Wie sind die Auswirkungen des Internets auf unsere Kinder?
Forschende diskutierten an der Universität Leipzig über die Auswirkungen digitaler Medien auf die psychische und physische Gesundheit von Kindern. Dabei stellten sie neben realen Risiken wie Internetsucht auch positive Aspekte des Smartphones heraus. Über die Inhalte berichtete Christian Neffe in der Leipziger Volkszeitung.
Zu wenig Forschung zu elektronischen Medien
Laut der sächsischen Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange gibt es viel zu wenig Forschung über elektronische Medien und ihre Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Dies müsse sich in Zukunft ändern.
Interdisziplinär
Auf dem Symposium diskutierten Forschende aus dem Bereich der Ernährungswissenschaften, der Medizin, Psychiatrie, Kommunikationswissenschaften, Pädagogik, Medienwissenschaften und Informatik.
Weder verteufeln noch verherrlichen
Der Kinder- und Jugendmediziner Wieland Kiess riet zu einer differenzierten Sicht. Es gehe weder darum, digitale Technologien zu verteufeln noch sich ihnen blind zu unterwerfen. Er sagte: „Wir müssen immer im Auge behalten, wie die neue Technik unser Zusammenleben, unsere Gesundheit und unsere gesellschaftliche Entwicklung verändert.” Redebeiträge stellten heraus: Es gibt Internetsucht mit Abhängigkeiten und Folgen für die Gesundheit wie bei anderen Süchten. Aber auch exzessiver Internetkonsum sei allerdings noch nicht zwangsweise Sucht.
Vorbild Eltern
Wesentlich ist laut der Medienforscherin Claudia Lampert, die Vorbildfunktion der Mütter und Väter. Sie sagte: „Die Mediennutzung der Kinder beginnt bereits mit der Beobachtung ihrer Eltern.“ Das Kind vorschnell für seinen Internetkonsum zu verurteilen sei kontraproduktiv. Sinnvoll sei, wenn sich die Eltern ehrlich mit den Inhalten und Programmen auseinandersetzen, die die Kinder ansteuern, und Raum für reflektierte Gespräche darüber geben.
Mittelmaß hilft Kindern, sich selbst zu regulieren
Eltern sollten die Kinder weder zu viel noch zu wenig kontrollieren, wenn diese Medien nutzen. So können Kinder lernen, sich selbst zu regulieren.
Exzessiver Internetkonsum
Deutlich sei auch geworden: Jedes Kind ab zehn Jahren sitze durchschnittlich zwei bis drei Stunden pro Tag am Smartphone. Und die Forschenden halten bei folgenden Beschwerden einen Zusammenhang mit übermäßigem Internetkonsums für nachgewiesen: ADHS, chronische Müdigkeit, Leistungsabfall in der Schule und Übergewicht. Allerdings sei noch nicht klar, ob und in welcher Richtung dieser Zusammenhang kausal ist. So ist denkbar, dass Menschen mit ADHS häufiger im Internet surfen oder Übergewichtige öfter vor dem Bildschirm sitzen als Sport zu betreiben – es stellt sich die Frage nach Huhn und Ei. Internetsucht wird häufig durch andere psychische Probleme gefördert.
Positive Aspekte
Maic Masuch von der Universität Duisburg Essen zeigte die positiven Aspekte von Computerspielen in der Medizin. Diese würden junge Krebspatienten für bestimmte Medikamente sensibilisieren, Brandopfer vom Schmerz ablenken oder bei einer Depression soziale Interaktion ermöglichen.
Es gibt nicht nur das “böse Internet”
Wieland Kiess wies darauf hin, dass Krankheiten nicht nur eine Ursache haben. Das gelte auch für die Internetsucht, die laut der Weltgesundheitsorganisation offiziell als Krankheit anerkannt ist. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.