Auswirkungen von Hörverlust auf das Demenzrisiko
Eine neue Theorie könnte erklären, wie Störungen der Hörvermögens zur Entstehung von Alzheimer führen. Dabei handelt es sich um einen interessanten Ansatz, der helfen könnte, viele Fälle von Demenz durch eine frühzeitige Behandlung von Hörschwierigkeiten zu verhindern.
Bei einer aktuellen Meta-Anlyse von 36 Studien entwickelten die Forschenden eine neuartige Theorie, wie Hörverlust die Entwicklung von Alzheimer begünstigt. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Neuron“ publiziert.
4,7 Millionen Fälle von Demenz durch Schwerhörigkeit?
In epidemiologischen Studien hat sich bereits gezeigt, dass Schwerhörigkeit mit Demenz in Verbindung gebracht werden kann und möglicherweise für knapp ein Zehntel der 47 Millionen Fälle weltweit verantwortlich ist, berichtet die Forschungsgruppe.
Behandlung von Hörverlust zum Schutz vor Demenz?
Wenn Demenz wirklich durch Hörverlust ausgelöst wird, könnte eine frühzeitige Behandlung von Hörschwierigkeiten dazu beitragen, die Entstehung der Krankheit zu verhindern. Es ist sehr wichtig den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz genau zu untersuchen, um diesen besser zu verstehen, betonen die Forschenden. Denn es bestehe die Hoffnung, dass ein solches Verständnis ein wichtiger Schritt sein könnte, um die Forschung über Alzheimer voranzubringen und die Krankheit bei künftigen Generationen zu verhindern, erläutern die Forschenden.
Mangelnder Schall Input lässt das Gehirn schrumpfen
Drei Schlüsselaspekte waren für die Forschenden bei ihrer Arbeit besonders interessant: Der Mangel an durch Schall bedingten Input, welcher zu einer Schrumpfung des Gehirns führt. Die kognitiven Beeinträchtigungen, weil Menschen mehr Gehirnressourcen in Anspruch nehmen müssen, um den auftretenden Hörverlust zu kompensieren. Das Fehlen dieser Ressourcen für wichtige andere Aufgaben.
Welcher Teil des Gehirns spielt eine wichtige Rolle?
Die aktuelle Forschungsarbeit befasste sich besonders mit Gedächtniszentren tief im Schläfenlappen. Dieser Teil des Gehirns wird typischerweise mit dem Langzeitgedächtnis für Orte und Ereignisse in Verbindung gebracht. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Gedächtnisteil auch an der kurzfristigen Speicherung und Manipulation auditiver Informationen beteiligt ist.
Fördert ein Hörverlust Entstehung abnormaler Proteine?
Die besondere Herausforderung der Untersuchung bestand darin, zu erklären, wie eine Störung des Ohres zu einem degenerativen Problem im Gehirn führen kann. Die Forschenden suchten eine Erklärungen dafür, wie Veränderungen der Hirnaktivität aufgrund von Hörverlust direkt das Vorhandensein abnormaler Proteine fördern könnten, welche Alzheimer verursachen.
Wo im Gehirn entsteht häufig Alzheimer?
Die neue Theorie der Forschungsgruppe basiert darauf, wie das Gedächtnissystem des Gehirns genutzt wird, wenn Personen unter Schwierigkeiten beim Hören leiden. Bei schlecht hörenden Menschen ist dieses Gedächtnissystem der häufigste Ort für den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit, erklären die Forschenden. Eine veränderte Aktivität im Gedächtnissystem, die durch Hörverlust verursacht wird, und der Prozess der Alzheimer-Krankheit, scheinen sich gegenseitig auszulösen, so die Forschungsgruppe weiter. Dieser Zusammenhang müsse nun in weiteren Studien überprüft werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Timothy D. Griffiths, Meher Lad, Sukhbinder Kumar, Emma Holmes, Bob McMurray et al.: How Can Hearing Loss Cause Dementia?, in Neuron (veröffentlicht 31.08.2020), Neuron
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.