Hitze-Tipps bei Bluthochdruck, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen
In der kommenden Woche werden in Deutschland stellenweise Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius erwartet. Für chronisch kranke Personen, vor allem bei vorliegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann die Hitze eine Gesundheitsgefahr darstellen. Fachleute erklären, worauf Betroffene achten sollten.
Professor Dr. Thomas Voigtländer ist Kardiologe, Intensivmediziner und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. In einem aktuellen Beitrag der Institution informiert der Herz-Experte in Anbetracht der kommenden Hitzewelle darüber, was ältere Menschen und Betroffene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei hohen Temperaturen besonders beachten sollten.
Hitzeperiode in der 29. Kalenderwoche erwartet
Vor allem Süddeutschland soll von der Hitzewelle in der 29. Kalenderwoche 2022 betroffen sein, aber auch in Norddeutschland kann das Thermometer auf 33 Grad Celsius klettern. Was für manche ein traumhaftes Urlaubswetter ist, kann für Menschen mit Herzkrankheiten eine Gesundheitsgefahr darstellen.
Hitze kann sich auf die Gesundheit auswirken
„Solche extrem hohen Temperaturen können zur Herausforderung besonders für ältere Menschen und diejenigen werden, die bereits wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einer Herzschwäche oder wegen Blutdruckproblemen in Behandlung sind“, bestätigt Professor Dr. Voigtländer.
Die Hitze kann ihm zufolge für bestimmte Personengruppen Auswirkungen auf die Medikamentendosis, die Trinkmenge und die Salze im Blut (Elektrolyte) haben. Daher sollten Betroffene einige Tipps beachtet, um gesund durch die Hitzewelle zu kommen.
Symptome von Überhitzung
Wie die Fachleute der Deutschen Herzstiftung erklären, kann Wärme vom Kreislauf nur unter erheblicher Anstrengung aus dem Körper transportiert werden. Wenn eine Herzerkrankung vorliegt, schränkt dies auch die Leistung des körpereigenen Kühlsystems deutlich ein. Zu erkennen ist dies an Symptomen wie
- Müdigkeit,
- Schwindel,
- Blutdruckabfall,
- Herzrhythmusstörungen,
- Muskelkrämpfe,
- im schlimmsten Fall droht ein Kreislaufkollaps.
„Solchen Komplikationen können Betroffene vorbeugen, indem sie mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Kardiologen spezielle Vorsichtsmaßnahmen für extreme Sommerhitze rechtzeitig besprechen, die je nach Herzerkrankung unterschiedlich sein können“, verdeutlicht Voigtländer.
Die wichtigen Vorsichtsmaßnahmen bei Hitze
Laut den Medizinerinnen und Medizinern der Deutschen Herzstiftung ist es besonders wichtig auf die Trinkmenge und den Elektrolyte-Haushalt zu achten. Bei einigen Personen könnte eine Dosierungsanpassung von Medikamenten erforderlich werden.
Dies gelte vor allem für Betroffene mit Bluthochdruck und für Personen, die wassertreibende Medikamente (Diuretika) einnehmen.
Der Schweiß gibt bei Hitze vermehrt Wärme ab. Bei diesem Prozess verliert der Körper aber Flüssigkeit und Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Magnesium. Diese Blutsalze sind wichtig für die Herzfunktion und die Blutdruck-Regulation.
Ausreichend Trinken ist daher für den Ausgleich dieser Verluste äußert wichtig. Die Deutsche Herzstiftung rät daher dazu, an besonders heißen Tagen ein bis zwei Liter mehr Flüssigkeit aufzunehmen als an gewöhnlichen Tagen.
Zu viel Flüssigkeitszufuhr kann jedoch bei Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche auch zu einer Verschlechterung der Herzleistung führen. „Herzpatienten sollten deshalb ihre Trinkmenge, aber auch die Medikamenteneinnahme, mit ihrem Arzt abstimmen“, unterstreicht Voigtländer.
Mineralwasser, Kräutertee oder verdünnter Fruchtsaft sind besonders gut geeignete Getränke bei Hitze. Auf Alkohol und zu stark gekühlte Getränke sollte hingegen eher verzichtet werden.
Bei Herzschwäche die richtige Trinkmenge durch Wiegen bestimmen
Menschen mit Herzschwäche können mithilfe einer Waage abschätzen, wie viel sie trinken sollten. Dazu sollten sie sich morgens vor dem Frühstück und nach dem ersten Gang zur Toilette wiegen. Bei hohen Temperaturen sollte zudem eine Messung des Körpergewichts am Abend erfolgen.
Ist das Körpergewicht um mehr als 500 Gramm angestiegen, ist die tägliche Trinkmenge nach Angaben der Deutschen Herzstiftung zu hoch. Sinkt das Körpergewicht trotz Flüssigkeitszufuhr, sollte die Dosis von Entwässerungsmitteln in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin herabgesetzt werden.
Regelmäßig den Blutdruck messen
Die Hitze kann zudem den Blutdruck steigen oder sinken lassen. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks gibt Aufschluss darüber, wie gut der Körper die Hitze verkraftet.
Hohe Temperaturen versetzen den Körper in einen Stresszustand. „Auch deshalb leiden Patienten mit Bluthochdruck in Hitzeperioden besonders“, betont Voigtländer.
Aber auch das Gegenteil kann laut dem Experten der Fall sein: Der Blutdruck kann aufgrund der Hitze und der sich weitenden Gefäße stark abfallen und so zu Ohnmacht, Schwindel oder Rhythmusstörungen führen.
In manchen Fällen kann der Blutdruck so stark abfallen, dass die Dosis der Blutdruckmedikamente angepasst werden muss. Deshalb sollten Betroffene den Blutdruck durch regelmäßiges Messen gut im Blick haben, um gegebenenfalls rasch reagieren zu können. Dosisänderungen sollten jedoch immer ärztlich abgeklärt werden.
Welche Medikamente werden durch Hitze beeinträchtigt?
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung kann besonders bei längeren extremen Hitzephasen eine Änderung der Dosierung von Herzmedikamenten notwendig sein. Betroffen sind davon beispielsweise blutdrucksenkende Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer, Sartane und Calciumantagonisten.
Auch bei Diuretika (Entwässerungsmittel), die oft bei Herzschwäche verschrieben werden, könnte eine Anpassung erforderlich werden, damit diese Medikamente bei vermehrtem Schwitzen nicht noch mehr Flüssigkeit aus dem Körper entziehen.
„Herz-Kreislauf-Patienten sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Medikamente wie lange bei Hitze reduziert werden sollten“, rät Professor Voigtländer.
Was bei Thrombose-Neigung zu beachten ist
Wer zu Thrombosen neigt, sollte zudem beachten, dass sowohl Hitze als auch Kälte die Gerinnungsfähigkeit des Blutes erhöht. Entzündliche Prozesse in den Gefäßen können so gefördert werden.
„Bei hohen Temperaturen nimmt die Zähflüssigkeit des Blutes aufgrund des Verlustes von Flüssigkeit durch Schwitzen zu“, erklärt Voigtländer auch mit Blick auf Herzkranke, die Gerinnungshemmer einnehmen.
Körperliche Anstrengung bei Hitze vermeiden
Körperliche Anstrengungen sollte den Fachleuten zufolge in die frühen Morgenstunden oder die späten Abendstunden verlagert werden. Wer von der Hitze besonders beeinträchtigt wird, sollte sich nach Möglichkeit in kühlen Räumen aufhalten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Extremhitze: Vorsichtsmaßnahmen für Herzkranke (veröffentlicht: 13.07.2022), herzstiftung.de
- Deutsche Herzstiftung: Herzprobleme bei Hitze: So schützen Sie sich! (Stand: 11.07.2022), herzstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.