Nahrungsmittel: So kann man Menschen den Verzehr von Insekten schmackhaft machen
Mehlwürmer, Heuschrecken, Käfer: Insekten gelten als Nahrungsmittel der Zukunft. Sie sind gesünder und umweltschonender als Fleisch von Schweinen oder Kühen. Doch die meisten Menschen finden es ekelhaft, die kleinen Tierchen zu verspeisen. In einer Studie hat sich nun aber gezeigt, wie man sie überzeugen kann, Insekten zu essen.
Viele Menschen finden den Verzehr von Insekten ekelhaft
In unserem Kulturkreis ist das Essen von Insekten (Entomophagie) bislang eher unüblich, doch in manchen Regionen Asiens, Lateinamerikas und Afrikas ist der Verzehr der kleinen Tierchen schon lange verbreitet. Anfang 2018 hat die Europäische Union neue gesetzliche Regelungen auf den Weg gebracht. Insekten oder daraus bestehende Produkte wie Nudeln oder Burger werden bereits vermehrt angeboten. Doch bei vielen Menschen dominiert der Ekel davor, solche Lebensmittel zu verspeisen. Wie man sie dennoch davon überzeugen kann, Insekten zu essen, hat sich nun in einer Studie gezeigt.
Gesunde und umweltfreundliche Ernährung
Nicht nur der Klimawandel, sondern auch die wachsende Bevölkerung stellen die Gesellschaft weltweit vor große Herausforderungen:
Wie werden die Menschen zukünftig satt, ohne das Klima mit der Nahrungsmittelproduktion weiter zu belasten? Denn laut Experten gehen 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen auf ihr Konto – die Viehzucht leistet dabei einen großen Beitrag.
Eine gesunde und nachhaltige Alternative sind insektenbasierte Lebensmittel. Diese sind nicht nur nahrhaft, sondern produzieren auch deutlich weniger CO2 als Kühe oder Schweine.
Doch wie konservativ ist die Bevölkerung in ihren Ernährungsgewohnheiten? Und wie kann das Vertrauen in alternative Ernährungskonzepte gesteigert werden?
Mit diesen Fragen hat sich eine Forschungsgruppe in einem kooperativen Projekt beschäftigt.
In ihrer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht wurde, haben sie untersucht, welche Werbe- und Verkaufsargumente Menschen dazu motivieren, Insekten zu verzehren.
Ekel vor Insekten überwinden
Zwar haben sich deutsche Experten schon vor Jahren damit beschäftigt, ob Insekten in Zukunft die besseren Lebens- und Futtermittel darstellen könnten, doch erst Anfang dieses Jahres wurde der Verkauf von Insekten auch in der EU geregelt.
Seitdem sind Speisen wie Insekten-Burger und -Nudeln oder getrocknete Mehlwürmer erhältlich.
Doch viele Menschen ekeln sich vor solchen Speisen. Wie kann man sie dennoch vom Verzehr von Insekten überzeugen?
Diese Frage konnte Prof. Dr. Fabian Christandl von der Hochschule Fresenius, Fachbereich Wirtschaft & Medien, zusammen mit den Kollegen Ass. Prof. Sebastian Berger und Annika Wyss von der Universität Bern sowie Christian Bärtsch von der ESSENTO Food AG und Christina Schmidt von der Universität Köln in einer Studie beantworten.
Probanden wurden Mehlwurm-Schokopralinen angeboten
Wie es in einer Mitteilung heißt, haben insgesamt 180 Probanden an der Laborstudie teilgenommen, die an der Hochschule Fresenius am Kölner Campus durchgeführt wurde.
Die Teilnehmer erhielten zunächst einen von sechs eigens produzierten Werbeflyern eines Start-ups für Insekten als Lebensmittel.
Dabei wurde einer Hälfte der Probanden ein Flyer mit Werbeslogans ausgehändigt, die die gesundheitsförderlichen und umweltfreundlichen Aspekte von Insekten betonten.
So wurden darin Slogans wie „Fleisch war noch nie so gesund“ oder „Fleisch war noch nie so umweltfreundlich“ verwendet.
Die andere Hälfte der Studienteilnehmer bekam dagegen Flyer vorgelegt, in denen Insekten als Luxusprodukte angepriesen und mit einem trendigen Lifestyle in Verbindung gebracht wurden.
Anschließend wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Mehlwurm-Schokopralinen angeboten.
Insekten als Genussmittel anpreisen
Das Ergebnis: 76,2 Prozent der Befragten, denen Insekten als Luxusprodukt präsentiert wurden, trauten sich, die Mehlwurm-Schokopralinen zu essen.
Wurde dagegen herausgestellt, dass der Verzehr von Insekten gut für die Umwelt oder die Gesundheit ist, waren es mit 61,3 Prozent signifikant weniger.
„Aus unseren Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die Werbung Insekten eher als Genussmittel anpreisen sollte. Mit dieser Strategie können sie tendenziell mehr Konsumenten davon überzeugen, Insekten mit auf den Speiseplan zu nehmen“, so Prof. Dr. Fabian Christandl. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.