Depressionsbeschwerden mit seichtem Strom besänftigen
Kürzlich wurde ein neues medizinisches Gerät präsentiert, dass die Beschwerden bei depressiven Menschen massiv reduzieren kann. Bei der sogenannten transkraniellen Wechselstrom-Hirnstimulation werden schwache elektrische Impulse durch an der Kopfhaut angebrachte Elektroden geleitet. Bei 70 Prozent der Probandinnen und Probanden linderte dies die Symptome der Depression enorm.
Forschende der UNC School of Medicine in North Carolina entwickelten kürzlich eine völlig neue Therapie gegen Depressionen. Dabei wird durch eine seichte elektrische Stimulation des Gehirns die Wellen in einem Hirnbereich normalisiert, der bei Menschen mit Depression überaktiv ist. So konnten bei 70 Prozent der Teilnehmenden die Symptome der Depression mehr als halbiert werden. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Translational Psychiatry“ veröffentlicht.
Hirnstimulation besänftigte überaktive Gehirnwellen
In der ersten klinischen Studie dieser Art zeigte das Team um Dr. Flavio Frohlich, dass sich Depressionsbeschwerden durch elektrische Stimulationen signifikant lindern lassen. Dabei wird ein bestimmtes elektrisches Muster in einem überaktiven Teil des Gehirns anvisiert und durch die Stimulation normalisiert. Bei 70 Prozent der Teilnehmenden konnten so die Symptome der Depression mindestens halbiert werden. Bei einigen verschwanden die Beschwerden fast gänzlich.
Die Alpha-Wellen des Hirns anvisiert
Dr. Frohlichs transkranielle Wechselstrom-Hirnstimulation verfolgt einen völlig neuen Ansatz: Im Gegensatz zu anderen Gehirnstimulationen geht die neue Methode individuell auf die Alpha-Wellen jedes einzelnen Betroffenen ein. Diese Wellen liegen im Frequenzbereich von acht bis zwölf Hertz. Die Alpha-Wellen nehmen immer dann an Dominanz zu, wenn wir die Augen schließen, träumen, uns über etwas Gedanken machen oder Ideen haben. Sie sind besonders stark, wenn unser Hirn äußere Reize wie sehen, fühlen und hören größtenteils ausschließt.
Warum Strom bei Depressionen helfen kann
In früheren Studien wurde bereits bestätigt, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, unausgeglichene Alpha-Wellen aufweisen. Insbesondere im linken Frontalkortex des Hirns sind diese Wellen überaktiv. Mit Hilfe der Wechselstrom-Hirnstimulation versuchten die Forschenden, den überaktiven linken Frontalkortex wieder in Einklang mit dem rechten Frontalkortex zu bringen.
Über den Ablauf der Studie
Die Teilnehmenden wurde während der Studie in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt über einen Zeitraum von fünf Tagen täglich eine 40 minütige Behandlung. Dabei bekam eine Gruppe eine Placebo-Behandlung, eine Gruppe wurde mit der bereits bekannten 40-Hertz-Hirnstimulation behandelt und die dritte Gruppe erhielt die neue 10-Hertz Wechselstrom-Hirnstimulation, die sich gezielt auf die Alpha-Wellen richtet. Keiner der Teilnehmenden wusste, in welcher Gruppe er sich befindet. Direkt vor und nach der Behandlung sowie zwei und vier Wochen später wurde der Schweregrad der Depression mit Hilfe des Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale ermittelt.
Zwei Wochen nach der Behandlung
Als das Team von Frohlich die Daten von zwei Wochen nach der Behandlung untersuchte, stellten sie fest, dass 70 Prozent der Teilnehmenden in der 10-Hertz Wechselstrom-Behandlungsgruppe mindestens 50 Prozent weniger Depressionssymptome angaben. Diese Rate war signifikant höher als bei den beiden anderen Kontrollgruppen. Bei einigen Teilnehmenden war sogar ein noch stärkerer Rückgang zu beobachten. Vier Wochen nach der Behandlung flachte dieser Effekt allerdings ab.
Forschende sehen großes Potential
„Es ist wichtig anzumerken, dass dies die erste Studie dieser Art ist”, betont Dr. Frohlich in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Vor der Untersuchung sei unklar gewesen, ob sich überhaupt ein Effekt zeigen würde. Die Tatsache, dass es zu so positiven Ergebnissen kam, gibt den Forschenden Zuversicht, dass dieser Ansatz vielen Menschen mit Depression helfen wird. Zur Zeit sind zwei weitere Folgestudien zu dieser neuen Therapie in Planung. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.