Kartoffelchips-Effekt: Warum wir die Chips-Tüte leeren müssen
Chips entfalten beim Knabbern ein Suchtpotenzial, dass zum übermäßigen Verzehr anregt. Wir müssen die Tüte praktisch leeren, auch wenn der Hunger eigentlich längst gestillt ist. Der Grund hierfür ist die Zusammensetzung der Chips. Insbesondere die Kombination aus rund 50 Prozent Fett und 35 Prozent Kohlenhydraten verleitet zu eine übermäßigen Konsum.
Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind in ihren Untersuchungen der Frage nachgegangen, warum die meisten Menschen unter dem „Kartoffelchips-Effekt“ (isst man eine Handvoll, isst man die ganze Packung) leiden. Die Forscher beobachteten in Versuchen mit Ratten, denen sie Kartoffelchips vorsetzten, den gleichen Effekt wie beim Menschen. Die Tiere neigten zu eine deutlich überhöhten Verzehr. Die Aufnahme von Kartoffelchips habe das Belohnungszentrum im Gehirn der Ratten aktiviert – und so auch bei satten Tieren zu einer zügellosen Nahrungsaufnahme geführt, berichtet die FAU.
Fresssucht durch die Kombination aus Fett und Kohlenhydraten?
Der übermäßige Verzehr von Speisen ohne vorliegendes Hungergefühl wird in der Fachwelt als Hyperphagie (Fresssucht) bezeichnet, wobei der Effekt fast jedem Mensch bekannt sein dürfte. Der Drang , mehr zu essen, als uns eigentlich gut tut – einfach weil eine Speise gerade so lecker schmeckt, ist durchaus verbreitet. Doch vermuten die Nürnberger Forscher, dass manche Lebensmittel, wie etwa Snacks oder Schokolade, unabhängig von einer persönlichen Vorliebe, eine Hyperphagie auslösen können. Dies geht möglicherweise auf eine Naschformel zurück, die wesentlich durch die Kombination aus Fett und Kohlehydraten bestimmt wird.
Chips aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn
Um den Ursachen des Kartoffelchips-Effekts auf den Grund zu gehen, fütterten die Forscher um Dr. Tobias Hoch, Prof. Dr. Monika Pischetsrieder und Dr. Andreas Hess von der FAU eine Gruppe von Ratten mit Kartoffelchips – und zwar „all you can eat“. Eine zweite Gruppe erhielt lediglich normales Rattenfutter und eine dritte Gruppe eine Futtermischung, welche „die gleiche Fett-Kohlenhydratmischung und damit den gleichen Energiegehalt wie die Kartoffelchips hatte, aber eben kein Snack-Food“ war, so die Mitteilung der Universität. Mit Hilfe fortschrittlichster bildgebender Verfahren der „manganverstärkten MRT“ beobachteten die Forscher die Unterschiede zwischen den Gehirnaktivitäten der unterschiedlich ernährten Tiere.
Besondere Eigenschaften von Kartoffelchips
Anfänglich zeigten sich zunächst Anzeichen, dass es der hohe Anteil an Fett und Kohlenhydraten die Ratten – und damit möglicherweise auch den Menschen – so verrückt nach Chips & Co. machen, berichtet die FAU. Allerdings lässt sich der Heißhunger auf Chips nur bedingt mit dem Fett- und Kohlenhydrategehalt erklären, denn Ratten, welche die gleiche Fett-Kohlenhydratmischung erhielten, wie sie in Kartoffelchips vorliegt, zeigten eine weniger ausgeprägte Aktivierung im Gehirn, als Tiere nach dem Verzehr der Kartoffelchips. „Der Effekt von Kartoffelchips auf die Gehirnaktivitäten könne also nur zum Teil durch die Menge an Fett und Kohlehydraten erklärt werden“, berichtet die Universität . Es müsse darüber hinaus besondere Eigenschaften von Kartoffelchips geben, die sie so besonders attraktiv machen. (fp)
nachweis: Fotograkunst / pixelio.de
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