Regelmäßige Mahlzeiten beugen plötzlichen Attacken vor
Ob Familienpizza, die komplette Tüte Chips oder eine große Schale Schoko-Pudding: Jeder hatte vermutlich schon einmal eine Heißhungerattacke, bei der er viel mehr gegessen hat, als eigentlich geplant. Gründe für die scheinbar unstillbare Lust auf etwas Süßes, Deftiges oder Fettiges gibt es mehrere. So kann ein besonders stressiger Tag der Auslöser sein oder z.B. Sorgen, die wir bildlich gesprochen in uns „reinfressen“. Kann man etwas gegen diese Attacken tun? Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ erklären Ernährungs-Experten das bekannte Phänomen und geben Tipps, wie man einer Heißhungerattacke vorbeugen kann.
Hunger-Gefühl ist lebensnotwendig
Es grummelt und zwickt im Magen, die Laune wird immer schlechter und die Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab: Wenn wir Hunger haben, kann sich das sehr unangenehm anfühlen. Doch Hunger ist an sich ein lebensnotwendiges Signal, denn er sorgt dafür, dass wir Nahrung aufnehmen und dadurch unseren Körper mit Nährstoffen und Energie versorgen. Passiert dies nicht rechtzeitig bzw. unzureichend, kann es dazu kommen, dass wir plötzlich den starken Drang verspüren, sofort etwas essen zu müssen. In der Folge stürzen wir uns auf Süßigkeiten oder fettiges Fast-Food – und haben hinterher oft ein schlechtes Gewissen.
Auslassen einer Hauptmahlzeit kann Heißhunger auslösen
„Heißhunger entsteht dann, wenn es dem Körper an Nährstoffen mangelt”, erklärt Matthias Riedl gegenüber der „dpa“. Dies sei dem Ernährungsmediziner aus Hamburg nach beispielsweise durch das Auslassen einer Hauptmahlzeit oder bei einem Mangel an Kohlehydraten möglich. Denn dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel besonders schnell ab, sodass das Bedürfnis nach Energienachschub größer wird und wir Heißhunger bekommen. Ob wir dabei Lust auf Süßes oder Deftiges haben, hänge davon ab, welcher Nährstoff dem Körper fehlt, erläutert der Diätassistent Lars Selig aus Leipzig weiter. Wie Prof. Tilmann Habermas laut der “dpa” in seinem Buch “Heißhunger” erläutert, tritt dieser oft auch im Zuge einer Diät auf, auch nach dem Sport ist demnach eine solche Attacke möglich.
Wer häufig Heißhunger-Attacken erlebt oder das Gefühl hat, dass diese immer stärker werden, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Denn die unberechenbaren Appetit-Anfälle können harmlos sein, aber auch krankhafte Ursachen haben. Möglich sind beispielsweise hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes. Auch Essstörungen kommen in Betracht, Heißhunger auf Süßes kann zudem ein Hinweis auf eine übermäßige Besiedelung mit Darmpilzen (Candida albicans) sein.
Erst mal etwas trinken
Wird man vom Heißhunger „überfallen“, ist es laut Riedl ratsam, erst einmal etwas zu trinken und kurz zu warten, denn „viele verwechseln Hunger mit Durst”, so der Ernährungsmediziner. Empfehlenswert sei es daher, regelmäßig zu trinken und dadurch den Körper immer ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Hilft trinken nicht weiter, sollte sich der Betroffen zunächst fragen: „Habe ich zu wenig gegessen? Was esse ich jetzt?” Denn meist würde bei Heißhunger genau das gegessen, was der Körper gerade nicht braucht. Zu viel Zucker könne demnach beispielsweise das Bedürfnis nach „süß“ nur kurz stillen. Zudem werde dadurch wieder vermehrt Insulin vom Körper ausgeschüttet, was einen raschen Abfall des Blutzuckerspiegels bewirkt. In der Folge käme es nach ein bis zwei Stunden zu einer erneuten Attacke, so der Experte.
Hunger wird mit Appetit verwechselt
Auch Appetit werde laut Lars Selig häufig mit Hunger verwechselt. Wer z.B. immer beim Fußball gucken Lust auf Chips bekommt oder bei Stress im Job „automatisch“ zur Schokolade greift, ist nicht wirklich hungrig, sondern wird von seinen Gefühlen bzw. der Gewohnheit geleitet. Abhilfe könnten hier regelmäßige Mahlzeiten bringen, denn „jemand, der satt ist, wird keinen Heißhunger haben”, erklärt Riedl. Eine Hauptmahlzeit solle dabei laut dem Ernährungsmediziner nach idealerweise Hülsenfrüchte, Milchprodukte und Gemüse enthalten, denn dadurch sei man bis zu fünf Stunden lang satt und bekäme normalerweise keinen Heißhunger.
Tritt dieser doch auf, sollten Betroffene sich nicht zwingen, sondern dürften ruhig in Maßen nachgeben. Zwei, drei Stücke Schokolade oder 10 bis 15 Gramm Nüsse würden zum Stillen des Bedürfnisses meist reichen. Hilft das nicht, könne eine „Naschbox“ eine gute Lösung sein, die Selig in diesem Fall auch seinen Diätpatienten empfiehlt. Diese werde „im klaren Zustand, wenn ich satt bin” gepackt und könne z.B. einige Gummibärchen, Nüsse und ein Stück Schokolade beinhalten – insgesamt jedoch nicht mehr als 150 Kalorien. Kommt die Lust auf Süßes auf, schütze die Box dadurch, dass nicht zu viel genascht wird.
Karotten können Lust auf Süßes stillen
Es gibt bei Heißhunger aber auch gesunde Alternativen zu Süßem. Hierzu zählen z.B. Karotten, Gurken, Ingwertee und (geringe Mengen) Honig. Generell sollte laut Riedl immer darauf geachtet werden, langsam zu essen, um dem Körper zu signalisieren, dass er gerade mit Energie versorgt wird. Dies führe dazu, dass man schneller satt wird und vor allem nicht so schnell wieder Hunger bekommt. (nr)
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