Lebenserwartung anhand relevanter Faktoren vorhersagen
Die Frage, wie lange man lebt, beschäftigt Menschen wohl schon seit Jahrhunderten. Dank neuster Technologien und Berechnungen aus riesigen Datenmengen (Big Data) lässt sich die Frage nach der Lebenserwartung nun präziser denn je beantworten. Ein neuer Online-Rechner zeigt kostenlos das zu erwartende Lebensalter einer Zielperson an.
Forschende der University of East Anglia (UEA) haben eine neue App entwickelt, die anhand verschiedener medizinischer Faktoren und dem Lebensstil die zu erwartende Lebenserwartung der Nutzerinnen und Nutzer berechnet.
App sagt Lebenserwartung voraus
Die App namens „Mylongevity“ basiert auf Berechnungen aus großen Gesundheitsdatenbanken. Merkmale wie soziodemographischer Status und gesundheitliche Faktoren wie chronische Krankheiten werden ebenfalls berücksichtigt.
Warum sollte man seine Lebenserwartung kennen?
Laut den Forschenden trägt die App dazu bei, darüber aufzuklären, wie sich einzelne Faktoren und Lebensstile auf die Langlebigkeit auswirken. Dies könnte Menschen vielleicht auch dazu motivieren, positive Änderungen durchzuführen, die die Lebenserwartung erhöhen, wie beispielsweise das Rauchen aufgeben.
„Die Menschen interessieren sich für ihre Lebenserwartung, aber nicht nur aus reiner Neugier“, berichtet Forschungsleiterin Professorin Elena Kulinskaya von der Fakultät für Computerwissenschaften der UEA. Die Lebensspanne sei ein wichtiger Aspekt bei jeder langfristigen Planung, und sie sei besonders wichtig für Personen, die ihre finanziellen Ziele und Ruhestandsstrategien planen. Außerdem könne die App dabei helfen, eine gesunde Lebensweise anzunehmen.
Wie wird die Lebenserwartung berechnet?
Die Berechnungen basieren auf Daten zur Lebenserwartung in Großbritannien, die vom Office for National Statistics veröffentlicht wurden. Diese Daten wurden ergänzt durch Daten über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Auswirkungen von Medikamenten wie Statinen. Insgesamt wurden Daten von 110.000 gesunden Menschen analysiert, die zwischen den Jahren 1990 und 2000 sechzig Jahre alt wurden. Die Informationen der Teilnehmenden wurde von diesem Zeitpunkt an alle sechs Monate überprüft – bis zu 25 Jahre lang.
„Wir haben die Schlüsselfaktoren identifiziert und quantifiziert, die die Sterblichkeit und Langlebigkeit beeinflussen“, betont Kulinskaya. Dabei spielen auch die Wahl des Lebensstils, medizinische Zustände und Interventionen gegen vorliegende Grunderkrankungen eine Rolle.
648 verschiedene Risikoprofile
„Die Ergebnisse unserer Analyse werden in Lebenserwartungen für 648 verschiedene Risikoprofile auf der Grundlage von Alter, Geschlecht und Postleitzahl übersetzt“, berichtet die Forschungsleiterin. Die Liste der Risikofaktoren umfasse unter anderem Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, BMI, Raucherstatus sowie das persönliche Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre ein kardiales Ereignis zu erleiden.
Einschränkungen der Berechnung
Besonders präzise sei die Berechnung der Lebenserwartung für Personen im Alter ab 60 Jahren, die in England oder Wales leben, da die Berechnungen der App auf Daten von diesen Personengruppen basieren. Bei jüngeren Menschen werde die Lebenserwartung unter der Annahme berechnet, dass sie das 60. Lebensjahr unter Beibehaltung all ihrer derzeitigen demographischen und gesundheitlichen Merkmale erreichen.
Es handelt sich nur um eine Einschätzung!
„Es handelt sich immer noch um eine durchschnittliche individuelle Lebenserwartungsberechnung, die an der einen oder anderen Stelle von der Realität abweichen wird“, stellt Kulinskaya klar. Dennoch könne die App nützliche Denkanstöße geben. Auch könne die App von Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern genutzt werden, um Patientinnen und Patienten gezielter bei Änderungen des Lebensstils zu unterstützen.
Hier geht’s zum Lebenserwartungs-Rechner
Die App ist kostenlos in einem Internetbrowser nutzbar. Derzeit ist der Rechner nur in englischer Sprache verfügbar. Bei Personen außerhalb von Großbritannien wird die Annahme getroffen, dass in anderen Ländern die gleichen Faktoren ähnliche Einflüsse auf die Lebenserwartung haben. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of East Anglia: New app to forecast life expectancy (veröffentlicht: 03.09.2020), uea.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.