhusten sei demnach derzeit erhöhte Aufmerksamkeit bei zunehmenden Atembeschwerden ihrer Kinder geboten. Wieso die Kinder mit entsprechenden Vorerkrankungen besonders häufig von den derzeitigen Virusinfektionen betroffen sind, bleibt allerdings bislang unklar. (fp)
Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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