Nahrungsmittelallergie-Tests zum Nachweis von IgE-Antikörpern
Fachleuten zufolge nehmen Nahrungsmittelallergien seit vielen Jahren zu. Doch es sollte nicht unterschätzt werden, dass längst nicht alle Menschen, die sich nach dem Verzehr bestimmter Speisen unwohl fühlen, tatsächlich an einer Lebensmittelallergie leiden. Manche greifen auf frei verkäufliche Tests zurück, um dies herauszufinden. Doch sind solche Produkte tatsächlich empfehlenswert?
Wenn nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel immer wieder dieselben Beschwerden wie Unwohlsein oder Hautausschlag auftreten, kommt schnell der Verdacht auf, dass eine Nahrungsmittelallergie vorliegt, heißt es auf dem Portal „gesundheitsinformation.de“ des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Manche Menschen greifen zu Nahrungsmittelallergie-Tests für zu Hause, um festzustellen, ob sie selbst betroffen sind. Wie aussagekräftig solche Tests sind und ob es sich lohnt, aufgrund der Ergebnisse die eigene Ernährung umzustellen, erklärt der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) in einer aktuellen Mitteilung.
Schon kleine Lebensmittel-Mengen können Probleme bereiten
Bei einer Nahrungsmittelallergie können bereits kleine Mengen eines Lebensmittels ausreichen, um Symptome auszulösen. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein und verschiedene Organe betreffen.
Möglich sind laut dem IQWiG unter anderem Reaktionen in Mund und Rachen und auf der Haut. Es kommt dabei beispielsweise zu Juckreiz und Schwellung oder zu Hautausschlägen mit Rötung und Quaddeln.
Magen-Darm-Beschwerden sind ebenfalls möglich. Typisch sind hier Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die Symptome zeigen sich meist innerhalb einer halben Stunde nach dem Essen, spätestens wenige Stunden danach.
Des Weiteren kann es zu Atemprobleme kommen: Anzeichen sind Husten, Heiserkeit oder pfeifende Atmung.
Und Nahrungsmittel können auch stärkere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Dabei kann es unter anderem zu Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit kommen. Zudem können Gesicht und Atemwege anschwellen, was zu Atemnot führen kann.
Allerdings sind Nahrungsmittelallergien tatsächlich viel seltener als viele Menschen vermuten: Hinter den Beschwerden stecken häufig andere Ursachen.
Sichere Diagnose ist wichtig für richtige Behandlung
Eine sichere Diagnose ist wichtig, um die (mögliche) Allergie richtig behandeln zu können – und um zu vermeiden, dass auf bestimmte Nahrungsmittel unnötigerweise verzichtet wird. Wenn der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie besteht, helfen Haut- und Bluttests, den Auslöser ausfindig zu machen. Diese Tests werden in der Regel von einer Ärztin oder einem Arzt durchgeführt.
Doch es gibt auch frei verkäufliche Allergie-Tests zum Nachweis von IgE-Antikörpern gegen „gängige“ Lebensmittel, die damit beworben werden, einfach und schnell anwendbar zu sein. Ohne die richtige Auswertung und Interpretation der Ergebnisse ziehen Verbraucherinnen und Verbraucher aber mitunter falsche Schlüsse daraus, mit entsprechenden Konsequenzen.
„Ein Nachweis von IgE-Antikörper gegen bestimmte Nahrungsmittelbestandteile zeigt an, ob unser Körper in der Lage ist, eine allergische Reaktion auf das entsprechende Lebensmittel auszulösen. Der Test sagt uns aber nicht, ob das auch tatsächlich der Fall ist“, erläutert Dr. Johanna Althans, Ernährungsberaterin beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB).
Wenn der Organismus IgE-Antikörper gegen Allergene bildet, wird von Sensibilisierung gesprochen. Von einer Allergie ist hingegen erst die Rede, wenn das entsprechende Nahrungsmittel auch allergische Symptome auslöst.
Wird das Lebensmittel trotz vorhandener IgE-Antikörper im Blut vertragen, löst es also keine allergischen Symptome aus, nennt sich das stumme Sensibilisierung und Toleranz.
Nur ein Baustein in der Allergiediagnostik
IgE-Antikörpertests sind lediglich ein Baustein in der Allergiediagnostik, die von erfahrenen Allergologinnen und Allergologen und allergologischen Ernährungsfachkräften durchgeführt werden sollten. Der Besuch in den spezialisierten Praxen findet idealerweise schon vor der Testung statt.
Eine breite Testung auf viele Allergene führt, ohne weitere Anamnese, meist zu großer Verunsicherung bei den jeweiligen Verbraucherinnen und Verbrauchern und hat häufig zur Folge, dass Betroffene verträgliche Lebensmittel aus Vorsicht meiden.
„Dies schränkt nicht nur die Lebensqualität ein und führt im Extremfall zu Mangelerscheinungen, sondern kann auch die Toleranzschwelle eines Lebensmittels herabsetzen“, sagt Althans.
Denn wenn der Organismus trotz vorhandener IgE-Antikörper nicht mit allergischen Symptomen auf das entsprechende Nahrungsmittel reagiert, bleibt diese Toleranz durch regelmäßigen Verzehr meist erhalten. Streichen wir das Lebensmittel aber aus dem Speiseplan, ist es möglich, dass die Toleranz verloren geht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB): Nahrungsmittelallergie-Tests für zu Hause, (Abruf: 25.10.2022), VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Nahrungsmittelallergie, (Abruf: 25.10.2022), gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.