Weltgrößte genetische Studie zu Arthrose liefert neue Behandlungsansätze
In der weltgrößten genetischen Studie zu Arthrose wurden neue Veränderungen im Erbgut entdeckt, die mit der Krankheit in Verbindung stehen. Zudem fanden die Forscher Ansätze, um teilweise bereits existierende Medikamente bei Arthrose einsetzen zu können.
Rund fünf Millionen Deutsche sind von der Krankheit betroffen
Arthrose ist die am meisten verbreitete muskuloskelettale Krankheit der Welt und die Hauptursache für entsprechende Behinderungen. Hierzulande sind laut der Deutschen Arthrose-Hilfe etwa fünf Millionen Menschen davon betroffen. Bislang gibt es keine krankheitsspezifische Behandlung. Es gibt aber einiges, was Betroffenen hilft. In einer neuen Studie hat sich nun gezeigt, dass bestimmte teilweise schon existierende Medikamente vielversprechende Kandidaten sind, um sie im Einsatz gegen Arthrose zu testen.
Degenerative Erkrankung der Gelenke
Bei Arthrose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung der Gelenke. Diese nehmen Schaden, verlieren an Beweglichkeit und beginnen zu schmerzen.
Die Schmerzen sind oft kaum auszuhalten. Daher schonen sich viele Betroffene. Allerdings kann Bewegung bei Arthrose die Beschwerden häufig lindern.
Auch Mittel aus der Naturheilkunde lindern Arthrose-Schmerzen und Steifigkeit. Zu nennen sind hier unter anderem Teufelskralle und Brennesselextrakt.
Zudem eignen sich bei Arthrose Behandlungsmöglichkeiten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), sowie Verfahren wie Akupunktur, Schröpfen oder Qi Gong.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährung. Man sollte bei Arthrose kein Fleisch und nur wenig Käse essen. Nicht zuletzt wird Betroffenen meist empfohlen, abzunehmen, wenn sie Übergewicht haben.
Viele Patienten sind jedoch auf Schmerzmittel angewiesen. Forscher berichten nun in einer Studie über teilweise schon existierende Medikamente, die vielversprechende Kandidaten sind, um sie im Einsatz gegen Arthrose zu testen.
Veränderungen im Erbgut
Wie das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in einer Mitteilung berichtet, haben Wissenschaftler 52 neue Veränderungen im Erbgut entdeckt, die mit Arthrose in Verbindung stehen.
Den Angaben zufolge verdoppelt sich dadurch die Anzahl der diesbezüglich bekannten Stellen. In der mit knapp 480.000 Teilnehmern bislang größten je durchgeführten genetischen Untersuchung zu Arthrose fanden die Forscher zudem Ansätze, um teilweise schon existierende Medikamente bei Arthrose einsetzen zu können.
Geleitet wurde die in im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlichte Arbeit von Prof. Dr. Eleftheria Zeggini, seit kurzem Institutsdirektorin am Helmholtz Zentrum München. In einem Video erklärt sie die Hintergründe der Arbeit.
Erbgut von Arthrose-Patienten analysiert
Wie es in der Mitteilung heißt, haben Forscher des britischen Wellcome Sanger Institute gemeinsam mit dem Unternehmen GSK das Erbgut von über 77.000 Arthrose-Patienten analysiert und mit dem von mehr als 370.000 gesunden Menschen verglichen, um den Krankheitsursachen auf den Grund zu gehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Die Proben stammten aus der arcOGEN-Studie sowie der UK-Biobank in Großbritannien. Die Wissenschaftler schlossen dabei viele verschiedene Arthrosetypen mit ein, darunter auch solche im Knie- und Hüftbereich.
Gene die sehr wahrscheinlich ursächlich für Arthrose sind
„Arthrose ist eine sehr häufige, unheilbare Krankheit“, kommentierte Prof. Dr. Eleftheria Zeggini, Direktorin des neu gegründeten Instituts für Translationale Genomik am Helmholtz Zentrum München und zuvor am Wellcome Sanger Institute.
„Wir haben die bisher größte Studie zur Arthrose durchgeführt und über 50 neue genetische Veränderungen gefunden, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. Das ist ein großer Fortschritt für die Entwicklung von Therapien, die Millionen von Betroffenen helfen könnten.“
Um herauszufinden, welche Gene für die Erkrankung verantwortlich sind, hatte das Wissenschaftlerteam zusätzlich zum Erbgut auch funktionelle Genomdaten aufgenommen sowie die Genaktivität und Proteinexpression analysiert.
So konnten die Forscher nachvollziehen, welche Gene besonders oft abgelesen und zu Proteinen umgesetzt wurden. Das entsprechende Gewebe stammte von Arthrose-Patienten, die sich einer Gelenkersatzoperation unterzogen hatten.
Durch das Zusammenführen mehrerer verschiedener Datensätze konnten die Wissenschaftler die Gene identifizieren, die sehr wahrscheinlich ursächlich für die Arthrose sind.
Den Angaben zufolge sind zehn davon bereits Ziel von Medikamenten, die sich entweder in der klinischen Entwicklung befinden oder schon gegen Arthrose und andere Krankheiten zugelassen sind.
Laut den Forschern wären diese Medikamente vielversprechende Kandidaten, um sie im Einsatz gegen Arthrose zu testen.
Erkrankung wirkt sich sehr verschieden auf die Menschen aus
„In ganz Großbritannien sind über 8,5 Millionen Menschen von Arthrose betroffen“, sagte Dr. Stephen Simpson, Forschungsdirektor der Wohltätigkeitsorganisationen Versus Arthritis, das die arcOGEN-Studie unterstützte.
„Wir wissen, dass sich die Erkrankung sehr verschieden auf die Menschen auswirkt: Eine Behandlung, die bei einer Person wirkt, muss bei einer anderen Person nicht unbedingt erfolgreich sein“, erklärte der Experte.
„Daher stellt diese Studie einen wichtigen Meilenstein dar, um die Komplexität von Arthrose zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden“, so Dr. Simpson.
„Langfristig sollte die Forschung dabei helfen, die Schmerzen, die Isolation und die Erschöpfung der Menschen mit Arthritis zu beenden.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.