Neue Leitlinien für Herz-Kreislauf-Notfälle mit zahlreichen Änderungen
Bei Notfällen des Herz-Kreislauf-Systems wie beispielsweise einem Herzinfarkt zählt jede Sekunde. Zudem ist vor allem das Zusammenspiel von Laienhelfern und Akutmedizin beziehungsweise Rettungskräften entscheidend, so die aktuelle Mitteilung der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Dies wurde auch bei der aktuellen Überarbeitung der internationalen Leitlinien für die Herz-Kreislauf-Notfallmedizin und Reanimation berücksichtigt, für deren deutsche Zusammenfassung der Kardiologe und Notfallmediziner Professor Dr. Martin Möckel von der Berliner Charité zuständig war.
Alle fünf Jahre werden die internationalen Leitlinien für die Herz-Kreislauf-Notfallmedizin und Reanimation überarbeitet. An dem aktuellen Revisionsprozess unter der Federführung des „International Liaison Committee on Resuscitation“ beteiligten sich laut Mitteilung der Charité Mediziner aus der ganzen Welt. „Für professionelle Helfer wie auch für Laienhelfer sind vor dem Hintergrund der internationalen Erfahrungswerte neue Standards bei Herz-Lungen-Wiederbelebung und weiteren Hilfen im Notfall definiert“, berichtet die Berliner Charité weiter.
Leitlinien für Ersthelfer und medizinisches Fachpersonal
Weil im Notfall jede Sekunde zählt und jeder Handgriff wichtig ist, werden die bestehenden Reanimationsleitlinien kontinuierlich überprüft und dem aktuellen Wissensstand angepasst. Nun stehen neue Leitlinien für Herz-Lungen-Wiederbelebung und Herz-Kreislauf-Medizin zur Verfügung, die basierend auf den Erfahrungen von weltweit tätigen Spezialisten einige Änderungen umfassen. Die Leitlinien dienen als Grundlage für Erste-Hilfe-Schulungen und enthalten Vorgehensweisen für Laienhelfer ebenso wie für medizinisches Fachpersonal, so die Mitteilung der Charité.
Als Neuerungen in den Leitlinien gibt die Berliner Charité folgende Punkte an:
- Das 2010 eingeführte Konzept, bei der Reanimation mit der Herzdruckmassage zu beginnen, wurde bestätigt, allerdings wird eine leicht erhöhte Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute bei der Herzdruckmassage im Fall des Herzstillstands bei Erwachsenen empfohlen.
- Die primäre Nutzung eines Automatisierten Externen Defibrillators (AED) ist erlaubt, wenn dieser unmittelbar zur Verfügung steht.
- Geschulte Laienhelfer sollen bei einer Überdosierung von Opioiden, also Schlaf- und Schmerzmitteln, das Gegenmittel Naloxon verabreichen.
- Bei einem Herzstillstand, für den ursächlich eine kardiovaskuläre Läsion vermutet wird, gilt für die medizinische Fachversorgung nun eine Angiografie, also Bildgebung, der Herzkranzgefäße als angebracht, wenn sie notfallmäßig vorgenommen wird. Dies kann auch im bewusstlosen Zustand der Patienten geschehen und erhöht die Überlebenschancen.
- Für das gezielte Temperaturmanagement wird jetzt in den ersten 24 Stunden nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand bei anhaltend spontan komatösen Patienten eine angestrebte Körpertemperatur von 32 bis 36 Grad Celsius empfohlen, statt der bisher angeratenen Herabkühlung auf 32 bis 34 Grad Celsius.
Zusammenspiel von Ersthelfern und Medizinern entscheidend
Bei allen Neuerungen in den Leitlinien bleibt laut Professor Möckel vor allem das Zusammenspiel zwischen Laien und Medizinern entscheidend.„Nur im perfekten Zusammenspiel von Ersthelfern und medizinischem Fachpersonal kann die Rettungskette erfolgreich sein – egal, ob es sich um einen Notfall im Krankenhaus oder außerhalb handelt“, so der Experte weiter. Daher werden in den Leitlinien erstmals differenzierte Rettungsketten innerhalb und außerhalb der Klinik empfohlen. Auch die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Mobiltelefonen finde dabei Berücksichtigung, betont Professor Möckel. „Neben zahlreichen weiteren Details in der Reanimationspraxis für Erwachsene, Kinder und Neugeborene, widmen sich die neuen Leitlinien auch ethischen Fragen der Wiederbelebung“, so die Mitteilung der Berliner Charité weiter. (fp).
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