Viele Naturkosmetika werden der Bezeichnung nicht gerecht
22.07.2014
Naturkosmetik erfreut sich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern seit Jahren einer wachsenden Beliebtheit. Allerdings enthalten die vermeintlichen Naturprodukte oftmals hohe Anteile künstlicher Duft- und Konservierungsstoffe. Hier können Qualitätssiegel wie das Prüfzeichen „kontrollierte Naturkosmetik“ des Bundesverbandes der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. (BDIH) als Orientierungshilfe dienen.
„Unabhängig davon, dass es für die Konsumenten schwierig ist, den Unterschied zwischen zertifizierter und nicht zertifizierter, naturnaher und herkömmlicher Kosmetik zu durchschauen, werden die Umsätze im Bereich der Naturkosmetik weiter steigen“, berichtet der Verband der Vertriebsfirmen Kosmetischer Erzeugnisse e.V. (VKE). Schon heute werde hierzulande jeder achte der 12,6 Milliarden für Pflegeprodukte ausgegebenen Euro, in Naturkosmetik investiert. „Mit einem Umsatz von 800 Millionen Euro ist Deutschland europaweit der größte Markt für Naturkosmetik“, so die Mitteilung des VKE-Kosmetikverbandes.
Naturkosmetik soll die natürlichen Hautfunktionen unterstützen
Der BDIH benennt auf seiner Internetseite als Vorteil der Naturkosmetik „den Einsatz haut- und umweltfreundlicher natürlicher Rohstoffe“, die zu „Anregung und Unterstützung unserer natürlichen Hautfunktionen“ dienen. Doch ist der Begriff „Naturkosmetik“ rechtlich nicht geschützt, so dass Pharmahersteller ihre Produkte nach Belieben als Naturkosmetik bezeichnen können. „Dementsprechend gibt es durchaus Produkte, die zwar mit dem Wort Natur im Namen auftreten, aber dennoch Duft- und Konservierungsstoffe enthalten, im Gegenzug dazu jedoch extrem wenig pflanzliche Wirkstoffe“, erläutert die Kölner Dermatologin Uta Schlossberger gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Gerade die Konservierungs- und Duftstoffe können laut Aussage der Expertin heftige Reaktionen wie Ekzeme hervorrufen.“ Juckender Hautausschlagnach Verwendung von Kosmetikprodukten ist hier als deutliches Warnsignal zu bewerten.
Prüfsiegel geben Sicherheit beim Kauf von Naturkosmetika
Um sicherzugehen, dass die Naturprodukte auch halten, was sie versprechen, können sich Verbraucherinnen und Verbraucher laut Mitteilung der Nachrichtenagentur „dpa“ an Prüfsiegeln wie „Ecocert, EcoControl, NaTrue“ oder „kontrollierte Naturkosmetik“ orientieren. Beispielsweise dürfen Produkte mit dem Prüfzeichen „kontrollierte Naturkosmetik“ laut Mitteilung des BDIH nur „natürliche Rohstoffe wie pflanzliche Öle, Fette und Wachse, Kräuterextrakte und Blütenwässer, oder ätherische Öle und Aromen aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung“ enthalten. Das Siegel gewährleiste jedoch nicht nur „eine sorgfältige Auswahl der eingesetzten pflanzlichen Rohstoffe“, sondern auch „die ökologische Verträglichkeit jedes Produktes, also umwelt- und ressourcenschonende Herstellungsverfahren, die optimale Abbaubarkeit von Rohstoffen sowie den sparsamen Einsatz recycelbarer Verpackungsmaterialien.“
Der „Ohne-Trick“
Vielfach bewerben die Hersteller ihre vermeintlichen Naturkosmetika laut Mitteilung der „dpa“ mit dem sogenannten „Ohne-Trick“, bei dem ausdrücklich angepriesen wird, welche potenziell schädlichen Substanzen in den Produkten nicht enthalten sind. So werde beispielsweise der Verzicht auf „Duft- und Konservierungsstoffe, die sich im Körper ablagern können“, deklariert. Auch der Verzicht auf Inhaltsstoffe, die aus Erdöl gewonnen werden, und das Weglassen von Emulgatoren, die im Verdacht stehen, die Haut auszutrocknen, wird explizit beworben. Zahlreiche Hersteller haben die „Grüne“ Kosmetik als Absatzchance entdeckt und drücken mit entsprechenden Kosmetika in den Markt.
Effektiver Schutz vor Umweltstress
Der Vorteil tatsächlicher Naturkosmetik besteht nicht nur in dem Verzicht auf potenziell schädlicher künstlicher Inhaltsstoffe, sondern auch in der Kombination verschiedenster Wirkstoffe und Vitamine, berichtet die „dpa“. Diese würden von der Haut besser aufgenommen als die künstlichen Inhaltsstoffe. Zudem gelten die Pflanzenwirkstoffe laut Mitteilung der Nachrichtenagentur als besonders effektiv beim Schutz der Haut vor Umweltstress, da viele Pflanzen hoch wirksame Schutzmechanismen gegen freie Radikale, Bakterien oder Sonnenstrahlen entwickelt haben.
Allergische Reaktionen möglich
Die natürlichen Substanzen in den Kosmetika bergen laut Aussage des Stuttgarter Dermatologe Heiko Grimme, Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen, „allerdings vor allem für Allergiker immer ein gewisses Risiko.“ Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich „vor Augen führen, dass die meisten Unverträglichkeiten von natürlichen Substanzen ausgelöst werden“, betonte Grimme gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. So könne auch die beste geprüfte Naturkosmetik eine Überempfindlichkeit beziehungsweise eine allergische Reaktion bedingen. Hier helfe nur ausprobieren, womit die Haut am besten klarkommt. (fp)
Bildnachweis: Konstantin Gastmann / pixelio.de
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