Forschende entdeckten Rezeptor im Gehirn, der negative Stimmungen reguliert
Ein internationales Forschungsteam hat in einem wenig verstandenen Teil des Gehirns einen Rezeptor entdeckt, von dem angenommen wird, dass er mit negativen Stimmungen zusammenhängt. Die im Fachmagazin „Science“ veröffentlichte Entdeckung könnte zu gezielter wirkenden Medikamenten führen.
Forschende haben einen einzigartigen Rezeptor im Gehirn entdeckt, von dem angenommen wird, dass er negative Stimmungen reguliert. Laut einer Mitteilung der University of Sydney (Australien) wurde der erbsengroße Rezeptor in einer wenig untersuchten Region im Zentrum des menschlichen Gehirns, der medialen Habenula, gefunden.
Funktion der Gehirnregion wird noch nicht gut verstanden
Den Angaben zufolge ist das Ergebnis der Höhepunkt von acht Jahren sorgfältiger Untersuchungen, an denen Dr. Yo Otsu, jetzt an der Universität von Sydney und am Kolling Institute of Medical Research in Sydney, sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Frankreich, Kanada und Ungarn unter der Leitung von Dr. Marco Diana beteiligt waren.
Der Erstautor Dr. Otsu sagte, er und seine Kolleginnen und Kollegen nehmen an, dass der Rezeptor eine Rolle bei der Regulierung negativer Stimmungen spielt. Er wird als glycin-gesteuerter [N-methyl-D-aspartate receptor] NMDA-Rezeptor bezeichnet.
„Die Funktion der medialen Habenula wird nicht sehr gut verstanden, es wird jedoch angenommen, dass sie mit negativen Motivationszuständen zusammenhängt“, sagte Dr. Otsu.
Neu entdeckter Rezeptor braucht nur einen Neurotransmitter
„Wir wussten, dass es GluN3A-Untereinheiten in der medialen Habenula gibt und dass NMDA-Rezeptoren, die mit diesen Untereinheiten gebildet werden, wahrscheinlich unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Wir hatten nicht erwartet, den Rezeptor zu finden, den wir gefunden haben“, so Dr. Otsu.
NMDA-Rezeptoren benötigen normalerweise zwei verschiedene Neurotransmitter (Glutamat und Glycin), um den Rezeptor zu binden und zu aktivieren. Der nun entdeckte Rezeptor benötigt nur einen Neurotransmitter (Glycin), um ihn zu aktivieren.
„Rezeptoren steuern die Gehirnfunktion und sind das Ziel von ungefähr 40 Prozent aller aktuellen Medikamente. Die Entdeckung dieses seltenen Rezeptortyps und seine Rolle bei der Modulation von Angstzuständen und den Auswirkungen negativer Erfahrungen bedeutet daher, dass er das Potenzial hat, ein hochspezifisches Ziel für stimmungsregulierende Medikamente zu sein“, sagt Dr. Otsu.
„Psychopharmaka haben häufig Nebenwirkungen, weil sie nicht spezifisch sind und das gesamte Gehirn betreffen. Diese Entdeckung bietet das Potenzial, gezieltere Medikamente mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln“, so der Erstautor weiter.
Auswirkungen auf zukünftige Medikamente
„Die Ergebnisse könnten auch Auswirkungen auf zukünftige Medikamente zur Schmerzreduktion mit der Rezeptor-Untereinheit haben, die sich in einem Teil des Gehirns befindet, von dem bekannt ist, dass er bei Schmerzen mitwirkt“, so der Forscher.
„Wir werden jetzt innerhalb des Kolling-Instituts mit der Forschung beginnen, um die Rolle dieses neu entdeckten Rezeptors besser zu verstehen und letztendlich Medikamente zu entwickeln, die auf ihn abzielen. Dies könnte zu Fortschritten bei Medikamenten für die psychische Gesundheit und bei Schmerzmitteln führen“, erläuterte Dr. Otsu. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Science: Control of aversion by glycine-gated GluN1/GluN3A NMDA receptors in the adult medial habenula, (Abruf: 11.11.2019), Science
- University of Sydney: Scientists discover mood-altering brain receptor, (Abruf: 11.11.2019), University of Sydney
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.