Nahrungsergänzungsmittel: Mediziner untersuchen die Schutzwirkung vor Knochenbrüche
Viele Menschen nehmen sich gerade zum Anfang des nächsten Jahres vor, mehr auf ihre Gesundheit zu achten. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen ist häufig zu beobachten. Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und Vitamin-D sollen hier beispielsweise Knochenbrüche bei älteren Menschen verhindern. Die Ergebnisse einer neuen Studie zeigen allerdings, dass solche Nahrungsergänzungsmittel nicht zum Schutz vor Knochenbrüchen beitragen.
Die Wissenschaftler vom Tianjin-Krankenhaus in China untersuchten die Auswirkungen der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf die Wahrscheinlichkeit, Knochenbrüche zu erleiden. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Kalzium und Vitamin-D in Nahrungsergänzungsmitteln nicht zu einem besseren Schutz vor Knochenbrüchen führen. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden in der medizinischen Fachzeitschrift „JAMA“ veröffentlicht.
Untersuchung konzentrierte sich auf Menschen im Alter über 50 Jahren
Die Analyse der Wissenschaftler konzentrierte sich auf Erwachsene, welche bereits älter als 50 Jahre waren und nicht in einer Art von Pflegeheim lebten. Die Mediziner fanden heraus, dass etwa 40 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens eine größere osteoporotische Fraktur erlitten. Außerdem konnte festgestellt werden, dass etwa 20 Prozent der Erwachsenen mit einem Bruch der Hüfte innerhalb eines Jahres nach ihrer Verletzung verstarben. Gerade für ältere Menschen sind Frakturen ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, sagen die Experten.
Daten von mehr als 50.000 Probanden berücksichtigt
Seit Ende 2006 analysierten die Forscher um Dr. Jia-Guo Zhao für ihre Untersuchung die Ergebnisse von verschiedenen klinischen Studien und anderen medizinischen Berichten. Dabei identifizierten sie insgesamt 51.145 Personen, welche an Studien zur Bewertung der Auswirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Kalzium und Vitamin-D bei der Verhinderung von Knochenbrüchen teilnahmen.
Führt die Einnahme von Kalzium in Tablettenform zu einem besseren Schutz vor Frakturen?
In 14 Studien wurden Präparate mit Kalzium verwendet und es wurde untersucht, ob diese Produkte bei einer Hüftfraktur vorteilhafter als die Einnahme eines Placebos wirkten. Zusätzlich wurde verglichen, ob ein vollständiger Verzicht auf eine Behandlung sich nachteiliger auswirkt, als die Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel. Es konnte dabei kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Verwendung von Kalzium (in Tablettenform) und einem verminderten Risiko für eine Hüftfraktur festgestellt werden, erklären die Autoren. Außerdem konnte auch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Präparaten mit Kalzium und Frakturen der Wirbelsäule oder anderer Knochen festgestellt werden. Nach der Berücksichtigung von Faktoren wie Geschlecht, Vorgeschichte von Knochenbrüchen und der eingenommenen Menge an Kalzium konnten keine Anzeichen entdeckt werden, dass die Einnahme der Ergänzungen hilfreich war, so das Fazit der Forscher.
Welchen Einfluss haben Ergänzungen mit Vitamin-D das Fraktur-Risiko?
In weiteren 17 Studien wurde die Rolle von Vitamin-D untersucht. Vitamin-D hilft dem Körper Kalzium aufzunehmen. Aber auch hier fanden die Wissenschaftler keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln und dem Risiko, eine Hüftfraktur zu erleiden. Gleiches galt für Frakturen an der Wirbelsäule und anderer Stellen des Körpers, fügen die Experten hinzu.
Nahrungsergänzungen mit Vitamin-D können sich sogar negativ auswirken
Bei ihrer Untersuchung stellten die Forscher außerdem fest, dass bei Personen mit mindestens 20 Nanogramm Vitamin-D pro Milliliter Blut durch den Zusatz von Nahrungsergänzungen mit Vitamin-D ein höheres Risiko für Hüftfrakturen entstand. Das gleiche konnte bei Menschen beobachtet werden, welche nur einmal im Jahr hohe Dosen von Vitamin-D-Präparaten eingenommen haben, berichten die Wissenschaftler.
Wie wirkt sich eine kombinierte Ergänzung mit Kalzium und Vitamin-D aus?
Schließlich wurden noch 13 Studien analysiert, bei denen die Menschen eine kombinierte Ergänzung mit Kalzium und Vitamin-D erhielten. Auch hier konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Verwendung von Ergänzungsmitteln und dem Risiko für jede Art von Frakturen gefunden werden. Tausende von Teilnehmern dieser letzten Gruppe nahmen an der sogenannten Women’s Health Initiative teil. Frühere Untersuchungen auf der Grundlage der Daten aus dieser Initiative deuteten darauf hin, dass Nahrungsergänzungen mit Kalzium und Vitamin-D zu einem geringeren Risiko für Frakturen führen könnten. Allerdings nur für Frauen, welche nach ihren Wechseljahren eine Hormontherapie durchführten. Um eine genaueres Bild über die Auswirkungen von Nahrungsergänzungen auf das Risiko für Frakturen zu erhalten, verwendeten Dr. Zhao und seine Kollegen keine Daten von Frauen, welche eine Hormontherapie durchführten.
Es besteht durchaus noch die Möglichkeit, dass Ergänzungen mit Kalzium und Vitamin-D positive Auswirkungen auf Menschen in Pflegeheimen oder anderen Wohneinrichtungen haben könnten, sagen die Autoren. Bei solchen Menschen ist die Wahrscheinlichkeit einer Osteoporose höher, da sie sich beispielsweise schlechter ernähren und weniger Bestrahlung durch die Sonne erhalten. Bei eigenständig lebenden älteren Erwachsenen zeigen die Ergebnisse allerdings klar, dass der routinemäßige Gebrauch solcher Ergänzungen nicht zu einem besseren Schutz vor Frakturen führt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.