Rosenwurz-Wirkstoff wirkt dem Verlust der Merkfähigkeit entgegen
Rosenwurz (Rhodiola rosea) wird in der Naturheilkunde genutzt, um die geistige Leistungsfähigkeit anzukurbeln und der zunehmenden Vergesslichkeit im Alter entgegenzuwirken. Warum Rosenwurz diese Wirkung auf den Menschen hat, galt bislang als unbekannt. Ein deutsches Forscherteam entschlüsselte nun erstmals das Geheimnis der Rosenwurzpflanze und fand den gedächtnisfördernden Wirkstoff. Aus diesem können nun Medikamente entwickelt werden, die einer altersbedingten Abnahme der Gedächtnisleistung entgegenwirken.
Forschende der Leibniz-Institute für Neurobiologie (LIN) und für Pflanzenbiochemie (IPB) entdeckten kürzlich einen Wirkstoff im Rosenwurz, der die geistige Leistungsfähigkeit steigern kann. Rosenwurz wird bereits in Naturpräparaten verwendet. Der zugrunde liegende Wirkstoff war bislang aber unbekannt. Aus dem Wirkstoffe könnte das erste wirksame Medikament gegen altersbedingte Gedächtnisschwäche oder sogar gegen Demenzerkrankungen wie Alzheimer entstehen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Science Advances“ publiziert.
Lange bekannt, aber erstmals verstanden
Das Durchschnittsalter in unserer Gesellschaft nimmt fortlaufend zu – aber auch die Erkrankungen, die mit einem altersbedingt geistigen Abbau einhergehen. Bislang gibt es kein Wirksames Medikament, um dem entgegenzuwirken. Dem Rosenwurz wird in der Naturheilkunde schon seit langem eine gedächtnisfördernde Wirkungs zugesprochen. Er wird beispielsweise bei Zuständen chronischer Erschöpfung eingesetzt. Das Forscherteam um Dr. Birgit Michels belegte nun den leistungssteigernden Effekt in einer Studie und fand den zugrundeliegenden Wirkstoff in der Heilpflanze.
Ohne Wirkstoff keine Medikamente
„Um dieses Wissen für die Medizin nutzbar zu machen, wollten wir herausfinden, welche konkreten Wirkstoffe aus Rhodiola das Gedächtnis verbessern“, berichtet die Expertin in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Ohne identifizierten Wirkstoff sei weder eine gezielte Dosierung, noch eine effektive Pflanzenanzucht möglich. Auch eine aussagekräftige Qualitätskontrolle wäre schwierig. Dies seien alles Voraussetzungen, ohne die eine Medikamentenentwicklung nicht stattfinden kann.
Rosenwurz schon als Pflanzenpräparat erhältlich
Auf dem Markt sind bereits zahlreiche Präparate zur Förderung der Gedächtnisleistung erhältlich, die Rosenwurz beinhalten. „Diese können jedoch auf Grund von schwankenden Wirkstoffkonzentrationen inaktiv sein oder zu Fehldosierungen führen“, schreiben die Forschenden der Leibniz-Institute. Hier seien weder Wirkung noch Nebenwirkung vom Patienten oder vom Arzt nachvollziehbar.
Fliegenlarven halfen bei der Entdeckung
In aufwendigen Biotests isolierten die Wissenschaftler die einzelnen Wirkstoffe des Rosenwurzes und testeten diese an Fliegenlarven. Hierbei kristallisierte sich die Substanz Ferulasäure-Eicosyl-Ester (FAE-20) heraus, welche die Gedächtnisleistung fördert. „Obwohl es sich chemisch um ein strukturell einfaches Molekül handelt, war die Identifizierung als wirksame Komponente im Pflanzenextrakt sehr langwierig“, beschreibt Professor Dr. Ludger Wessjohann die Studienarbeit. Das Team musste Hunderte von Naturstoffen aus der Pflanze mit einer möglichen geistigen Leistungssteigerung in Beziehung setzen.
Alternde Fliegen und Mäuse würden Rosenwurz empfehlen
„Als nächstes hat uns interessiert, ob sich auch bei alternden Fliegen das Gedächtnis verbessern lässt“, fügt Professor Dr. Bertram Gerber hinzu. Die Forschenden konnten belegen, dass gealterte Fruchtfliegen, die den FAE-20 Wirkstoff im Futter hatten, ein um ein Drittel verbessertes Gedächtnis hatten, gegenüber Artgenossen, die keinen Zugang zu dem Wirkstoff hatten. Den gleichen Effekt konnte das Team dann auch bei alternden Mäusen belegen.
Wie ist die Wirkung auf den Menschen?
Im Tiermodell konnte das Forscherteam die verbesserte Gedächtnisleistung durch den Rosenwurz-Wirkstoff FAE-20 eindeutig belegen. Das Team hält eine schnelle Nutzbarkeit für den Menschen für wahrscheinlich, zumal Rosenwurz bereits in der Naturheilkunde verwendet wird. „Von unseren Ergebnissen mit FAE-20 bei Tieren ist die Übertragbarkeit zurück auf den Menschen daher wahrscheinlich“, resümieren die Forschenden. Nun soll geprüft werden, ob sich der medizinische Wirkstoff auch zur Demenz-Therapie eignet. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.