Kein Verlangen nach Alkohol durch Oxytocin?
Alkoholsucht ist ein ernsthaftes Problem für betroffene Menschen, welches sie häufig nicht ohne fremde Hilfe bewältigen können. Darum gibt es immer wieder verschiedene Untersuchungen, welche sich mit dem Thema befassen, ob und wie dem Alkoholismus entgegengewirkt werden kann. Forschende fanden jetzt heraus, dass ein Nasenspray mit dem sogenannten Liebeshormon Oxytocin helfen könnte, Alkoholismus zu bekämpfen.
Bei einer aktuellen Untersuchung des National Institutes of Health konnte festgestellt werden, dass die Verwendung eines Nasensprays mit Oxytocin Alkoholismus entgegenzuwirken scheint. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS Biology“ publiziert.
Ratten tranken durch Oxytocin weniger Alkohol
Bei Versuchen an alkoholsüchtigen Ratten stellte sich durch die Verwendung von Oxytocin heraus, dass diese bereits nach einer Dosis weniger tranken. Oxytocin wird normalerweise durch unser Bindungsverhalten, einschließlich Geschlechtsverkehr und Stillen ausgelöst und wurde bereits zur Behandlung von Essstörungen, Angstzuständen und Drogensucht vorgeschlagen. Bei der Studie wurde der Konsum von Alkohol bei alkoholabhängigen Ratten reduziert, da Oxytocin auf die sogenannten GABA-Rezeptoren des Gehirns wirkt, von denen angenommen wird, dass durch sie Alkohol seine berauschenden Wirkungen ausübt, erläutern die Forschenden. Die Ergebnisse der Untersuchung könnten zur Entwicklung einer zukunftsweisenden Behandlung von Alkoholkonsumsstörungen beim Menschen führen, berichten die Autoren der Studie weiter. Alkoholabhängige Ratten, welche eine Oxytocin-Dosis erhielten tranken danach weniger als normale Ratten, welche nicht unter Alkoholsucht litten.
Oxytocin zur Behandlung von Drogensucht?
Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Verabreichung von Oxytocin den Konsum bei verschiedenen Formen von Drogenmissbrauch reduzieren kann. Nach Ansicht der Forschenden sind die Ergebnisse ein vielversprechender pharmakologischer Ansatz zur Behandlung von Drogenabhängigkeit. Daher wollte das Team herauszufinden, wie Oxytocin diese Effekte vermittelt. Hierfür wurde ein Tiermodell der Alkoholabhängigkeit verwendet. Für ihre Studie gaben die Forschenden sowohl alkoholabhängigen Ratten als auch normalen Ratten eine Dosis Oxytocin. Die Experimente zeigten, dass systemisch, intranasal oder im Gehirn verabreichtes Oxytocin den Alkoholkonsum bei alkoholabhängigen, aber nicht bei normalen Ratten blockierte, erläutern die Autoren der Studie.
Wie wirkt Oxytocin?
Die Wirkung entstand, indem das Oxytocin die Signalübertragung des Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure) verstärkte, was beispielsweise beim Sehen sowie bei der Regulierung von Angstzuständen hilft. GABA ist der hauptsächliche inhibitorische Neurotransmitter im Nervensystem, was bedeutet, dass GABA bestimmte Nervenimpulse blockiert, die zwischen Zellen im Gehirn gesendet werden. Es wird angenommen, dass Alkohol die Wirkung von GABA im Gehirn nachahmt, indem er sich an GABA-Rezeptoren bindet und die Signalgebung von Neuronen hemmt. Ein zu starker Alkoholkonsum kann die GABA-Signalwege übermäßig stimulieren, was zu einer Alkoholvergiftung und zu einer versehentlichen Überdosierung führen kann.
Wird es bald ein Nasenspray für Alkoholabhängige geben?
Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass das Oxytocin die GABA-Signalgebung gezielt im zentralen Kern der Amygdala verstärkte, dem Teil des Gehirns, der für die Erkennung von Angstzuständen und die Vorbereitung auf Notfallereignisse verantwortlich ist. Dies ist eine wichtige Hirnregion im Netzwerk von durch Alkoholabhängigkeit geschädigten Neuronen, erklären die Autoren. Zusammengenommen liefern die Ergebnisse den Beweis, dass Oxytocin wahrscheinlich das übermäßige Trinken blockiert, indem es die GABA-Übertragung in der Amygdala verändert. Diese Ergebnisse belegen, dass Abweichungen im Oxytocinsystem der Alkoholsucht zugrunde liegen können. Dies könnte in Zukunft zu potenziellen neuen Therapien führen, wie etwa einem Nasenspray für Alkoholabhängige. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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