Expertin klärt über Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf
Rund ein Prozent der europäischen Bevölkerung leidet unter der chronischen Autoimmunerkrankung Zöliakie. Viele Patienten und deren Angehörige wissen gar nicht, was das genau heißt oder wie man am besten damit umgeht. Die meisten Betroffenen bemerken bereits im frühen Kindesalter Unverträglichkeiten bei bestimmten Nahrungsmitteln, die mit einer Zöliakie in Zusammenhang stehen. Eine Ernährungsexpertin klärt über den richtigen Umgang mit der Erkrankung auf.
Dr. Katharina Werkstetter ist eine Zölliakie-Expertin am Dr. von Haunerschen Kinderspital. Als Projektleiterin hat sie mit ihrem Team einen kostenlosen und werbefreien Online-Kurs zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit dem Schwerpunkt Glutenallergie entwickelt, der kürzlich online gestellt wurde. „Unser Online-Kurs soll Zöliakiebetroffenen mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vertraut machen“, so die Fachärztin. Im Folgenden sind die wichtigsten Inhalte zusammengefasst.
Was genau ist Zöliakie?
Bei Zöliakie handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann, wenn eine Person die genetischen Veranlagung dafür hat. In den meisten Fällen zeigt sich die Zöliakie bereits im frühen Kindesalter. Das Getreideeiweiß Gluten gilt Dr. Werkstetter zufolge als Auslöser. Gluten werden in erster Linie für den Zusammenhalt des Teigs in Nudeln, Brot und anderen Backwaren verwendet.
Was passiert im Magen-Darm-Trakt von Zöliakiebetroffenen?
„Gluten kann bei Personen mit einer genetischen Veranlagung eine Reaktion des Immunsystems im Dünndarm auslösen, bei der die Schleimhaut des Dünndarms geschädigt wird“, berichten die Experten der Stiftung Kindergesundheit in einer Pressemitteilung zu dem neuen Informationsportal. Die Folge: Darmzotten verkümmern und die Oberfläche des Darms verkleinert sich. Dadurch können Nährstoffe schlechter aufgenommen werden. Es entstehen häufig Nährstoffdefizite bei Eisen, Calcium und/oder Vitaminen.
Wie äußert sich eine Zöliakie?
Ein äußeres Merkmal für Zölliakie ist dem Expertenteam zufolge ein vorgewölbter Blähbauch. Tritt die Gluten-Unverträglichkeit bereits bei Kleinkindern auf, so zeigen sich häufig auch Wachstumsstörungen und chronischer Durchfall. In späteren Verlauf werden die Symptome etwas diffuser, weshalb Zöliakie nicht immer gleich erkannt wird. Betroffene klagen über häufige Verdauungsprobleme, chronische Müdigkeit und Erschöpfung. Häufig sind diese Anzeichen dem Eisenmangel und der Blutarmut zuzuschreiben. Weitere mögliche Symptome sind:
- Konzentrationsstörungen,
- chronischen Kopfschmerzen,
- Depression,
- Haarausfall,
- brüchige Nägel,
- Zahnschmelzdefekt,
- Neigung zu Knochenbrüchen (Osteoporose),
- juckender Hautausschlag.
Wie kann man Zöliakie feststellen?
Bei einem Verdacht wird zur Diagnose einer Zöliakie lediglich eine einfache und kostengünstige Blutuntersuchung durchgeführt. Betroffene produzieren Autoantikörper gegen körpereigene Enzyme, die durch einen Bluttest festgestellt werden können. Ist der Test positiv, können zur genaueren Diagnose winzige Gewebeproben aus dem Dünndarm entnommen werden. Hierzu wird in der Regel eine Magenspiegelung durchgeführt.
Wie wird eine Gluten-Unverträglichkeit behandelt?
„Bei Zöliakie hilft nur eine lebenslange, strenge Diät, bei der alle glutenhaltigen Getreideprodukte und daraus hergestellten Speisen weggelassen werden müssen“, so die Experten des Informationsportals für Zöliakie. Gerade zu Beginn stelle dies für Patienten eine große Herausforderung dar. Nicht nur der Gang zum Supermarkt wird so eine Studie für sich, auch das Essen außer Haus kann mitunter zum Problem werden. Laut den Fachärzten lohnt sich der Aufwand jedoch, denn unter einer streng glutenfreien Ernährung erleben die Patienten in der Regel eine schnelle und dauerhafte Besserung der Beschwerden.
Konstanz ist gefragt
Eine wichtige Regel zur dauerhaften Symptomfreiheit sei die konstante Einhaltung der Diät. „Auch bei gutem Verlauf kann es gerade bei Erwachsenen mit Zöliakie ein bis drei Jahre dauern, bis die Schleimhaut sich vollständig erholt und die Darmzotten wieder die übliche Länge erreicht haben“, betonen die Experten. Bei Nichteinhaltung drohen gesundheitliche Langzeitfolgen. Dazu zähle ein erhöhtes Risiko für:
- Frühgeburten,
- Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit,
- Osteoporose,
- Darmkrebs (in seltenen Fällen).
Deutsche Zöliakie-Gesellschaft warnt vor Falschmeldungen
Das Internet bietet eine gute Plattform, um sich über die Krankheit und deren Auswirkungen zu informieren. „Leider lauern gerade im Netz jede Menge Falschinformationen“, warnen die Experten der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG). Aus diesem Grund wurde der Online-Kurs www.zoeliakie-verstehen.de entwickelt, der Betroffene unterstützen und ein gesundes sowie unbeschwertes Leben trotz chronischer Erkrankung ermöglichen soll. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.