Nanoteilchen: Wirkungsweisen wie bei Asbest?
27.02.2011
Nanoteilchen werden in der modernen Industrie und Lebensmittelverarbeitung beinahe flächendeckend eingesetzt. Seit langem warnen Forscher vor der massenhaften Verwendung von Nanopartikeln. Der Medizinprofessor Prof. Dr. Thomas Kraus des Universitätsklinikum Aachen sieht ein potenzielles Risiko für Arbeitskräfte. Wissenschaftler hatten zuletzt Indizien gefunden, die auf eine Asbest-ähnliche Wirkung hinweisen.
Nanobeschichtungen und Nanoteilchen lassen sich in zahlreichen Lebensmitteln, Arbeitsmaterialien und Kosmetikartikeln finden. So produzieren die Teilchen beispielsweise im handelsüblichen Cappuccino-Pulver einen Milchschaum, ohne dass der Konsument die Milch aufschäumen muss. In konventionellen Sonnencremes werden die Teilchen Titandioxid und Zinkoxid zum verbesserten UV-Schutz eingesetzt. Selbst in Medikamente findet die Nanotechnologie mittlerweile Anwendung. Die Nanopartikel schleusen beispielsweise die Wirkstoffe an die richtige Stelle im Körper.
Gesundheitsrisiken für Arbeitskräfte
Mediziner haben nun Inidizen gefunden, die auf ein potenzielles Risiko für Arbeitskräfte hinweisen, wenn sie im Berufsalltag mit Nanobeschichtungen arbeiten. Die Partikel könnten eine Asbest-ähnliche Wirkungsweise entfalten, wie der Aachener Medizinforscher Thomas Kraus gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“ bestätigte. Für Verbraucher hingegen, „der vielleicht Socken mit Nanobeschichtung trägt oder sich mit Nanoteilchen-Sonnencreme einschmiert, halte ich die Annahme einer Gefahr für höchst spekulativ“, so Kraus gegenüber dem Magazin. Es gibt aber Hinweise darauf, dass sogenannte Nanoröhrchen aus Kohlenstoff bei Säugetieren Krankheiten auslösen, die ähnlich derer sind, die durch Asbestfasern hervorgerufen werden. Die mitunter häufigste Asbestkrankheit ist Lungenkrebs.
Studien bestätigen Gesundheitsgefahren
Im August 2009 stellten chinesische Forscher ein Studie vor, nach der Nanopartikelchen in Farbstoffen schwere Lungenkrankheiten verursachen können. Eine japanische Studie verwies darauf, dass Nanoteilchen die Gehirnentwicklung von Föten negativ beeinflussen kann. Dennoch müssen die Hersteller erst ab 2013 ihre Produkte mit dem Hinweis auf Nanopartikel deklarieren. Umweltschützer und Verbraucherschützer fordern seit Jahren eine sofortige Kennzeichnung.
Professor Kraus gehört der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin als Vorstandsmitglied an. Auf der diesjährigen Jahrestagung in Heidelberg wollen Experten über die neuen Erkenntnisse im Bereich der Nanotechnologie diskutieren. Denn die Befunde des Bundesinstitut für Risikobewertung, nachdem ein Krebsrisiko besteht, seien sehr „ernst zu nehmen“, wie ein Mitglied der Expertenrunde betonte. (sb)
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Bild: TU Braunschweig, Institut für Elektrische Messtechnik und Grundlagen der Elektrotechnik.
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