Mutiertes Protein spielt wichtige Rolle bei Krebserkrankungen
Durch die gezielte Behandlung eines mutierten Proteins, welches normalerweise Therapien und Medikamenten widersteht, scheint eine effektivere Behandlung von einigen der tödlichsten Krebsformen möglich.
Was macht das RAS Protein so gefährlich?
Die mutierte Form des sogenannten RAS-Proteins ist besonders wegen seiner Fähigkeit, Behandlungen zu widerstehen, bekannt. Das Protein kommt bei 96 Prozent der Bauchspeicheldrüsenkrebsfälle und 54 Prozent der Darmkrebsfälle vor, und erschwert deren Behandlung erheblich, berichtet die Forschungsgruppe unter Beteiligung von Fachleuten der University of Leeds.
Mutierte Form von RAS begünstigt Wachstum von Tumoren
RAS ist ein Protein, welches eigentlich wichtig für die menschliche Gesundheit ist, aber in seiner mutierten Form kann RAS länger eingeschaltet bleiben, was zum Wachstum von Tumoren führt, erläutern die Forschenden. Es gebe bereits ein Medikament, welches auf RAS abzielt und zur Behandlung zugelassen ist, allerdings habe dieses den Nachteil, dass es lediglich bei einer kleinen Untergruppe der Gesamtzahl der RAS-getriebenen Krebsarten wirksam ist, so das Forschungsteam.
Die Fachleute haben bei ihrer aktuellen Untersuchung nun einen neuartigen Weg identifiziert, um das mutierte Protein gezielt bekämpfen zu können. Diese eröffne neue Optionen für eine größere Bandbreite an Behandlungen gegen Krebs, so das Team. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Communications“ nachzulesen.
Warum binden sich keine Medikamente an RAS?
„Das RAS-Protein wird aus gutem Grund als Todesstern bezeichnet, denn es ist kugelförmig und undurchdringlich, was im Wesentlichen verhindert, dass Medikamente sich daran binden und es hemmen“, erklärt Studienautor Dr. Darren Tomlinson vom Astbury Centre for Structural and Molecular Biology an der University of Leeds. „Wir haben einen weiteren Spalt im Todesstern identifiziert, der genutzt werden kann, um neue Medikamente zu entwickeln, die über die bereits in Entwicklung befindlichen hinausgehen.“
Angriffspunkte jedes Proteins können jetzt identifiziert werden
Dem Team gelang es nun, sogenannte Taschen für Medikamente auf dem Protein zu lokalisieren, welche eine effektive Behandlung ermöglichen. Die neue Forschungsarbeit eröffnet außerdem auch Möglichkeiten für Hunderte andere Krankheitsziele, betonen die Forschenden. Es sei in Zukunft möglich, effektiv jedes Protein, welches an einer Krankheit beteiligt ist, auf Angriffspunkte für Medikamente zu untersuchen.
Warum ist RAS der Heilige Gral für therapeutische Ziele?
„Weil es 20 bis 30 Prozent aller bekannten Krebsarten verursacht, ist RAS wirklich der Heilige Gral der therapeutischen Ziele“, so die Studienautorin Amy Turner von der School of Molecular and Cellular Biology an der University of Leeds in einer Pressemitteilung. Der enorme Einfluss, den die neue Affimer-Technologie haben kann, wenn es um die Behandlung anspruchsvoller Pathologien geht, werde deutlich, wenn man bedenkt, dass RAS bisher als undruggable bezeichnet wurde
„Wir haben bereits kleine Moleküle identifiziert, die sich an RAS binden, so dass es sehr spannend sein wird, an der Forschung in den nächsten Jahren beteiligt zu sein“, betont Turner. Die Fachleute ergänzen, dass die Forschung in diesem Bereich sich zwar noch in einem frühen Stadium befinde, aber zur Entdeckung neuer effektiver Behandlungsmethoden führen könne. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Katarzyna Z. Haza, Heather L. Martin, Ajinkya Rao, Amy L. Turner, Sophie E. Saunders et al.: RAS-inhibiting biologics identify and probe druggable pockets including an SII-α3 allosteric site, in Nature Communications (veröffentlicht 30.06.2021), Nature Communications
- University of Leeds: New treatment options for deadliest of cancers (30.06.2021), University of Leeds
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.