WHO veröffentlicht neue Empfehlung zur Infektionsvermeidung bei Operationen
Chirurgische Eingriffe bringen ein erhöhtes Infektionsrisiko, da über die Wunde Keime in den Organismus gelangen können. Nicht selten erleiden Patienten nach einer Operation eine Infektion mit Klinikkeimen, wobei insbesondere die multiresistenten Erregerstämme ein erhebliches Risiko darstellen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher eine neue „Globale Richtlinie für die Prävention der chirurgischen Infektionen“ erlassen. Diese spricht sich gegen die bisherige Praxis des Rasierens der Eingriffsstelle vor einer Operation aus.
Insgesamt 29 Empfehlungen hat die WHO in der Richtlinie zusammengefasst, mit deren Hilfe die Infektionen bei chirurgischen Eingriffen minimiert werden sollen, Auch gilt es laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung multiresistenter Erreger einzudämmen. Wichtig ist den Experten zufolge beispielsweise das Baden oder Duschen vor einer Operation. Das Rasieren der Eingriffsstelle, welches bislang üblich ist, sollte jedoch nach Empfehlung der WHO unterlassen werden, da dieses das Infektionsrisiko erhöht. Die neue Richtlinie der WHO wurde auch in dem Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
29 Empfehlungen der WHO zur Infektionsvermeidung
Zur Vorbereitung auf eine Operation sollten Betroffene immer gebadet oder geduscht, aber nicht rasiert werden, so die aktuelle Mitteilung der WHO. Auch sei eine Verbreichung von Antibiotika nur sinnvoll, „um Infektionen vor und während der Operation zu verhindern, und nicht danach.“ Insgesamt 29 konkrete Empfehlungen werden von den Experten der WHO ausgesprochen, die teilweise in hartem Kontrast zu der bisher üblichen Praxis stehen. 13 Empfehlungen beziehen sich auf die Vorbereitung von Operationen, 16 zielen auf die Prävention von Infektionen während und nach der Operation.
Millionen Infektionen durch Operationen
Infektion im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen bedrohen laut Angaben der WHO „das Leben von Millionen Patienten jedes Jahr und tragen zur Ausbreitung der Antibiotika-Resistenz bei.“ In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen würden rund elf Prozent der chirurgisch operierten Patienten eine entsprechende Infektion erleiden – in Afrika seien sogar bis zu 20 Prozent der Frauen, die einen Kaiserschnitt erhielten, betroffen. „Aber chirurgische Infektionen sind nicht nur ein Problem für arme Länder“, betont die WHO. So müssen beispielsweise Patienten in den Vereinigten Staaten über 400.000 zusätzliche Tage pro Jahr im Krankenhaus verbringen, weil sie sich bei einer Operation infiziert haben.
Infektionsprävention eine hochkomplexe Aufgabe
„Früher oder später werden viele von uns Chirurgie benötigen, aber keiner von uns will sich eine Infektion auf dem Operationstisch einfangen“, betont Dr. Ed Kelley, Direktor der WHO-Abteilung für Service Delivery and Safety. „Niemand sollte krank werden, während er medizinische Hilfe sucht oder empfängt“, ergänzt Dr. Marie-Paule Kieny, assistierende Generaldirektorin der WHO für Gesundheitssysteme und Innovation. „Die Vermeidung von chirurgischen Infektionen war niemals wichtiger, aber sie ist komplex und erfordert eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen“, so die Expertin weiter. Die neuen Richtlinien seien ein unschätzbar wichtiges Instrument zum Schutz der Patienten. „Durch die Anwendung dieser neuen Richtlinien können chirurgische Teams Schäden reduzieren, die Lebensqualität verbessern und ihr Bestes tun, um die Ausbreitung der Antibiotikaresistenz zu stoppen“, erläutert Dr. Kelley.
Deutliche Reduzierung der Infektionen möglich
Laut Angaben der WHO zeigen viele Studien, dass durch die Implementierung einer Reihe von präventiven Maßnahmen der Schaden infolge chirurgischer Infektionen deutlich reduziert werden kann. Eine Pilotstudie in vier afrikanischen Ländern habe verdeutlicht, dass mit der Umsetzung der Empfehlungen eine Reduzierung der chirurgischen Infektionen um 39% erreichbar ist, berichtet die WHO. (fp)
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