Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist mehr als 33 Jahre her. Dennoch sind in Teilen von Süddeutschland immer noch Wildpilze radioaktiv belastet. Die Belastung schwankt sehr stark abhängig vom Standort und der Pilzart.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlichte kürzlich den jährlichen Bericht zur Strahlenbelastung von Wildpilzen in Deutschland. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 hatte auch weitreichende Auswirkungen auf Deutschland, die heute noch spürbar sind. Dem BfS zufolge sind manche Gebiete in Bayern auch heute noch besonders stark betroffen.
Wo wurde gesammelt?
Die Proben entstammen aus typischen Waldstandorten wie beispielsweise nördlich von München, aus dem Bayerischen Wald und aus dem Berchtesgadener Land sowie aus südlichen Teilen Sachsens. Um die Belastung zu bestimmen, wurden der Wert der Radioaktivität in Becquerel (Bq) sowie der Radiocäsiumgehalt ermittelt.
Welche Pilze sind besonders stark betroffen?
Die höchsten Radiocäsiumgehalte wurden im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt, im Berchtesgadener Land und in der Region Mittenwald ermittelt. Die radioaktive Belastung könne bis zu 2.400 Becquerel pro Kilogramm Pilzmasse betragen. Nach Angaben des Strahlenschutzamtes sind einige Pilzarten besonders stark belastet. Dazu zählen beispielsweise
- Semmelstoppelpilze,
- Elfenbein-Schnecklinge,
- Braunscheibige Schnecklinge,
- Maronenröhrlinge.
Warum sind manche Gebiete stärker belastet als andere?
Wie das BfS berichtet, gingen im Mai 1986 nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in diesen Gebieten verstärkt Gewitter nieder. Mit dem Niederschlag wurde der Boden mit radioaktiven Cäsium angereichert. Im Waldboden kann sich Cäsium besonders lange halten und wird vorwiegend von Pilzen aufgenommen. Die Halbwertszeit gibt bei radioaktiven Substanzen die Zeitspanne an, in der die Hälfte der Atome zerfällt. „Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren, darum ist das aus Tschernobyl stammende Cäsium bisher erst etwa zur Hälfte zerfallen”, berichtet BfS-Präsidentin Inge Paulini.
Strahlenbelastung mitunter sehr hoch
Im Extremfall könne eine einzelne Pilzmahlzeit aus diesen Gebieten mehr Cäsium-137 enthalten, als ein Mensch in Deutschland gewöhnlich in einem ganzen Jahr zu sich nimmt, warnt Paulini. Aus gesundheitlicher Sicht sei es am sinnvollsten, jede unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden.
Keine direkte Gesundheitsgefahr
Wer jedoch nicht mehr als 250 Gramm pro Woche der gesammelten Pilze aus diesen Gebieten zu sich nimmt, muss laut BfS keine gesundheitlichen Konsequenzen befürchten. Für Wildpilze, die im Handel verkauft werden, gilt jedoch ein Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm. Zuchtpilze wie Austernseitlinge oder Champignons seien nicht radioaktiv belastet und können bedenkenlos verzehrt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): Wildpilze in Bayern teilweise immer noch radioaktiv belastet (Abruf: 17.10.2019), bfs.de
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): Radioaktive Kontamination von Speisepilzen, Aktuelle Messwerte, Stand: 2018, doris.bfs.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.