Verbesserte Behandlung von Stuhlinkontinenz
Eine spezielle Magnetstimulation der Nerven scheint Episoden von Stuhlinkontinenz dramatisch reduzieren zu können. Eine solche sichere und kostengünstige Behandlung könnte vielen Menschen helfen, denn etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden an Stuhlinkontinenz.
Bei einer Untersuchung am Medical College of Georgia stellten die Forschenden fest, dass sich Magnetstimulation positive auf die Behandlung von Stuhlinkontinenz auswirkt. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „American Journal of Gastroenterology“ veröffentlicht.
Untersuchung hatte 33 Teilnehmende
An der Studie nahmen 33 Menschen teil, darunter 23 Frauen, die tendenziell mehr Probleme mit Stuhlinkontinenz haben und im Durchschnitt etwa 60 Jahre alt waren. Der Schwerpunkt der Behandlung von Stuhlinkontinenz waren die Muskeln, die direkt an der Bewegung des Stuhls beteiligt sind und diesen dann bis zum Toilettengang halten.
Behandlung war effektiv und schmerzfrei
Es stellte sich heraus, dass eine Behandlung mit einer schmerzfreien Magnetstimulation der Nerven die Stuhlinkontinenz in allen Bereichen signifikant verringerte. Nach bereits sechs Sitzungen, die einmal wöchentliche durchgeführt wurden, zeigten sich solche Verbesserungen. Durch die Behandlung entsteht eine Auswirkung auf die Nervenfunktion, die wiederum zu einer Verbesserung der Symptome zu führen scheint.
Führen Nervenschäden zu Stuhlinkontinenz?
Die Forschungsgruppe stellte fest, dass Nervenschäden ein wichtiger Mechanismus in der Pathogenese von Stuhlinkontinenz sind. Die neue nicht-invasive zielgerichtete Behandlung scheint die vorhandenen Nervenschäden zu korrigieren und Stuhlinkontinenz zu reduzieren. Die derzeitigen Strategien zur Behandlung von Stuhlinkontinenz sind für mindestens die Hälfte der betroffenen Personen weitgehend unbefriedigend, weil sie nicht direkt die Ursachen angehen, darunter Nervenfunktionsstörungen im Anus und Rektum, erklären die Forschenden.
Nervenfunktion stellte häufig ein Problem dar
Das Team beschloss daher die Funktion der Nerven zu untersuchen, die diese Muskeln steuern. Durch eine Sonde im Rektum und eine Spule auf dem Rücken wurden die Nerven im Anus und im Rektum magnetisch stimuliert. Die Reaktion auf diese Stimulation wurde dokumentiert. So stellten die Forschenden fest, dass die Nervenfunktion bei 80 bis 90 Prozent der untersuchten Personen ein Problem darstellt. Daraufhin begann das Team mit der Erforschung eines ähnlichen Ansatzes, bei dem externe, repetitive Magnetstimulation zur Heilung dieser Nerven eingesetzt wurde.
Wie lange dauerte die Behandlung?
Eine Behandlung dauerte je nach Frequenz 15 Minuten bis zu einer Stunde. Eine 15 Minuten Behandlung umfasste beispielsweise 15 Stimulationen pro Sekunde oder 15 Hertz. Dies war eindeutig die schnellste Stimulation, aber überraschenderweise nicht die effektivste Frequenz für diesen Zweck, berichten die Forschenden.
Welche Frequenz war am vorteilhaftesten?
Alle Teilnehmenden profitierten zwar von dieser Behandlung in gewissem Maße, aber eine Behandlung mit der niedrigsten Frequenz (ein Hertz) über einen Zeitraum von einer Stunde war am vorteilhaftesten. In dieser Gruppe gab es eine Reduzierung der Stuhlinkontinenz um etwa 90 Prozent. Außerdem kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Fähigkeit, die Notwendigkeit zum Stuhlgang zu spüren und mehr Stuhl zu halten. Menschen aus der Ein-Hertz- und mittleren Fünf-Hertz-Gruppe berichteten außerdem über die größte Verbesserung der Lebensqualität.
Was begünstigte die mangelnde Stuhlkontrolle?
Die Teilnehmenden führten sogenannte Stuhltagebücher. Einige berichteten darin, dass die Inkontinenz nach der Behandlung zeitweise verschwand. Die an der Studie teilnehmenden Personen hatten eine Vielzahl von Problemen, die wahrscheinlich zu ihrer mangelnden Stuhlkontrolle beitrugen, darunter Diabetes, Rückenverletzungen, Hysterektomien sowie Blasen- und Hämorrhoidenoperationen. Eine häufige Ursache für Stuhl- und Harninkontinenz ist laut dem Forschungsteam auch eine Schwangerschaft, beziehungsweise die dazugehörige Entbindung.
Was bewirkte die Behandlung?
Obwohl für die Studie nicht selektiv Personen mit Nervenschäden ausgewählt wurden, stellten die Forschenden fest, dass unabhängig von der Ursache Menschen mit signifikantem Stuhlinkontinenz im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe Probleme mit verzögerter und geschwächter Nervenleitung hatten. Die Behandlung verkürzte die Zeit dramatisch, die diese Nerven benötigen, um den Muskel zu aktivieren. In der Ein-Hertz-Gruppe lag die Reaktionszeit durch die Behandlung wieder im normalen Bereich.
Folgestudie wird bereits durchgeführt
Die Forschungsgruppe vermutete, dass eine Hochfrequenzstimulation, wie beispielsweise 15 Hertz, die im Gehirn bereits zur Behandlung von Problemen wie Depressionen eingesetzt wird, am besten funktionieren würde. Daher waren sie überrascht, dass die relevanten Nerven in diesem Fall am besten auf längere Perioden niedriger Frequenz von 1 Hertz reagierten. Wie lange der Nutzen einer Magnetstimulation anhält und wie oft Folgesitzungen erforderlich sein könnten, wird bereits in einer größeren Studie mit 132 Teilnehmenden untersucht. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Satish Rao, Xuelian Xiang, Amol Sharma, Tanisa Patcharatrakul, Yun Yan et al.: Translumbosacral Neuromodulation Therapy for Fecal Incontinence, in American Journal of Gastroenterology (veröffentlicht 29.07.2020), American Journal of Gastroenterology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.