Neues Verfahren zur Frühbehandlung von Multipler Sklerose (MS)
07.06.2013
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) berichtet von der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Frühbehandlung bei Multipler Sklerose (MS). Die am Institut für Neuroimmunologie und klinische Multiple Sklerose Forschung des UKE entwickelte Behandlungsmethode wurde nun in einer ersten klinischen Studie erfolgreich überprüft. Die Ergebnisse hat das Team unter Leitung von Professor Dr. Christoph Heesen in dem renommierten Fachmagazin „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.
Ziel des neuen Therapieansatzes sei es, die krankheitsverursachende Immunreaktionen bei MS abzuschalten, erläutert das UKE in seiner aktuellen Pressemitteilung. Maßgeblich entwickelt wurde das nun untersuchte Verfahren zur Frühbehandlung bei MS von Professor Dr. Roland Martin, dem Gründer des UKE-Instituts für Neuroimmunologie, der inzwischen an das Universitätsspital Zürich gewechselt ist. Die Ergebnisse der ersten klinischen Studie seien durchaus ermutigend und nun solle eine Phase-II-Studie folgen, um die tatsächliche Wirkung des Verfahrens auf den Krankheitsverlauf bei MS zu untersuchen, berichten die Wissenschaftler
Immunantwort der T-Zellen normalisieren
Multiple Sklerose ist eine chronische, entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der sich die sogenannten T-Zellen (spezielle Immunzellen) gegen körpereigenes Gewebe richten. Die herkömmliche Behandlung beruht in der Regel auf einer Hemmung des Immunsystems beziehungsweise der T-Zellen. Dabei beeinflussen „die derzeit zugelassenen Therapien das Immunsystem jedoch nur unspezifisch, das heißt, sie hemmen nicht nur T-Zellen, sondern auch lebenswichtige gesunde Anteile der Immunantwort“, berichtet das UKE. Hier soll das neue Verfahren eine deutliche Verbesserung bewirken, da die Therapien sich spezifisch nur gegen die Immunzellen richtet, welche die Erkrankung auslösen. „Ziel des neuen Verfahrens ist es, nur jene T-Zellen zu beeinflussen, die gegen entscheidende Zielstrukturen im Gehirn und Rückenmark von MS-Patienten gerichtet sind“, erläuterte Professor Martin.
Immuntoleranz bei MS wiederherstellen
Die durch MS geschädigten „Zielstrukturen“ sind laut Mitteilung des UKE „Eiweißmoleküle der Isolierschicht der Nerven, dem Myelin.“ Um eine Immunreaktion beziehungsweise eine Bekämpfung durch die T-Zellen zu vermeiden, wurden die speziellen Eiweißmoleküle (Peptide) im Rahmen des neuartigen Behandlungsansatzes mit Blutzellen der MS-Patienten verbunden und ihnen re-injiziert. Auf diese Weise sollten „Prozesse eingeleitet werden, die die krankheitsverursachenden Immunmechanismen abschalten und die Immuntoleranz gegenüber dem eigenen ZNS-Gewebe wiederherstellen“, berichtet das UKE. In einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Phase-I-Studie wurden am UKE neun MS-Patienten mit der neuen Methode behandelt, wobei es zunächst Ziel war, „die Sicherheit und Verträglichkeit des neuen Verfahrens zu untersuchen", berichtet Professor Martin in der aktuellen Pressemitteilung des UKE.
Vielversprechendes Verfahren zur Behandlung von MS
Den Ausführungen von Professor Martin zufolge wurde die „Therapie von allen Patienten gut vertragen, und es traten keine Sicherheitsbedenken auf.“ Mit der aktuellen Studie sei für das neuartige Verfahren erstmals belegt, „dass die spezifisch gegen Myelinpeptide gerichtete Autoimmunreaktion bei Patienten mit Multipler Sklerose reduziert wurde.“ Sollte sich der Nutzen der Therapie in den kommenden Untersuchungen bestätigen, „gilt das Verfahren als ein vielversprechender Ansatz nicht nur in der Behandlung von verschiedenen Autoimmunerkrankungen, sondern auch in der Transplantationsmedizin und bei allergischen Erkrankungen“, so das Fazit in der Pressemitteilung des UKE. (fp)
Bild: Viktor Mildenberger / pixelio.de
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