Wissenschaftler präsentieren neuen Antikörper-Wirkstoff zur Behandlung von Alzheimer
Millionen Menschen weltweit leiden an einer Demenz-Erkrankung und bislang kann ihnen nur unzureichend geholfen werden. Intensiv arbeiten Forscher daher an der Entwicklung möglicher neuer Behandlungsmethoden. Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben jetzt einen neuen Antikörper-Wirkstoff gegen Alzheimer erprobt.
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz-Erkrankungen und bisher unheilbar. Gemeinsam mit Forschern des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI und der Probiodrug AG haben die Wissenschaftler der MLU nun einen neuen Ansatz der Alzheimer-Behandlung mittels eines speziellen Antikörper-Wirkstoffs untersucht. Ihre Ergebnisse wurden in dem Fachmagazin „Journal of Biological Chemistry“ veröffentlicht.
Schädliche Ablagerungen im Gehirn
Zwar ist der Entstehungsmechanismus der Alzheimer-Erkrankung bislang nicht vollständig entschlüsselt, doch gilt ein Zusammenhang mit schädlichen Ablagerungen (Plaques) im Gehirn als äußerst wahrscheinlich. „Besonders gefährlich ist hierbei eine speziell modifizierte Art des Beta-Amyloid-Peptids“, betont Professor Dr. Milton T. Stubbs vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der MLU. Diese Peptide verklumpen aufgrund ihrer Struktur sehr schnell und lagern sich dann im Gehirn ab, so der Experte weiter.
Neue Wirkstoffe gegen die Ablagerungen im Gehirn
Die Hoffnungen auf neue Behandlungsmöglichkeiten gegen Alzheimer beruhen vielfach auf Ansätzen, die zur Verringerungen der Plaques-Bildung im Gehirn beitragen oder gar deren Auflösung bewirken sollen. Hier hatte das Unternehmen Probiodrug bereits vor einiger Zeit einen niedermolekularen Wirkstoff entwickelt, der in ersten Versuchen an Alzheimer-Patienten durchaus vielversprechende Ergebnisse erzielte, so die Mitteilung der MLU. Der Wirkstoff habe die Entstehung des modifizierten Peptids und dessen Ablagerungen im Gehirn gehemmt.
Gezielte Wirkung gegen schädliche Peptide
Diesen Ansatz haben die Wissenschaftler in der aktuellen Studie weiter verfolgt und einen neuen Antikörper-Wirkstoff entwickelt, der nur dann wirken soll, wenn die gefährlichen Peptide bereits im Körper gebildet wurden. Zunächst bedurfte es hierfür detaillierter Kenntnisse darüber, wie die Struktur der Peptide aussieht und wie diese vom Antikörper erkannt werden kann. „Wenn wir die Struktur des Peptids kennen, können wir die Antikörper so entwickeln, dass sie nur diesen einen Stoff angreifen“, erläutert Prof. Stubbs
Wie ein Staubsauger fürs Gehirn
Laut Professor Dr. Hans-Ulrich Demuth, Leiter des Fraunhofer IZI MWT Halle, wurde in den weiteren Untersuchungen deutlich, „dass der neue Wirkstoff gut dazu geeignet ist, genau die schädlichen Peptid-Strukturen zu erkennen, was zu weniger Nebenwirkungen führen sollte.“ Co-Autorin Dr. Inge Lues, Chief Development Officer bei Probiodrug ergänzt: „Das kann man sich wie einen Staubsauger vorstellen, der die Stoffe aus dem System entfernt.“ Wie bei einer Impfung könne der Antikörper-Wirkstoff den Menschen gespritzt werden. Die präklinische und klinische Entwicklung des neuen Antikörpers erfolgt durch die Probiodrug AG.
In ihrer Studie beschreiben die Wissenschaft zudem erstmals die detaillierte Struktur des schädlichen Beta-Amyloid-Peptids. Diese zeige – vereinfacht gesagt – die Form eines Boxhandschuhs und die markante Struktur könnte auch erklären, warum diese Form der Alzheimer-Peptid-Verbindungen so schnell verklumpt, berichtet die MLU.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.