US-Forscher entwickeln neue Diät-Pille
07.01.2015
Bislang gelten konsequente Umstellungen der Ernährung und ausreichend körperliche Bewegung als einziges belegbar erfolgversprechendes Mittel gegen Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Zwar wurden in der Vergangenheit bereits verschiedene Diät-Pillen auf Basis des Proteins Farensoid X Rezeptor (FXR) entwickelt, die eine verbesserte Fettverbrennung erreichen sollen. Doch drohten hier erhebliche Nebenwirkungen, da der Stoff auch in den Blutkreislauf überging.
US-Forscher des Salk-Institute for Biological Studies in La Jolla haben in dem Fachmagazin „Nature Medicine“ eine neue Diät-Pille vorgestellt, die – anders als die meisten bisherigen Diät-Pillen – nicht ins Blut übergeht, sondern im Darm verbleibt, so dass keine entsprechenden Nebenwirkungen zu befürchten sind. Die Wissenschaftler haben laut Mitteilung des Salk-Institute „eine völlig neue Art von Pille entwickelt“, die den Körper austrickst und ihm eine Kalorienaufnahme vorgaukelt, wodurch Fettverbrennung aktiviert wird. Der Wirkstoff „Fexaramin“ habe in Versuchen mit Mäusen zu einer Gewichtsabnahme, verringerten Cholesterin- und Blutzuckerwerten, einer Minimierung der Entzündungszeichen und einer verstärkten Umwandlung von weißem in braunes Körperfett geführt.
Übergewicht bringt erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich
In den modernen Industrienationen weltweit sind Übergewicht und Fettleibigkeit ein wachsendes Problem. Die Einordnung erfolgt dabei in der Regel anhand des sogenannten Body Mass Index (BMI). Als übergewichtig gelten Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30, Fettleibig sind Personen mit einem BMI über 30. In den USA sind laut Mitteilung des Salk-Institute mehr als ein Drittel der Erwachsenen übergewichtig oder fettleibig. Für die Betroffenen geht damit ein erhöhtes Risiko von Erkrankungen wie Arterienverkalkung, Diabetes oder Bluthochdruck einher. Auch das Schlaganfall-Risiko wird durch Übergewicht erhöht. Da eine nachhaltige Gewichtsabnahme sich meist nur mit deutlichen Umstellungen des Lebenswandels erreichen lässt, kriegen viele Betroffene ihre überschüssigen Kilogramm jedoch nicht runter. Eine einfache Diät-Pille erscheint hier als reizvolle Alternative.
Diät-Pille wirkt wie eine imaginäre Mahlzeit
Bislang waren die verfügbaren Diät-Pillen nur von äußerst eingeschränkter Wirkung oder sie brachten ein erhebliches Nebenwirkungsrisiko mit sich. Die US-Wissenschaftler haben bei ihrem Präparat nun einen neuen Ansatz verfolgt, der die Wirkung des Proteins FXR nutzt und gleichzeitig einen Übergang des Wirkstoffs in die Blutbahn vermeidet. „Diese Pille ist wie eine imaginäre Mahlzeit“, erläutert der Senior-Autor der aktuellen Studie, Ronald Evans. Nach der Einnahme würden die gleichen Signale im Körper übermittelt, wie sie normalerweise bei der Aufnahme von Lebensmitteln ausgesendet werden, um die Energiespeicher frei beziehungsweise verfügbar zu machen. Doch die Diät-Pille „enthält keine Kalorien und bewirkt keine Änderung des Appetits“, so die Mitteilung Salk-Institute for Biological Studies.
Aktivierung der Fettverbrennung
Die Basis der neuen Diät-Pille bildet der Farensoid X Rezeptor (FXR), welcher einen maßgeblichen Einfluss auf die Freisetzung von Gallensäuren aus der Leber, die Nahrungsverdauung sowie der die Speicherung von Fett und Zucker hat. Zu Beginn einer Mahlzeit werde FXR aktiviert und der Körper auf die Kalorienzufuhr beziehungsweise deren Speicherung vorbereitet. Dies führe auch zu einer Aktivierung der Fettverbrennung, erläutern die US-Forscher. Evans und Kollegen entwickelten auf Basis des Gerüsts, das die meisten Pharmaunternehmen bei der Herstellung ihrer Präparate zur FXR-Aktivierung verwenden, eine Variante, die nicht in die Blutbahn übergeht und so bekannte Nebenwirkungen vermeidet. „Es stellte sich heraus, dass dies bei oraler Einnahme nur im Darm wirkt“, berichtet Co-Autor Michael Downes.
Klinische Studie in Vorbereitung
Bei der Überprüfung der Wirkung des neuen Diät-Mittels an Mäusen hat dies laut Aussage der Forscher durchaus überzeugend abgeschnitten. Fettleibige Mäuse, die über fünf Wochen täglich eine Fexaramin-Pille erhielten, verloren an Gewicht und Fett und zeigten einen niedrigeren Blutzucker- und Cholesterinspiegel als unbehandelte Mäuse, so die Mitteilung des Salk-Institute. Zudem zeigten die Mäuse eine Anstieg der Körpertemperatur, was laut Aussage der Forscher auf eine stärkere Aktivität des Stoffwechsels schließen lässt. Nach den überzeugenden Ergebnissen arbeiten die US-Wissenschaftler nun an der Vorbereitung einer klinischen Studie, um die Wirksamkeit von Fexaramin gegen Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen am Menschen zu testen. (fp)
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