Die Farbe entscheidet mit: Rote Lebensmittel machen Appetit
Italienische Forscher haben in einer aktuellen Studie festgestellt, dass die Farbe von Lebensmitteln einen wesentlichen Einfluss darauf hat, für welches Essen wir uns entscheiden. Rot macht demnach Appetit, weil dieser Farbton dem Gehirn einen höheren Nährstoffgehalt signalisiert.
Farbe des Essens spielt eine Rolle
Schon vor Jahren berichteten Wissenschaftler des Max-Planck-Institut über eine Studie, die zeigte: Wer Essen sieht, bekommt Appetit. Die Forscher stellten damals fest, dass beim Anblick leckerer Speisen die Konzentration verschiedener für die Regulation der Nahrungsaufnahme zuständiger Hormone im Blut stieg. „Ein Mechanismus, der uns dazu verleiten könnte, bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren“, so Petra Schüssler vom Max-Planck-Institut. Doch auch die Farbe des Essens kann den Appetit anregen, wie italienische Forscher nun herausgefunden haben.
Einschätzung des Nährwerts eines Lebensmittels
In einer Studie der „International School for Advanced Studies“ (SISSA) in Triest haben Wissenschaftler festgestellt, dass der Farbton Rot unseren Appetit anregt. Laut der Untersuchung, die im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, nutzt das Gehirn einen „Farbcode“, um den Nährwert eines Nahrungsmittels einzuschätzen.
„Laut einigen Theorien entwickelte sich unser visuelles System, um besonders nahrhafte Beeren, Früchte und Gemüse im Dschungellaub zu entdecken“, erklärte die Neurowissenschaftlerin und Koordinatorin der neuen Studie, Raffaella Rumiati laut einem Bericht von „Neuroscience News“.
Rot steht für Reife
Rot gilt als Anzeichen für Reife. Vollreife Früchte enthalten normalerweise mehr Zucker als grüne Exemplare, die deutlich weniger Kalorien liefern. Die Präferenz für rote Lebensmittel war in Urzeiten vermutlich auch ein Überlebensvorteil.
„Je rötlicher ein unverarbeitetes Lebensmittel ist, desto nahrhafter ist es zumeist“, sagte Francesco Foroni von der SISSA. „Grüne Nahrungsmittel enthalten hingegen tendenziell weniger Kalorien.“
Kaloriengehalt von roten Nahrungsmitteln höher
In der aktuellen Studie zeigte sich, dass unsere Augen und die Verarbeitung der Seheindrücke offenbar noch immer auf diese Codierung eingestellt sind. Die Probanden in der italienischen Untersuchung schätzten den Kaloriengehalt von roten Lebensmitteln fast durchweg höher ein, während grüne Erzeugnisse als weniger reichhaltig angesehen wurden.
„Dies gilt auch für verarbeitete oder gekochte Lebensmittel, in denen die Farbe ihre Wirksamkeit als Indikator für Kalorien verliert“, so Giulio Pergola von der Universität Bari. In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigte sich, dass gekochte Nahrungsmittel natürlichen Lebensmitteln gegenüber bevorzugt werden.
„Gekochte Lebensmittel werden immer bevorzugt, weil darin im Vergleich zu natürlichen Lebensmitteln in der gleichen Menge mehr Nährstoffe sind“, so Rumiati. Der Farbton in verarbeiteter Nahrung ist aber kein Hinweis mehr auf den Nährstoffgehalt. Trotzdem funktioniert hier der alte evolutionäre Mechanismus. Und den könnte man nutzen.
Lebensmittel rot einfärben
Die Erkenntnisse könnten beispielsweise bei der Vermarktung von Lebensmitteln und Behandlung von Essstörungen helfen. „Heute wird viel getan, um gesünderes Essen zu fördern“, sagte Rumiati. „Beispielsweise wird versucht, die Leute zu überzeugen, Nahrungsmittel zu essen, die weniger Kalorien haben.“
Es wäre also eine Idee, kalorienarmen Lebensmitteln zu einem Rotton zu verhelfen, um sie populärer zu machen. „Vielleicht könnte Lebensmittelfarbe verwendet werden, um signifikante Ergebnisse zu produzieren, auch wenn sie künstlich sind“, so Rumiati.
In den USA wird schon seit längerem mit gefärbtem Lebensmitteln experimentiert. Dort sollen künftig unter anderem rosa Ananas und lila Tomaten erhältlich sein, die der Gesundheit dienen sollen. Allerdings sind diese Pflanzen gentechnisch verändert. (ad)
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